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Siebentes Buch. Dritter Abfchnitt.
A. Die franzöfifchen Gefchichtsmaler des 18. Jahrhunderts.
Dafs es auch im 18. Jahrhundert noch nicht durchaus unerläfslich war,
feine Ausbildung in Paris erhalten zu haben, um ein angefehener franzöfifcher
Künftler zu werden, beweifen Ant. Rivaltz und fein Schüler Pierre Subleyras.
Am.Rivaitz. Ant. Rivaltz wurde am 6. März 1667 zu Touloufe geboren, wo er Schüler
feines Vaters war, der unter N. Pouffin (oben S. 318) in Rom feine Ausbildung
vollendet hatte. Auch er befuchte die ewige Stadt, begründete dann aber in
feiner Vaterftadt die erfte Provinzial-Akademie, welche 1750, nach feinem
Tode, zur königlichen Anflalt erhoben wurde. Er flarb am 7. Dec. 1735-
Sein Stil ift der langweilig pathetifche franzöfifche Durchfchnittsftil jener Tage.
Seine Bilder lernt man faft nur in Touloufe kennen. Das Mufeum diefer
Stadt befitzt ihrer vierzehn. Doch hat er auch Radirungen hinterlaffen *). —
Subieyrls. Sein Schüler Pierre Subleyras ift 1699 zu Ures geboren, am 28. Mai 1749 zu
Rom geftorben; was er bei Rivaltz in Touloufe gelernt, zeigte er in Paris,
wo er 1727 für fein jetzt im Louvre ausgeflelltes Bild der »Ehernen Schlange«
Sein Leben, den erften akademifchen Preis erhielt. Seit 1728 lebte er in Rom, wo er
Mitglied der Accademia di San Luca wurde. Man hat ihn »vielleicht den
SeibiidUfmd' begabteflen Hiftorienmaler diefer Zeit« genannt1 2). Nach feinem genannten
Louvre. Jugendbild im Louvre, welches einen etwas fehr fludirten Eindruck macht,
Seme Bilder jarf man njcpp beurtheilen. Sein 1739 in Rom gemaltes Hauptbild im
Louvre, welches Chriftus bei Simon dem Pharifäer darflellt, ift wenigftens durch
einen grofsen, einheitlichen Zug der Anordnung und eine leichte und »elegante«
Farbengebung ausgezeichnet. Wie fehr er in Rom gefchätzt wurde, beweifl
von 1745. der Umftand, dafs er 1745 den Auftrag erhielt, eines der grofsen, in Mofaik
auszuführenden Gemälde für die Kuppelpfeiler der Peterskirche zu malen.
Das Original befindet fich heute in der Kirche Sa. Maria degli Angeli zu
Rom, das Mofaik in der That an dem Platze, für den es beflimmt worden.
Es ftellt die Meffe des heil. Bafilius mit der Ohnmacht des Kaifer Valens dar.
Dem Bilde läfst fich weniger ein harmonifcher Gefammteindruck, als eine Reihe
Seme Bilder kräftiger Einzelwirkungen nachrühmen. Im Louvre ift Subleyras im Ganzen
mit 11 Bildern vertreten. Von den übrigen öffentlichen Sammlungen Europas
in Mailand, lehrt ihn die Brera zu Mailand am beften kennen. Sie befitzt zwei grofse,
bezeichnete, von 1739 und 1744 datirte Kirchenbilder feiner Hand, deren eines
den heil. Hieronymus in der Ekftafe, deren anderes den Heiland am Kreuze
darflellt.
ihuptfcMe Die übrigen Meifter, welche wir zu befprechen haben, gehören der P a r i fe r
Hauptfchule an.
B^uTogne’s11 Von den Schülern Bon Boulogne’s (oben S. 372) ift J. B. Santerre fchon
J-b. (ebendort) erwähnt worden. Andere können wir nur im Vorbeigehen nennen.
Santerre, . 0
Nie. Benin. Zu diefen gehören Nie. Bertin, geb. zu Paris gegen 1668, geft. dafelbft 1736,
ein befonders in kleinfigurigen Bildern, wie man ihnen im Louvre zu Paris, in
1) Robert-Dumesnil. Le Peintre-graveur franpais. Paris 1835—1871, h P- 271—276; XI p. 295
bis 297. — 9 Blatt.
2) F. Kugler, Handbuch der Gefchichte der Malerei. Dritte Auflage. 1867, III, S. 131.
