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Siebentes Buch. Fünfter Abfchnitt.
Künftler, der die folide, wirklich malerifche Maltechnik der guten alten Zeit
Aßiidiiffener bis f° we^ in s T9- Jahrhundert hineinrettete. Er malte eine grofse Anzahl
der berühmteften Leute feiner Zeit. Nach feiner eigenen Angabe hat er 1240
Originalbilder gemalt, die mit verfchwindenden Ausnahmen, wenn nicht aus-
nahmslos, Bildniffe waren. Nachweisbar find ihrer, theils im Original, theils in
zeitgenöffifchen Stichen t), zur Zeit nur gegen 300. Auch diefe können wir
Büdniffe hier natürlich nicht aufzählen. Seinen Entwicklungsgang, der übrigens keine
fcharfen Wandlungen zeigt, kann man am beften an feinen 17 Bildern in der
in Dresden, Dresdener Galerie verfolgen. Eine zeitliche Folge bilden hier fchon feine drei
trefflichen Selbftbildniffe von 1765 (fein akademifches Receptionsbild), von 1795
(in ganzer Geftalt auf dem Stuhle fitzend) (Fig. 679) und aus feinem letzten
Lebensjahre. Mit feinem Namen bezeichnet hat er das grofse Bildnifs Friedrich
Angriffs des Gerechten von 1795. Zu feinen lebendigften und vollendetften
Bildniffen gehören diejenigen des Hofhiftoriographen Gottlob Boehme und feiner
Familie. Auch in anderen Dresdener Sammlungen und im Dresdener Privat-
befitze, befonders in demjenigen der königl. Familie, haben fich noch zahlreiche
in Leipzig, Bildniffe feiner Hand erhalten. Nicht minder zahlreich find fie in Leipzig; hier
kommt vor allen Dingen die berühmte Sammlung berühmter Deutfchen in
Betracht, welche Graff im Auftrage des Buchhändlers Philipp Erasmus Reich
gemalt hatte. Sie gehört der Leipziger Univerfitätsbibliothek und befteht aus
26 Bildniffen, unter denen fich diejenigen Geliert’s, Ramlers, Mendelsfohn’s,
Sulzer’s und Leffing’s befinden. Auch das Leipziger Mufeum, das Leipziger
Rathhaus und Leipziger Buchhändler befitzen noch vortreffliche Reihen Graff’-
in Berlin, fcher Bildniffe. In Berlin befinden fich ihrer befonders viele in den königl.
Schlöffern, einzelne aber auch in der Akademie der Künfte, in der königl.
Bibliothek, im königl. Kupfer flieh Cabinet und in der Nationalgalerie. — In
in ^nJer‘Winterthur, der Vaterfladt des Künfllers, find die Kunfthalle und die Stadt-
bibliothek reich an Bildern feiner Hand. Im Privatbefitz ift er ebendort, in
Bafel, in Zürich und anderen Schweizer Städten gut vertreten. — In Deutfch-
in Sagan, land befitzt das herzogliche Schlofs zu Sagan noch eine Hauptfammlung Graff’-
fcher Bildniffe, in ihr das berühmte Familienbild des Meifters. Uebrigens ift
lnQrtdeenren diefer mit einer Reihe trefflicher Werke noch im Weimarer Mufeum, mit
einigen guten Bildern in den öffentlichen Sammlungen zu München, Braun-
fchweig, Gotha, Hamburg vertreten. — Die Perfönlichkeiten der zweiten Hälfte
des vorigen Jahrhunderts fpiegeln fich gerade deshalb fo überzeugend und
lebendig in Graffs Werken wieder, weil er fie nicht durch die Brille der Manier
feiner Zeit, fondern mit natürlichen, gefunden, durchdringenden Künftleraugen
angefehen hat.
War Graff ausfchliefslich Bildnifsmaler, fo war der nächfte im Alter, der
Hacke«. Preufse Philipp Hackert, ebenfo ausfchliefslich Landfchaftsmaler, ja genau ge-
nommen nur der Vertreter eines Zweiges der Landfchaftsmalerei, jener fchon
1) Sein Hauptftecher, wie derjenige Oefer’s, wär Joh. Friedr. Baufe, geb. zu Halle a. d. S.
1738, geft. zu Weimar 1814, während feines Lebens aber hauptfächlich als Profeffor in Leipzig thätig.
Baufe war neben Wille und Schmid, deren Spuren er folgte, der tüchtigfte deutfehe Stecher im eigent-
lichen Sinne des vorigen Jahrhunderts. Er flach 18 Werke Oefer’s, 45 Gemälde Graff’s. — Vergl.
Dr. Georg Keil: Katalog des Kupferftechwerkes von J. F. Baufe. Leipzig 1849.
