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Wrasky, Nadeschda von
A. G. F. Rebmann: Leben und Werke eines Publizisten zur Zeit der großen französischen Revolution — Heidelberg, 1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.71270#0040
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30

veränderte sich seine Erscheinung: Der milde Ausdruck
seiner gewöhnlich finsteren Augen verbreitete einen freund-
lichen Schein über das ganze Gesicht, die Lebhaftigkeit
seiner Rede, der bald gutmütige, bald beissende Spott,
die Feinheit des Humors fesselten den Zuhörer. Dazu kam,
dass seine Menschenliebe keine Grenzen kannte. Es war
nur natürlich, dass ein Mann viele Freunde besass, der
wie Rebmann, bei allen menschlichen Bedrängnissen den
wärmsten Anteil zeigte und impulsiv, wie er war, sofort
helfend eingreifen musste. Die Gewissheit, dass er selbst
Not leiden würde, wenn er den Rest seiner Habe der frem-
den Not opferte, konnte ihn nie davon abhalten, — er gab,
so lang er etwas in der Kasse hatte, die gewöhnlich sich
ganz in seiner Tasche befand. Seine Ausgaben stimmten
nie mit seinen Einnahmen und er geriet oft in eine be-
drängte finanzielle Lage ... Es war ihm unmöglich, Kom-
promisse zu machen. Er legte seine ganze Seele in seine
Handlungen und liess sich manchmal durch die Leiden-
schaftlichkeit seines Charakters in heftige Streitigkeiten
verwickeln, besonders auf dem Gebiete politischer Fragen.
Im Eifer des Wortkampfes übernahm er sogar die Vertei-
digung der Pariser Terroristen, d. h. die Erklärung ihrer
Handlungen; wenngleich er ihr Verhalten-gegen die Giron-
disten als grausamste Ungerechtigkeit brandmarkte und tief
beklagte, dass die edelsten Führer des Volkes die Opfer
der Pöbelhäupter geworden waren . . ?)
Rebmann zeigte sich immer weniger zurückhaltend in
der Aeusserung seiner politischen Ideen, sodass die Polizei
anfing, ein wachsames Auge auf den „verdächtigen Jako-
biner“ zu haben. Deswegen war ihm das Anerbieten des
Buchhändlers Gottfried Vollmer, eine gemeinsame Buch-
handlung und Buchdruckerei in Dessau zu gründen, will-
kommen.1 2) Rebmann hatte Vollmers Freundschaft bei der
Herausgabe der Rede Robespierres gemacht, die Vollmer
in seinem Verlag in Thorn besorgte.3) Rebmann entschloss
1) Laun, Bd. I. S. 55-56.
2) Ibid. S. 60-61.
3) Vollständige Geschichte. S. 46.
 
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