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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Hrsg.]; Woermann, Karl [Hrsg.]
Geschichte der Malerei (Band 3,2) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48522#0573
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Die englifche Malerei des 18. Jahrhunderts. B. Die jüngeren Maler.

I 101

er reich und vornehm war, in der Regel zu den Dilettanten gerechnet. Seine
Landfchaften in der National Gallery zu London, befonders die Landfchaft mit
dem verwundeten Hirfch nach einem Motiv aus Shakefpeares »As yon like it«,
die an Landfchaften Tizians erinnert, gehören jedoch in ihrer Formenpracht
und Farbenglut ohne fonderlichen Conventionalismus, zu den fchönften Ideal-
landfchaften der Neuzeit.
Zu den älteflen Realiften unter den jüngeren Landfehaftern gehört der Reaiiften:
Schotte Alexander Nasmyth, der 1758 in Edinburg geboren und 1840 dafelbft N^„yth.
geftorben ift. Er war auf dem Gebiete der Bildnifsmalerei Schüler Allan
Ramfay s (oben S. 1058) in London und bildete fich dann in Italien zum Land-
fchaftsmaler aus. In Edinburg malte er Bildniffe und Landfchaften. Die Edin-
burger Galerie befitzt, aufser feinem tüchtigen Bildniffe des Dichters Robert
Burns, feine etwas hart in violettem Tone gemalte Anficht von Stirling Caftle.
Süfs bunt ift auch feine Landfee-Landfchaft, welche der Verfaffer in der öffent-
lichen Sammlung zu Glasgow fah. Die Londoner »Society of Arts« befitzt ein
grofses Flufsbild feiner Hand. Sein Sohn Patrick eigentlich Peter} Nasmyth, p. Nasmyth.
der 1786 in Edinburg geboren wurde und 1831 in London ftarb, fludirte die
fchlichte Natur feines Vaterlandes und die alten holländifchen Meifter. Es
charakterifirt feine Art, dafs man ihn den englifchen Hobbema genannt hat.
Doch kommen feine malerifchen Eigenfchaften denjenigen des grofsen Holländers
nicht entfernt gleich. Seine Bilder pflegen etwas fchwer im Ton und etwas hart
in der Durchbildung der Einzelheiten, doch aber bedeutend weicher und male-
rifcher zu fein, als diejenigen feines Vaters. Drei gute Bilder feiner Hand fleht
man im South Kenfington Mufeum, zwei in der National Gallery, zwei feiner
beften Bilder bei Lord Northbrook in London.
Dem Alter nach auf den alten Nasmyth folgt Julins Caesar Ibbetfon ibbetfon.
(1759—1817), ein Autodidakt, der anfangs hauptfächlich Küftenfcenen, fpäter
hauptfächlich ländliche Gegenden mit Thieren und Menfchen, abwechfelnd in
Oel und in Waffer malte. Für fein befles Bild hält der Verfaffer fein weich
und warm gemaltes Bild »The mermaid’s haunt«, eine Landfeefcene mit badenden
Frauen, im South Kenfington Mufeum, das noch einige andere gute Bilder feiner
Hand befitzt. Härter und kälter find feine »Berglandfchaft« und fein »Flufs-
thal mit Stromfchnellen« in Hampton Court.
Berühmter als all diefe Meifter aber wurde George Morland(1763—1804),
ein Sohn des Bildnifsmalers Henry Robert Morland (1712 — '797)- Wie
Gainsborough hielt er fleh an die Gegenden feiner Heimat und verband er
Thier- und Landfchaftsmalerei. Das Pferd war fein Lieblingsthier; doch wird
ihm vorgeworfen, dafs er nicht bekannt genug mit der Anatomie diefes Thieres
gewefen fei und dafs es feinen Darftellungen an individuellem Leben gefehlt
habe. Thatfächlich war fein Blick in befcheidenen Grenzen auf ein Ganzes
gerichtet; er fafste feine Landfchafts- und Thierbilder malerifch auf und führte fie
mit leichter, breiter, manchmal etwas wollig wirkender Pinfeiführung in einheit-
lichem, etwas allzu fehr auf Grau und gelben Ocker gegründeten Tone durch.
1) John Hajjell: Life of the late G. Morland, London 1804. — William Collins: Memoirs of
G. Morland, London 1806. — F. W. Blagdon: Authentic memoirs of the late George Morland,
London 1806. — G. Dawe: The Life of George Morland, London 1807'.
 
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