Siebentes Buch. Fünfter Abfchnitt.
Künftler, der die folide, wirklich malerifche Maltechnik der guten alten Zeit
Aßiidiiffener bis f° we^ in s T9- Jahrhundert hineinrettete. Er malte eine grofse Anzahl
der berühmteften Leute feiner Zeit. Nach feiner eigenen Angabe hat er 1240
Originalbilder gemalt, die mit verfchwindenden Ausnahmen, wenn nicht aus-
nahmslos, Bildniffe waren. Nachweisbar find ihrer, theils im Original, theils in
zeitgenöffifchen Stichen t), zur Zeit nur gegen 300. Auch diefe können wir
Büdniffe hier natürlich nicht aufzählen. Seinen Entwicklungsgang, der übrigens keine
fcharfen Wandlungen zeigt, kann man am beften an feinen 17 Bildern in der
in Dresden, Dresdener Galerie verfolgen. Eine zeitliche Folge bilden hier fchon feine drei
trefflichen Selbftbildniffe von 1765 (fein akademifches Receptionsbild), von 1795
(in ganzer Geftalt auf dem Stuhle fitzend) (Fig. 679) und aus feinem letzten
Lebensjahre. Mit feinem Namen bezeichnet hat er das grofse Bildnifs Friedrich
Angriffs des Gerechten von 1795. Zu feinen lebendigften und vollendetften
Bildniffen gehören diejenigen des Hofhiftoriographen Gottlob Boehme und feiner
Familie. Auch in anderen Dresdener Sammlungen und im Dresdener Privat-
befitze, befonders in demjenigen der königl. Familie, haben fich noch zahlreiche
in Leipzig, Bildniffe feiner Hand erhalten. Nicht minder zahlreich find fie in Leipzig; hier
kommt vor allen Dingen die berühmte Sammlung berühmter Deutfchen in
Betracht, welche Graff im Auftrage des Buchhändlers Philipp Erasmus Reich
gemalt hatte. Sie gehört der Leipziger Univerfitätsbibliothek und befteht aus
26 Bildniffen, unter denen fich diejenigen Geliert’s, Ramlers, Mendelsfohn’s,
Sulzer’s und Leffing’s befinden. Auch das Leipziger Mufeum, das Leipziger
Rathhaus und Leipziger Buchhändler befitzen noch vortreffliche Reihen Graff’-
in Berlin, fcher Bildniffe. In Berlin befinden fich ihrer befonders viele in den königl.
Schlöffern, einzelne aber auch in der Akademie der Künfte, in der königl.
Bibliothek, im königl. Kupfer flieh Cabinet und in der Nationalgalerie. — In
in ^nJer‘Winterthur, der Vaterfladt des Künfllers, find die Kunfthalle und die Stadt-
bibliothek reich an Bildern feiner Hand. Im Privatbefitz ift er ebendort, in
Bafel, in Zürich und anderen Schweizer Städten gut vertreten. — In Deutfch-
in Sagan, land befitzt das herzogliche Schlofs zu Sagan noch eine Hauptfammlung Graff’-
fcher Bildniffe, in ihr das berühmte Familienbild des Meifters. Uebrigens ift
lnQrtdeenren diefer mit einer Reihe trefflicher Werke noch im Weimarer Mufeum, mit
einigen guten Bildern in den öffentlichen Sammlungen zu München, Braun-
fchweig, Gotha, Hamburg vertreten. — Die Perfönlichkeiten der zweiten Hälfte
des vorigen Jahrhunderts fpiegeln fich gerade deshalb fo überzeugend und
lebendig in Graffs Werken wieder, weil er fie nicht durch die Brille der Manier
feiner Zeit, fondern mit natürlichen, gefunden, durchdringenden Künftleraugen
angefehen hat.
War Graff ausfchliefslich Bildnifsmaler, fo war der nächfte im Alter, der
Hacke«. Preufse Philipp Hackert, ebenfo ausfchliefslich Landfchaftsmaler, ja genau ge-
nommen nur der Vertreter eines Zweiges der Landfchaftsmalerei, jener fchon
1) Sein Hauptftecher, wie derjenige Oefer’s, wär Joh. Friedr. Baufe, geb. zu Halle a. d. S.
1738, geft. zu Weimar 1814, während feines Lebens aber hauptfächlich als Profeffor in Leipzig thätig.
Baufe war neben Wille und Schmid, deren Spuren er folgte, der tüchtigfte deutfehe Stecher im eigent-
lichen Sinne des vorigen Jahrhunderts. Er flach 18 Werke Oefer’s, 45 Gemälde Graff’s. — Vergl.
Dr. Georg Keil: Katalog des Kupferftechwerkes von J. F. Baufe. Leipzig 1849.