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Siebentes Buch. Fünfter Abfchnitt.
Einzelnes hervorzuheben. Genannt feien noch: die »Fürften-Jagdluft«, Augsburg
1729, 36 Blatt, — die »Parforce-Jagd des Hirfchen«, 16 Blatt, — die »Abbildung
der jagdbaren Thiere mit derfelben angefügten Fährten und Spuren« u. f. w.,
Augsburg 1740, 23 Blatt, — »Betrachtung der wilden Thiere« mit den Verfen
von Brockes, Augsburg 1736, 40 Blatt, — der »Entwurf einiger Thiere« nach
ihren »Arten, Actionen und Leidenfchaften« u. f. w., 1738 —1753, 126 Blatt,
— die »Neue Reitkunft«, Augsburg 1722, 22 Blatt, — die »Neue Reitfchule«,
Augsburg 1734, 18 Blatt, — die »Kämpfe reifsender Thiere«, Augsburg 1760,
8 Blatt, — und die »Lehrreichen Fabeln« (Fig. 673), Augsburg 1744, 20 Blatt.
Im vollen Gegenfatze zu diefen drei Künftlern, welche nur als Spezialiften
CDieuTchE bedeutend waren, gehört Chr. Wilh. Ernß Dietrichzu den vielfeitigften
Sund feine” Meiftern aller Zeiten. Dietrich ward am 30. Octbr. 1712 zu Weimar geboren,
künftierifehe ^am 1724 mit feinem Vater, der felbft Maler war, nach Dresden und beendete
hier feine künfllerifche Lehrzeit bei Joh. Alex. Thiele, den wir bereits kennen
gelernt haben. In Dresden fand er rafch Beifall und Förderung; 1734 trat er
eine Studienreife nach Holland an, auf der er jedoch nur bis Braunfchweig,
in deffen Galerie er holländifche Bilder genug fand, gekommen zu fein fcheint;
T735 veränderte er feinen Namen in Dietricy; 1741 ernannte Auguft III. ihn
zu feinem Hofmaler. Von 1743—1744 weilte er auf Koflen Augufl’s III. in
Italien, wo er fich jedoch nur in der Landfchaftsmalerei weiterbildete5 1746
wurde er Galerie-Infpector in Dresden, 1763—1765 war er Director der Por-
zellan - Manufactur zu Meifsen; den Reft feines Lebens lebte er als Akademie-
Kunft^t. Profeffor in Dresden, wo er am 24. Dec. 1774 ftarb. — Dietrich wollte von
den Italienern nicht viel wiffen. Er ahmte die Niederländer, manchmal auch
die Franzofen vom Schlage Watteau’s nach. Sein Lieblingsmeifter war Rembrandt,
mit deffen Bildern unkritifche Zeiten einige der feinen verwechfelt haben. Grofse
Figuren hat er jedoch nur äufserft feiten gemalt. Fall alle feine Bilder find
kleinfigurig; und die Landfchaft pflegt auch auf denjenigen von ihnen, die nicht
nur als Landfchaften zu betrachten find, eine Rolle zu fpielen. Dietrichs eigene
Begabung reichte nicht einmal aus, um die verfchiedenen Eindrücke, die auf
Sti”ismisk" *hn eingewirkt, zu einem eklektifchen Ganzen zu verfchmelzen. Sein Eklek-
ticismus blieb abwechfelnd an der Nachahmung verfchiedener Vorbilder haften.
Bald, wie gefagt, fuchte er in Rembrandt’s Art zu malen, bald ahmte er die
Art Berchem’s, Poelenburgh’s, Oftade’s, van der Neer’s, J. H. Roos’, Watteau’s
oder Salvator Rosa’s nach. Fafl jedem feiner Bilder fieht man an, in weffen
Manier es gemalt fein wollte. Am felbfländigften erfcheint er in einigen Land-
fchaften feiner italienifchen Zeit, wie dem »Wafferfall von Tivoli« im Berliner
Mufeum. — Ohne es zu wollen, überfetzte Dietrich aber auch alle Meifter, die
er nachahmte, in’s Leerere, Flachere und Härtere und hüllte fie in einen ihm
Sein Eigenes, eigenthümlichen, keineswegs fonderlich wohlthätigen bräunlichen Schleier.
Schliefslich ift feine Hand als folche doch in allen feinen Bildern unfchwer zu
erkennen. Mit Denner und Thiele gehörte Dietrich zu den Meiftern, mit denen
Herzog Chriftian Ludwig von Mecklenburg im Briefwechfel2) fland. Dement-
1) Monographie: J. F. Linck: C. W. E. Dietrich. Berlin 1846.
2) F. Schlie: Der Herzog Chriftian Ludwig II. von Mecklenburg und der Maler C. W. E.
Dietrich im Repert. IX (1886), S. 3 ff., S. 271 ff.
