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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Hrsg.]; Woermann, Karl [Hrsg.]
Geschichte der Malerei (Band 3,2) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48522#0495
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Die deutfche Malerei des 18. Jahrhunderts. A. Ueberblick.

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zu erwähnen, dafs von hier einige der meiflgenannten Künftler der klafficiftifchen
Uebergangszeit in die neudeutfche Kunft ausgingen. In Stuttgart wurde geboren, h^rYdH
wirkte und flarb der berühmte Bildhauer Joh. Heinr. Dannecker (1758—1841); Dannecker.
auf der Karlsfchule erzogen aber waren auch der bahnbrechende Meifter einer
in ihrer Strenge und Folgerichtigkeit wirklich grofsartigen zeichnerifchen Rich-
tung der Landfchaftsmalerei, Jofeph Anton Koch (geb. 1768 in Tirol, geft.
1839 zu Rom), und der fpäter durch David in Paris weitergebildete, dann in
Rom mit Koch treu zu dem Carftens’fchen Kreife flehende Eberhard Georg
Friedr. Wächter (geb. zu Balingen 1762, geft. zu Stuttgart 1852); und ein wäSiX’,
Vollblut-Stuttgarter war auch der dritte in diefem Bunde, der ebenfalls bei
David in Paris in der Schule gewefene, fpäter übrigens über den Klafficismus
hinaus zur Romantik hindurch gedrungene Maler Gottlieb Schick (1776’)—1812). ^chick?
Die Befprechung diefer Meifter gehört an die Spitze der deutfchen Kunft-
gefchichte des 19. Jahrhunderts1 2). Wir können auf fie nicht mehr eingehen.
Kehren wir zu den deutfchen Meiftern des 18. Jahrhunderts zurück, fo
haben wir zunächft nur noch einen Blick auf die Kunft in den freien Reichs-
ftädten zu werfen, dann aber uns noch kurz der durch fie beeinflufsten Malerei
des fkandinavifchen Nordens zuzuwenden.
Hamburgs Stolz während der erften Hälfte des Jahrhunderts war Hamburger
Balthafar Denner (1685 —1749), der eigenartige Bildnifsmaler, auf den wir im B.'üenner.
nächften Kapitel zurückkommen müffen. In die erfle Hälfte des 18. Jahr-
hunderts hinein lebten auch noch manche der bereits oben (S. 897) genannten
Hamburger Maler. Die Hamburger Meifter der zweiten Hälfte diefes Zeit-
raumes aber können wir mit Stillfchweigen übergehen.
Auch in Frankfurt a. M.3) war die Kunft im 18. Jahrhundert im Ver- ^^furter-
blühen begriffen. Doch lebten hier immerhin noch einige Meifter, welche l8- Jahrh-
genannt zu werden verdienen. Jußus Juncker, welcher 1701 oder 1702 zu J. Juncker.
Mainz geboren war und 1767 in Frankfurt flarb, war ein tüchtiger Bildnifs-,
Sitten- und Stillebenmaler. Bilder feiner Hand fieht man im Städel’fchen
Inftitut zu Frankfurt a. M. und in den öffentlichen Sammlungen zu Caffel,
Darmfladt, Karlsruhe und Mainz. — Der kurpfälzifche Hofmaler Johann Georg
Trautmann, welcher 1713 in Zweibrücken geboren war und 1769 in Frank- Trau’tmänn.
furt a. M., der Stadt feiner Wahl, flarb, malte nächtliche Feuersbrünfle, Bauern-
fcenen in niederländifcher Art und Bildniffe, in denen er Rembrandt nachzu-
ahmen fuchte. Bilder feiner Hand befinden fich z. B. in Frankfurt a. M. und
in Caffel. — Fr. Willi. Hirt war ein 1721 in Frankfurt geborener, 1772 dafelbft f. w. Hirt,
geftorbener Landfehafter und Thiermaler, welcher es mit Joh. H. Roos (oben
S. 878) aufzunehmen fuchte, aber viel härter in der Formen-, viel füfslicher in
der Farbengebung war. Bilder feiner Hand fieht man z. B. im Städel’fchen
Inftitut zu Frankfurt a. M., im Stockholmer und im Mainzer Mufeum fowie in

1) Bisher wurde bald 1779, bald 1777 als fein Geburtsjahr angegeben. Jetzt fleht der 15. Aug.
1776 feil. Vgl. J. Wintterlin im Repert. IX (1886), S. 118—120.
2) Eine charakteriflifche Würdigung derfelben im Sinne der erften Hälfte unteres Jahrhunderts
bei Ernß Foerßer: Gefchichte der deutfchen Kunft. IV. Leipzig 1860, S. 43—82.
3) Vgl. über die folgenden Meifter: Dr. Ph. Fr. Givinner; Kunft und Künfller in Frankfurt
a. M. Frankfurt 1862.
 
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