ZWEITER ABSCHNITT.
Die spanische Malerei des 18. Jahrhunderts
Herade im Jahre 1700 ftarb Karl II., der letzte der fpanifchen Könige Kön^e'im
aus dem Haufe Oefterreich, deren glühende Kunftliebe, viele ihrer
-Schwächen aufwiegend, wefentlich dazu beigetragen hatte, Spanien zu
einem der erften Kunftländer Europas zu machen.
Die bourbonifchen Könige, welche Spanien im 18. Jahrhundert beherrfchten, „ ,Tre
ö J r Beziehungen
thaten freilich im Geifle ihrer Zeit das ihre, um die Kunft zu fördern; fie zur Kunft-
gründeten Akademien und beriefen fremde Künftler zur Ausführung von Bild-
niffen, Altarblättern und decorativen • Wand- und Deckengemälden. Philipp V. Philipp v.
(1700—1746) fand feinen neapolitanifchen Unterthanen Lzica Giordano (oben
S. 200—202) als Hauptmeifter in Madrid und den fchon (oben S. 299 und
241 Anm.) genannten berühmten Kunfthiftoriker Don Antonio Palomino y
Velasco (1653 —1726) als viel befchäftigten Hofmaler in der Provinz vor;
unter den auswärtigen Künftlern, welche er felbft nach Madrid berief, ift der
Franzofe holländifcher Abkunft Louis Michel van Loo der bekannteile; zum
Bau eines neuen Schloffes zwang Philipp V. der Brand, welcher 1734 das
Alcazar Karls V. und mit ihm unerfetzliche Kunftfchätze zerftörte; auch
gründete er eine öffentliche Kunftfchule in Madrid. Ferdinand VI. (1746—1759) FerdlInand
erhob diefe Kunftfchule unter dem Namen der Academia de San Fernando
zur eigentlichen Akademie und berief den bekannten Venezianer Jacopo
Amigoni (oben S. 919) nach Madrid. Karl III. (1759 —1788), unter deffen Karl hl
Herrfchaft im Neapolitanifchen Herculaneum und Pompeji entdeckt wurden,
gründete die dem heil. Carlos geweihten Akademien in Valencia und Mexico,
erhob die Akademie von Sevilla zu einer königlichen rXnftalt und berief den
grofsen Venezianer Giovanni Battißa Tiepolo (oben S. 920) und den berühmten
Sachfen Raphael Mengs, den wir unter den Deutfchen diefes Zeitraums kennen
lernen werden, nach Madrid. Karl IV. endlich (1788—1808) fuchte fich wenig- KarI IV-
ftens noch durch die Gründung der Academia de San Luis zu Zaragoza um
die Kunftpflege verdient zu machen.
Aber alle diefe Bemühungen vermochten, von wenigen Ausnahmen ab- SpM"jgCrhe
gefehen, dem fpanifchen Boden, den die herrliche Kunftblüthe des 17. Jahr-
hunderts ganz erfchöpft zu haben fchien, keine neuen Künftler von felbftändiger
l) Das befte über fie im Zufammenhange bei W. Stirling, Annals of the artists in Spain.
Vol. III, London 1848, p. 1152—1330.
Die spanische Malerei des 18. Jahrhunderts
Herade im Jahre 1700 ftarb Karl II., der letzte der fpanifchen Könige Kön^e'im
aus dem Haufe Oefterreich, deren glühende Kunftliebe, viele ihrer
-Schwächen aufwiegend, wefentlich dazu beigetragen hatte, Spanien zu
einem der erften Kunftländer Europas zu machen.
Die bourbonifchen Könige, welche Spanien im 18. Jahrhundert beherrfchten, „ ,Tre
ö J r Beziehungen
thaten freilich im Geifle ihrer Zeit das ihre, um die Kunft zu fördern; fie zur Kunft-
gründeten Akademien und beriefen fremde Künftler zur Ausführung von Bild-
niffen, Altarblättern und decorativen • Wand- und Deckengemälden. Philipp V. Philipp v.
(1700—1746) fand feinen neapolitanifchen Unterthanen Lzica Giordano (oben
S. 200—202) als Hauptmeifter in Madrid und den fchon (oben S. 299 und
241 Anm.) genannten berühmten Kunfthiftoriker Don Antonio Palomino y
Velasco (1653 —1726) als viel befchäftigten Hofmaler in der Provinz vor;
unter den auswärtigen Künftlern, welche er felbft nach Madrid berief, ift der
Franzofe holländifcher Abkunft Louis Michel van Loo der bekannteile; zum
Bau eines neuen Schloffes zwang Philipp V. der Brand, welcher 1734 das
Alcazar Karls V. und mit ihm unerfetzliche Kunftfchätze zerftörte; auch
gründete er eine öffentliche Kunftfchule in Madrid. Ferdinand VI. (1746—1759) FerdlInand
erhob diefe Kunftfchule unter dem Namen der Academia de San Fernando
zur eigentlichen Akademie und berief den bekannten Venezianer Jacopo
Amigoni (oben S. 919) nach Madrid. Karl III. (1759 —1788), unter deffen Karl hl
Herrfchaft im Neapolitanifchen Herculaneum und Pompeji entdeckt wurden,
gründete die dem heil. Carlos geweihten Akademien in Valencia und Mexico,
erhob die Akademie von Sevilla zu einer königlichen rXnftalt und berief den
grofsen Venezianer Giovanni Battißa Tiepolo (oben S. 920) und den berühmten
Sachfen Raphael Mengs, den wir unter den Deutfchen diefes Zeitraums kennen
lernen werden, nach Madrid. Karl IV. endlich (1788—1808) fuchte fich wenig- KarI IV-
ftens noch durch die Gründung der Academia de San Luis zu Zaragoza um
die Kunftpflege verdient zu machen.
Aber alle diefe Bemühungen vermochten, von wenigen Ausnahmen ab- SpM"jgCrhe
gefehen, dem fpanifchen Boden, den die herrliche Kunftblüthe des 17. Jahr-
hunderts ganz erfchöpft zu haben fchien, keine neuen Künftler von felbftändiger
l) Das befte über fie im Zufammenhange bei W. Stirling, Annals of the artists in Spain.
Vol. III, London 1848, p. 1152—1330.