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Wrasky, Nadeschda von
A. G. F. Rebmann: Leben und Werke eines Publizisten zur Zeit der großen französischen Revolution — Heidelberg, 1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.71270#0017
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7

klärte nach dem Bastillensturm, dass eine Revolution ohne
Exzesse unmöglich sei und fand, dass alle aufgeklärten
Weltbürger der französischen Nation zu ihrer Befreiung von
der Tyrannei Glück wünschen müssten. „Krebsschäden“,
meint Schlözer, „könne man nicht mit Rosenwasser hei-
len!“1)
Die süddeutschen Publizisten begrüssten die Freiheits-
bewegung im Nachbarlande selbstverständlich mit Enthu-
siasmus. Für Schubart ist die französische Revolution ein
Beweis der Kraft und Jugend der Menschheit,2) voll Be-
geisterung preist er „den alt römischen Mut der franzö-
sischen Parlamentarier“.3) Die am 4. August 1789 dekre-
tierte Aufhebung der feudalen Rechte bezeichnet er als
eine Wohltat der Menschheit,4) er fordert alle seine Mit-
bürger zur „Bewunderung des im Westen aufgegangenen
Lichtes“ auf.5)
Auch andere Schriftsteller, Gelehrte, Dichter begrüssten
die Revolution mit Begeisterung,6) und Kant, „der weiseste
der Deutschen“,7) betrachtete sie als einen Schritt zur Ver-
vollkommnung der Menschheit. Im Sommer 1789 hatte der
Enthusiasmus für die Revolution Jung und Alt, Hoch und
Gering mit sich fortgerissen.8)
Der junge Rebmann teilte diese Gefühle, obgleich seine
Stimme sich in den Lobgesang nicht mischte, doch war
der damals empfangene Eindruck für sein Leben entschei-
dend. In einem späteren Werke 9) schildert Rebmann selbst
seine Gedanken und Gefühle aus jener Zeit: „Die grösste
Begebenheit aller Jahrhunderte, die fränkische Revolution,

1) Wenck, Bd. I. S. 203.
2) Ibid. Bd. I. S. 202.
3) Ibid. Bd. I. S. 266.
4) Wohlwill, S. 22.
5) Wenck, Deutschland vor 100 Jahren. 1890. Bd. II. S. 6.
6) Heigel, Deutsche Geschichte 1786—1806. 1899. Bd. I. S. 275.
7) Carnot, Les premiers echos de la Revolution francaise au
delä du Rhin. Compte rendu de l’Institut de France. 1888. T. V. p. 5.
8) Heigel, Bd. I. 284.
9) Vollständige Geschichte meiner Verfolgungen. 1796. S. 11 ff.
 
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