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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Editor]; Woermann, Karl [Editor]
Geschichte der Malerei (Band 3,2) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48522#0409
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Die fpanifche Malerei des 18. Jahrhunderts.

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den Auftrag, neue Fresken im Klofterhof der Kathedrale zu Toledo zu malen.
Im Ganzen wirken feine Bilder nur wie ein fchwacher Abklatfch der Werke
des Raphael Mengs. Das Madrider Mufeum bewahrt als Beifpiel feiner Kunft-
weife eine »Himmelfahrt Mariä« und — ein kleines Strandbild.
Als Madrider Landfehafter des 18. Jahrhunderts ift Don Pedro
Rodriguez de Miranda (1696—1766) zu nennen. Allerdings malte er auch phapep d
Kirchenbilder und Klofterhoffresken. Aber feine Bedeutung lag in feiner Miranda.
Landfchaftsmalerei. Seine beiden Berglandfchaften im Madrider Mufeum find
breit in fpanifchem Tone, zugleich aber klar und frifch gemalt und müffen zu
den befferen Leitungen jener Zeit in diefem Fache gezählt werden. — Als
fpanifcher Profpectenmaler mag dagegen Don Mariano Ramon Sanchez genannt Ds°ann(?^zR’
fein, der 1740 zu Valencia geboren wurde und 1822 in Madrid ftarb. Seinen
nüchternen, trockenen kleinen Stadt- und Hafenanfichten begegnet man häufig
in den königlichen Schlöffern Spaniens. Seine zehn Bilder, welche der Madrider
Katalog aufführt, fah der Verfaffer im Reflaurationszimmer des Mufeums, in
welches fie wohlweislich verbannt waren.
Frifcher und origineller find die fpanifchen Blumenmaler diefer Zeit. Spanifche
Von der Hand des Don Luis Par et y Alcazar (1747—1799) befitzt das maier.
Madrider Mufeum drei, von der Hand des Don Benito Espinos (geft. 1817) gar Paret y
neun bezeichnete Bilder. Don Benito
Der einzige wirklich national-fpanifche, wirklich eigenartige, wirklich geilt- EDer"s'
volle fpanifche Künftler des 18. Jahrhunderts, Don Francisco Goya y Lucientesx}, fHaupt'-e
lebte noch ziemlich tief in unfer Jahrhundert hinein. Er ift am 30. März 1746
zu Fuendetodos in Aragonien geboren und am 15. Mai 1828 in Bordeaux Francisco'
geftorben. Seinen erflen Unterricht empfing er in Zaragoza, feine Ausbildung Sefn°^ae’ben<
vollendete er in Madrid, wo Fr. Bayeu, den er felbft als feinen Lehrer
bezeichnet, feine Ausbildung überwacht zu haben fcheint. Dann hielt er fich
längere Zeit in Rom auf, ohne fich durch die dortige Kunflübung beeinfluffen
zu laffen. Um 1775 liefs er fich ganz in Madrid nieder und verheiratete fich
mit der Tochter Bayeu’s. Rafch flieg er jetzt zu Anfehen empor. Mitglied
der Academia de San Fernando wurde er 1780, ihr Director 1795- Als könig-
licher Kammermaler gehörte er unter Karl IV. und Ferdinand VII. zu den
intimften Günftlingen des Hofes. Des Hoflebens überdrüffig, zog er fich aber
1822 nach Frankreich zurück und verbrachte feine letzten Lebensjahre am
Geftade der Garonne.
Goya hat grofse Kirchenfresken und Altarbilder gemalt, Cartons für die seine Kunft.
fpanifche Teppichfabrik gezeichnet, zahlreiche Bildniffe feiner Zeitgenoffen an-
gefertigt, vor allen Dingen aber Bilder aus dem fpanifchen Leben, Sittenbilder
im eigentlichften Sinne des Wortes, gemalt und radirt.
Als Techniker gehörte er, ein echter Spanier, zu den Realiften und Colo- Tfcb"fk>
riften1 2); doch war er wild, rafch, flüchtig in der Behandlung, oft geiftreich,
1) Statt aller früheren Arbeiten über ihn das erfchöpfend zufammenfaffende Werk von Ch.
Yriarte: Goya etc. Paris 1867.
2) Während die Franzofen, die über ihn gefchrieben haben, ihn überfchätzen, hat H. Lücke in
feinem Auffatz über ihn in der Ztfchrft. f. b. K. X (1875), 193—x99 ihn doch wohl etwas
unterfchätzt.
 
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