Siebentes Buch. Fünfter Abfchnitt.
Einzelnes hervorzuheben. Genannt feien noch: die »Fürften-Jagdluft«, Augsburg
1729, 36 Blatt, — die »Parforce-Jagd des Hirfchen«, 16 Blatt, — die »Abbildung
der jagdbaren Thiere mit derfelben angefügten Fährten und Spuren« u. f. w.,
Augsburg 1740, 23 Blatt, — »Betrachtung der wilden Thiere« mit den Verfen
von Brockes, Augsburg 1736, 40 Blatt, — der »Entwurf einiger Thiere« nach
ihren »Arten, Actionen und Leidenfchaften« u. f. w., 1738 —1753, 126 Blatt,
— die »Neue Reitkunft«, Augsburg 1722, 22 Blatt, — die »Neue Reitfchule«,
Augsburg 1734, 18 Blatt, — die »Kämpfe reifsender Thiere«, Augsburg 1760,
8 Blatt, — und die »Lehrreichen Fabeln« (Fig. 673), Augsburg 1744, 20 Blatt.
Im vollen Gegenfatze zu diefen drei Künftlern, welche nur als Spezialiften
CDieuTchE bedeutend waren, gehört Chr. Wilh. Ernß Dietrichzu den vielfeitigften
Sund feine” Meiftern aller Zeiten. Dietrich ward am 30. Octbr. 1712 zu Weimar geboren,
künftierifehe ^am 1724 mit feinem Vater, der felbft Maler war, nach Dresden und beendete
hier feine künfllerifche Lehrzeit bei Joh. Alex. Thiele, den wir bereits kennen
gelernt haben. In Dresden fand er rafch Beifall und Förderung; 1734 trat er
eine Studienreife nach Holland an, auf der er jedoch nur bis Braunfchweig,
in deffen Galerie er holländifche Bilder genug fand, gekommen zu fein fcheint;
T735 veränderte er feinen Namen in Dietricy; 1741 ernannte Auguft III. ihn
zu feinem Hofmaler. Von 1743—1744 weilte er auf Koflen Augufl’s III. in
Italien, wo er fich jedoch nur in der Landfchaftsmalerei weiterbildete5 1746
wurde er Galerie-Infpector in Dresden, 1763—1765 war er Director der Por-
zellan - Manufactur zu Meifsen; den Reft feines Lebens lebte er als Akademie-
Kunft^t. Profeffor in Dresden, wo er am 24. Dec. 1774 ftarb. — Dietrich wollte von
den Italienern nicht viel wiffen. Er ahmte die Niederländer, manchmal auch
die Franzofen vom Schlage Watteau’s nach. Sein Lieblingsmeifter war Rembrandt,
mit deffen Bildern unkritifche Zeiten einige der feinen verwechfelt haben. Grofse
Figuren hat er jedoch nur äufserft feiten gemalt. Fall alle feine Bilder find
kleinfigurig; und die Landfchaft pflegt auch auf denjenigen von ihnen, die nicht
nur als Landfchaften zu betrachten find, eine Rolle zu fpielen. Dietrichs eigene
Begabung reichte nicht einmal aus, um die verfchiedenen Eindrücke, die auf
Sti”ismisk" *hn eingewirkt, zu einem eklektifchen Ganzen zu verfchmelzen. Sein Eklek-
ticismus blieb abwechfelnd an der Nachahmung verfchiedener Vorbilder haften.
Bald, wie gefagt, fuchte er in Rembrandt’s Art zu malen, bald ahmte er die
Art Berchem’s, Poelenburgh’s, Oftade’s, van der Neer’s, J. H. Roos’, Watteau’s
oder Salvator Rosa’s nach. Fafl jedem feiner Bilder fieht man an, in weffen
Manier es gemalt fein wollte. Am felbfländigften erfcheint er in einigen Land-
fchaften feiner italienifchen Zeit, wie dem »Wafferfall von Tivoli« im Berliner
Mufeum. — Ohne es zu wollen, überfetzte Dietrich aber auch alle Meifter, die
er nachahmte, in’s Leerere, Flachere und Härtere und hüllte fie in einen ihm
Sein Eigenes, eigenthümlichen, keineswegs fonderlich wohlthätigen bräunlichen Schleier.
Schliefslich ift feine Hand als folche doch in allen feinen Bildern unfchwer zu
erkennen. Mit Denner und Thiele gehörte Dietrich zu den Meiftern, mit denen
Herzog Chriftian Ludwig von Mecklenburg im Briefwechfel2) fland. Dement-
1) Monographie: J. F. Linck: C. W. E. Dietrich. Berlin 1846.
2) F. Schlie: Der Herzog Chriftian Ludwig II. von Mecklenburg und der Maler C. W. E.
Dietrich im Repert. IX (1886), S. 3 ff., S. 271 ff.