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Siebentes Buch. Sechster Abfchnitt.
(das Alter der Unfchuld) ift das kleine mit gekreuzten Händen im Grafe fitzende
Mädchen in der National Gallery zu London. Ihm reihen fich Bilder an, wie
die kleine Prinzeffin, die mit ihrem Hunde auf der Erde kriecht, in Windfor
Caftle (Fig. 686), wie »Robinetta«, »das Mädchen mit dem Rothkehlchen«, in der-
felben Sammlung, wie »the school boy« (der Schuljunge) im Warwick Caftle,
das »Mädchen mit dem Lamme« bei Mrs. Ford in London, und vor allen
Dingen das berühmte »Strawberry-girl« (Erdbeermädchen), deffen Haupt-
exemplare fich bei Sir Richard Wallace in London und beim Marquis of Lans-
downe zu Bowood befinden. Sir Richard Wallace bezahlte 1856 für das feinige
44 100 Mark. Es ift nur ein kleines Mädchen mit einem Tuche um den Kopf
und einem Erdbeerkorbe am Arm. Als Kinderdarftellungen fchliefsen fich hier
noch zwei der entzückendften Bilder an, die Reynolds gemalt: die fog. »fünf
Engelköpfe«, in Wirklichkeit fünf verfchiedene Studienanfichten des reizenden
Kinderköpfchens der kleinen Fr. Ifab. Gordon, in der National Gallery zu
London, und die fog. »Kinderakademie« (fpielende Kinder auf einer Terraffe
vor köfllicher Abendlandfchaft) beim Lord Mount Temple.
Sittenbilder. Hier reihen fich auch am beften die wirklichen Sittenbilder des Meifters
Allegorifche
Bildniffe.
Gefchichts-
bilder.
die Kaiferin Katharina, nach
nach damaligem Geldwerth un-
befindet fich in der Ermitage
Lord Fitzwilliam und Lord
in London.
und der Mythologie entlehnten Bildern ift
öfteflen wiederholten »der kleine Hercules
für welches
ein, wie »das Mädchen mit der Maufefalle« (Muscipula) im Befitze der Lady
Holland und vor allen Dingen das ergreifende Bild des Dulwich College, welches
eine Mutter am Bette ihres kranken Kindes und im Hintergründe einen Engel,
der den Tod vertreibt, darftellt. Bildniffe werden auch ihnen zu Grunde liegen.
Wie Reynolds’ Bildniffe fich einerfeits fittenbildlich zum Volksleben herab-
laffen, fo erheben fie fich andererfeits in die Reihe der Gefchichte und der
Dichtkunfl. Seine Hauptwerke diefer Art find »die drei Grazien (drei Fräulein
Montgomery), welche die Herme des Hymen bekränzen« in der National
Gallery zu London und »die tragifche Mufe«, d. h. die berühmte Schaufpielerin
Mrs. Siddons in Wolken auf einem Seffel, hinter dem zwei allegorifche männ-
liche Geftalten aus dem Gedankenkreife der Tragödie erfcheinen, Alles in Allem
vielleicht das am meiften befprochene Bild des Meifters. Es ift in zwei eigen-
händigen Exemplaren erhalten, von denen das ältere fich im Befitze des Duke
of Weftminfter in Grosvenor Houfe zu London, das jüngere im Dulwich College
befindet. Andere Bildniffe diefer Art find »Mrs. Billington als heil. Cäcilie«
zu Bowood und »Mrs. Hartley mit ihrem Knaben als Nymphe mit dem jungen
Bacchus« beim Lord Northbrook
Unter Reynolds’ der Poefie
eins der berühmteften und am
mit der Schlange«. Das Urbild,
unterem Gefchmack unbegreiflicher Weife, die
geheure Summe von 31 500 Mark bezahlte,
zu St. Petersburg; Wiederholungen befitzen
Northbrook in London. In der Ermitage zu St. Petersburg, in der National
Gallery zu London und im Soane-Mufeum dafelbfl befinden fich Exemplare
der üppigen, wohl gelungenen, realiftifch angehauchten Darftellung »Cupido
löft den Gürtel der Venus« oder »die Schlange im Grafe«. Die Ermitage
befitzt endlich auch noch eine »Enthaltfamkeit Scipios« von Reynolds’ Hand.
Im Dulwich College befindet fich die Skizze, zu Petworth das ausgeführte Bild,
Siebentes Buch. Sechster Abfchnitt.
