Wünsch, Antikes Zaubergeiät aus Pergamon. 2j
zahlreichsten Kulte "der Hekate finden sich in Kleinasien, besonders in Karlen und
den angrenzenden Landschaften, und zwar liegen dieselben meist im Innern des
Landes, so daß hier Hekate wirklich eine alte Landesgottheit zu sein scheint'. In
Stratonikeia heißt Hekate SfSocpöpo; (CIG 2720), in Lagina war ein Schlüssel ihr
Symbol (Newton, Halikarnass II 791 ff.), die Münzen von Antiocheia in Kariert
zeigen sie genau wie der Zaubertisch, dreigestaltig, mit Fackeln, Dolch, Geißel,
Schlüssel, Schlange (Petersen V 73, abgebildet bei Wieseler, Antike Denkmäler II
884). Auch von Kultbildern der Hekate in Kleinasien wissen die Schriftsteller zu
berichten; so erwähnt Plinius N. H. XXXVI 32 die Meneslrali Hecale Epkesi in
Umplo Dianae post aedem. Doch ist natürlich nicht zu sagen, auf welches dieser
Bilder die Darstellung des Tisches im letzten Grunde zurückgeht; die kämpfende
Hekate vom großen Altar in Pcrgamon zeigt einen anderen Typus (Röscher I 1908),
auch eine weitere in Pergamon gefundene Hekate ist abweichend gestaltet (Conze-
Humann, Ergebnisse der Ausgrabungen von Pergamon 1880 S. 71). Trotzdem mag
es als ausgemacht gelten, daß man in KIchiasien allgemein eine Hekate verehrt und
sie meist so dargestellt hat, wie sie auch das Zaubergerät zeigt.
Wir fragen uns, weiche Vorstellungen der Gläubige mit seiner Göttin ver-
bunden hat. Wie tief die Anschauung von der Dreigestalt in antikem Volksglauben
wurzelte, wissen wir durch H. Useners 'Dreiheit' (Rhein. Mus. LVIII 1903 S. 163fr.). ,
Dabei wird diese dreig estalt ige Göttin meist als Mondgöttin gefaßt; so ruft sie der
Chor in den 'I'iC'jTOjio1. des Sophokles an (Frg. 492 Nauck): . . rcijp tepöv, xifi sfvoöräj
'Ewftiqs i-XfJ'%, ~o St' O&Xöuttou luoJ.oöua <fspst. Hekate als dreigestaltige Mondgöttin
erscheint in einem wichtigen Hymnus des Pariser Zauberpapyrus, V. 2793:
rt Xapt'trav iptaaüiv rptnaai; |iop9«iOi ynpz&sis,
ähnlich heißt es V. 2825, wo man ein verschriebenes Ssxauov zu ändern hat;
SMl Tpl'iörr.V [-liÜiiU T'jISSfTjV 'KxfCiÖJV TJ 'IVMaSK.
Auch der Zaubertisch hält an der Bedeutung der Mondgöttin fest, wie die
Beischriften der drei Figuren bestätigen: 'Aiisfßousa die Wechselnde' — das soli \
doch wohl auf den Wechsel der Mondphasen bezogen werden. No/i'i) ist gleichfalls
ein Beiwort, das gut zur Mondgöttin paßt. So heißt Hekate vu/fo Luc. Necyom. 9,
Pap. Par. 1403, Pap. CXXI 950; Inoyyti Hymn. Orph. IX 3. Andere Beiworte der
Hekate oder verwandter Gestalten, aus ähnlichen Vorstellungen entsprossen, sind
vuxutoXo; Apoll. Rhod. IV 1018, Vimepdj Hymn. Orph. I 5, WA\i<zävv.a Pap. Par. 2523.
