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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Hrsg.]; Woermann, Karl [Hrsg.]
Geschichte der Malerei (Band 3,2) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48522#0450
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978

Siebentes Buch. Dritter Abfchnitt.

C. Die übrigen franzöfifchen Meifter des 18. Jahrhunderts.
Franzöfifche An die grofsen franzöfifchen Bildnifsmaler des 17. Jahrhunderts, wie
des"?Jahr-Claude le Fevre, Nie. de Largilliere und Hyacinthe Rigaud (oben S. 372—
hunderts fchloffen fich im 18. Jahrhundert noch tüchtige Meifter an, von denen es
siiveftre. einige auch zu einer ziemlich ausgeprägten Eigenart brachten. Silveftre und
Pesne. Pesne, die nach Deutfchland gingen, haben wir bereits (oben S. 945) unter
Grimou. den Gefchichtsmalern kennen gelernt. Meifter wie Al. Grimou (geb. zu Romont
in der Schweiz um 1680, geft. zu Paris um 1740), der im Louvre und in der
Aved. Dresdener Galerie vertreten ift, wie Jacques-Andre-Jofeph Aved (geb. zu Douai
1702, geft. zu Paris 1766), von deffen Hand z. B. der Louvre in Paris und
das Amfterdamer Reichsmufeum Bilder bewahren, und wie Francois-Hubert
DtovliSs. Drouais (geb. zu Paris 1727, geft. dafelbft 1775), der ein Lieblingsbildnifsmaler
des franzöfifchen Hofes war, find nicht felbftändig genug, um näher befprochen
werden zu können.
Toumieres. Seinen eigenen Weg ging zunächft Robert Tournier es, der 1668 in Caen
geboren war und 1752 ebendort ftarb, aber Schüler Bon Boulogne’s (oben
S. 372) in Paris gewefen war und hier auch bis zwei Jahre vor feinem Tode
als angefehener Akademiker gelebt hatte. Seines Gegenftandes wegen erregte
feiner Zeit fein 1716 gemaltes Receptionsbild Auffehen, welches nach der alt-
griechifchen Künftlerfage die Tochter des Dibutades darftellt, wie fie beim
Lampenfchein den Schatten ihres Geliebten durch Umrifszeichnung an die
Wand bannte. Später verlegte er fich im Anfchlufs an die holländifchen
Kleinmeifter darauf, fittenbildlich ausgeftattete kleine Bildniffe, die er lebendig
und forgfältig durchführte, zu malen. Werke feiner Hand bewahren die Ecole
des Beaux Arts in Paris, das Schlofs zu Verfalles, die Provinzialmufeen zu
Angers, Orleans, Rennes, Caen und Nantes.
J- ¥• Bedeutender war Jean-Marc Nattier, der, da fchon fein Vater, Marc
Nattier, Bildnifsmaler war, auch wohl als Nattier le jeune bezeichnet wird. Er
ift am 17. März 1685 zu Paris geboren und am 7. Nov. 1766 dafelbft geftorben.
Er war Schüler der Parifer Akademie, deren Mitglied er 1718 wurde. Sein
Receptionsbild »Perfeus und Phineus« befindet fich im Mufeum zu Tours. Er
warf fich jedoch feit 1720 ausfchliefslich auf die Bildnifsmalerei und wurde
einer der beliebteften Porträtmaler feiner Zeit. Man fagte ihm nach, dafs er
die Kunft verftehe, auch die häfslichften Menfchen zugleich fprechend ähnlich
und doch fchön wiederzugeben. Vorzugsweife malte er die vornehmen Frauen
des franzöfifchen Hofes. Er wufste feinen Bildniffen fchon durch die ganze
Umgebung, in welcher er fie anordnete, einen malerifchen Anftrich zu ver-
leihen und führte fie, wenn ihre Zeichnung als folche manchmal auch fade und
kalt erfcheint, mit weichem Pinfel in reicher, doch warmer und einheitlicher
Färbung durch. Im Louvre fieht man das Bildnifs einer Dame als Magdalena
von feiner Hand. Die Dresdener Galerie befitzt in Nattier’s Bildnifs des Grafen
Moritz von Sachfen, nachmaligen Marfchalls von Frankreich, ein Hauptwerk
feiner Hand. Eine Reihe feiner beften Bildniffe befindet fich im Schlöffe zu
Verfalles; vorzüglich ift er mit drei Damenbildniffen im Stockholmer, recht
gut mit vier Bildern im Madrider Mufeum vertreten.
 
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