(das Alter der Unfchuld) ift das kleine mit gekreuzten Händen im Grafe fitzende
Mädchen in der National Gallery zu London. Ihm reihen fich Bilder an, wie
die kleine Prinzeffin, die mit ihrem Hunde auf der Erde kriecht, in Windfor
Caftle (Fig. 686), wie »Robinetta«, »das Mädchen mit dem Rothkehlchen«, in der-
felben Sammlung, wie »the school boy« (der Schuljunge) im Warwick Caftle,
das »Mädchen mit dem Lamme« bei Mrs. Ford in London, und vor allen
Dingen das berühmte »Strawberry-girl« (Erdbeermädchen), deffen Haupt-
exemplare fich bei Sir Richard Wallace in London und beim Marquis of Lans-
downe zu Bowood befinden. Sir Richard Wallace bezahlte 1856 für das feinige
44 100 Mark. Es ift nur ein kleines Mädchen mit einem Tuche um den Kopf
und einem Erdbeerkorbe am Arm. Als Kinderdarftellungen fchliefsen fich hier
noch zwei der entzückendften Bilder an, die Reynolds gemalt: die fog. »fünf
Engelköpfe«, in Wirklichkeit fünf verfchiedene Studienanfichten des reizenden
Kinderköpfchens der kleinen Fr. Ifab. Gordon, in der National Gallery zu
London, und die fog. »Kinderakademie« (fpielende Kinder auf einer Terraffe
vor köfllicher Abendlandfchaft) beim Lord Mount Temple.
Sittenbilder. Hier reihen fich auch am beften die wirklichen Sittenbilder des Meifters
Allegorifche
Bildniffe.
Gefchichts-
bilder.
die Kaiferin Katharina, nach
nach damaligem Geldwerth un-
befindet fich in der Ermitage
Lord Fitzwilliam und Lord
in London.
und der Mythologie entlehnten Bildern ift
öfteflen wiederholten »der kleine Hercules
für welches
ein, wie »das Mädchen mit der Maufefalle« (Muscipula) im Befitze der Lady
Holland und vor allen Dingen das ergreifende Bild des Dulwich College, welches
eine Mutter am Bette ihres kranken Kindes und im Hintergründe einen Engel,
der den Tod vertreibt, darftellt. Bildniffe werden auch ihnen zu Grunde liegen.
Wie Reynolds’ Bildniffe fich einerfeits fittenbildlich zum Volksleben herab-
laffen, fo erheben fie fich andererfeits in die Reihe der Gefchichte und der
Dichtkunfl. Seine Hauptwerke diefer Art find »die drei Grazien (drei Fräulein
Montgomery), welche die Herme des Hymen bekränzen« in der National
Gallery zu London und »die tragifche Mufe«, d. h. die berühmte Schaufpielerin
Mrs. Siddons in Wolken auf einem Seffel, hinter dem zwei allegorifche männ-
liche Geftalten aus dem Gedankenkreife der Tragödie erfcheinen, Alles in Allem
vielleicht das am meiften befprochene Bild des Meifters. Es ift in zwei eigen-
händigen Exemplaren erhalten, von denen das ältere fich im Befitze des Duke
of Weftminfter in Grosvenor Houfe zu London, das jüngere im Dulwich College
befindet. Andere Bildniffe diefer Art find »Mrs. Billington als heil. Cäcilie«
zu Bowood und »Mrs. Hartley mit ihrem Knaben als Nymphe mit dem jungen
Bacchus« beim Lord Northbrook
Unter Reynolds’ der Poefie
eins der berühmteften und am
mit der Schlange«. Das Urbild,
unterem Gefchmack unbegreiflicher Weife, die
geheure Summe von 31 500 Mark bezahlte,
zu St. Petersburg; Wiederholungen befitzen
Northbrook in London. In der Ermitage zu St. Petersburg, in der National
Gallery zu London und im Soane-Mufeum dafelbfl befinden fich Exemplare
der üppigen, wohl gelungenen, realiftifch angehauchten Darftellung »Cupido
löft den Gürtel der Venus« oder »die Schlange im Grafe«. Die Ermitage
befitzt endlich auch noch eine »Enthaltfamkeit Scipios« von Reynolds’ Hand.
Im Dulwich College befindet fich die Skizze, zu Petworth das ausgeführte Bild,