Siebentes Buch. Dritter Abfchnitt.
A. Die franzöfifchen Gefchichtsmaler des 18. Jahrhunderts.
Dafs es auch im 18. Jahrhundert noch nicht durchaus unerläfslich war,
feine Ausbildung in Paris erhalten zu haben, um ein angefehener franzöfifcher
Künftler zu werden, beweifen Ant. Rivaltz und fein Schüler Pierre Subleyras.
Am.Rivaitz. Ant. Rivaltz wurde am 6. März 1667 zu Touloufe geboren, wo er Schüler
feines Vaters war, der unter N. Pouffin (oben S. 318) in Rom feine Ausbildung
vollendet hatte. Auch er befuchte die ewige Stadt, begründete dann aber in
feiner Vaterftadt die erfte Provinzial-Akademie, welche 1750, nach feinem
Tode, zur königlichen Anflalt erhoben wurde. Er flarb am 7. Dec. 1735-
Sein Stil ift der langweilig pathetifche franzöfifche Durchfchnittsftil jener Tage.
Seine Bilder lernt man faft nur in Touloufe kennen. Das Mufeum diefer
Stadt befitzt ihrer vierzehn. Doch hat er auch Radirungen hinterlaffen *). —
Subieyrls. Sein Schüler Pierre Subleyras ift 1699 zu Ures geboren, am 28. Mai 1749 zu
Rom geftorben; was er bei Rivaltz in Touloufe gelernt, zeigte er in Paris,
wo er 1727 für fein jetzt im Louvre ausgeflelltes Bild der »Ehernen Schlange«
Sein Leben, den erften akademifchen Preis erhielt. Seit 1728 lebte er in Rom, wo er
Mitglied der Accademia di San Luca wurde. Man hat ihn »vielleicht den
SeibiidUfmd' begabteflen Hiftorienmaler diefer Zeit« genannt1 2). Nach feinem genannten
Louvre. Jugendbild im Louvre, welches einen etwas fehr fludirten Eindruck macht,
Seme Bilder jarf man njcpp beurtheilen. Sein 1739 in Rom gemaltes Hauptbild im
Louvre, welches Chriftus bei Simon dem Pharifäer darflellt, ift wenigftens durch
einen grofsen, einheitlichen Zug der Anordnung und eine leichte und »elegante«
Farbengebung ausgezeichnet. Wie fehr er in Rom gefchätzt wurde, beweifl
von 1745. der Umftand, dafs er 1745 den Auftrag erhielt, eines der grofsen, in Mofaik
auszuführenden Gemälde für die Kuppelpfeiler der Peterskirche zu malen.
Das Original befindet fich heute in der Kirche Sa. Maria degli Angeli zu
Rom, das Mofaik in der That an dem Platze, für den es beflimmt worden.
Es ftellt die Meffe des heil. Bafilius mit der Ohnmacht des Kaifer Valens dar.
Dem Bilde läfst fich weniger ein harmonifcher Gefammteindruck, als eine Reihe
Seme Bilder kräftiger Einzelwirkungen nachrühmen. Im Louvre ift Subleyras im Ganzen
mit 11 Bildern vertreten. Von den übrigen öffentlichen Sammlungen Europas
in Mailand, lehrt ihn die Brera zu Mailand am beften kennen. Sie befitzt zwei grofse,
bezeichnete, von 1739 und 1744 datirte Kirchenbilder feiner Hand, deren eines
den heil. Hieronymus in der Ekftafe, deren anderes den Heiland am Kreuze
darflellt.
ihuptfcMe Die übrigen Meifter, welche wir zu befprechen haben, gehören der P a r i fe r
Hauptfchule an.
B^uTogne’s11 Von den Schülern Bon Boulogne’s (oben S. 372) ift J. B. Santerre fchon
J-b. (ebendort) erwähnt worden. Andere können wir nur im Vorbeigehen nennen.
Santerre, . 0
Nie. Benin. Zu diefen gehören Nie. Bertin, geb. zu Paris gegen 1668, geft. dafelbft 1736,
ein befonders in kleinfigurigen Bildern, wie man ihnen im Louvre zu Paris, in
1) Robert-Dumesnil. Le Peintre-graveur franpais. Paris 1835—1871, h P- 271—276; XI p. 295
bis 297. — 9 Blatt.
2) F. Kugler, Handbuch der Gefchichte der Malerei. Dritte Auflage. 1867, III, S. 131.