Mit der Herrin der Nacht sind sodann synkretistisch verschmolzen Göttinnen
ähnlicher Art: Phoibie, eine weibliche Fortbildung des lichten Phoibos, die Mond- .
gottin neben dem Sonnengott, wie ^ot'fhy neben Apollon in Sidyma verehrt wird
(Benndorf-Niemann, Reisen in Lykien und Karten S. 80 Nr. 59). Ferner Dione,
die alte Himmelsgöttin, die noch später mit Zeus zusammen einen Kult im pisidischen
Termessos besaß (CIG 4366?«): sie erscheint als Name eines phrygischen Mädchens
Anth. Pal. VII 333. Am großen Altare in Pergamon war Auuvjj dargestellt, s. Inschr.
von Perg. I Nr. 92. Beide Göttinnen erscheinen außerdem nebeneinander als Töchter
zahlreichsten Kulte "der Hekate finden sich in Kleinasien, besonders in Karlen und
den angrenzenden Landschaften, und zwar liegen dieselben meist im Innern des
Landes, so daß hier Hekate wirklich eine alte Landesgottheit zu sein scheint'. In
Stratonikeia heißt Hekate SfSocpöpo; (CIG 2720), in Lagina war ein Schlüssel ihr
Symbol (Newton, Halikarnass II 791 ff.), die Münzen von Antiocheia in Kariert
zeigen sie genau wie der Zaubertisch, dreigestaltig, mit Fackeln, Dolch, Geißel,
Schlüssel, Schlange (Petersen V 73, abgebildet bei Wieseler, Antike Denkmäler II
884). Auch von Kultbildern der Hekate in Kleinasien wissen die Schriftsteller zu
berichten; so erwähnt Plinius N. H. XXXVI 32 die Meneslrali Hecale Epkesi in
Umplo Dianae post aedem. Doch ist natürlich nicht zu sagen, auf welches dieser
Bilder die Darstellung des Tisches im letzten Grunde zurückgeht; die kämpfende
Hekate vom großen Altar in Pcrgamon zeigt einen anderen Typus (Röscher I 1908),
auch eine weitere in Pergamon gefundene Hekate ist abweichend gestaltet (Conze-
Humann, Ergebnisse der Ausgrabungen von Pergamon 1880 S. 71). Trotzdem mag
es als ausgemacht gelten, daß man in KIchiasien allgemein eine Hekate verehrt und
sie meist so dargestellt hat, wie sie auch das Zaubergerät zeigt.
Wir fragen uns, weiche Vorstellungen der Gläubige mit seiner Göttin ver-
bunden hat. Wie tief die Anschauung von der Dreigestalt in antikem Volksglauben
wurzelte, wissen wir durch H. Useners 'Dreiheit' (Rhein. Mus. LVIII 1903 S. 163fr.). ,
Dabei wird diese dreig estalt ige Göttin meist als Mondgöttin gefaßt; so ruft sie der
Chor in den 'I'iC'jTOjio1. des Sophokles an (Frg. 492 Nauck): . . rcijp tepöv, xifi sfvoöräj
'Ewftiqs i-XfJ'%, ~o St' O&Xöuttou luoJ.oöua <fspst. Hekate als dreigestaltige Mondgöttin
erscheint in einem wichtigen Hymnus des Pariser Zauberpapyrus, V. 2793:
rt Xapt'trav iptaaüiv rptnaai; |iop9«iOi ynpz&sis,
ähnlich heißt es V. 2825, wo man ein verschriebenes Ssxauov zu ändern hat;
SMl Tpl'iörr.V [-liÜiiU T'jISSfTjV 'KxfCiÖJV TJ 'IVMaSK.
Auch der Zaubertisch hält an der Bedeutung der Mondgöttin fest, wie die
Beischriften der drei Figuren bestätigen: 'Aiisfßousa die Wechselnde' — das soli \
doch wohl auf den Wechsel der Mondphasen bezogen werden. No/i'i) ist gleichfalls
ein Beiwort, das gut zur Mondgöttin paßt. So heißt Hekate vu/fo Luc. Necyom. 9,
Pap. Par. 1403, Pap. CXXI 950; Inoyyti Hymn. Orph. IX 3. Andere Beiworte der
Hekate oder verwandter Gestalten, aus ähnlichen Vorstellungen entsprossen, sind
vuxutoXo; Apoll. Rhod. IV 1018, Vimepdj Hymn. Orph. I 5, WA\i<zävv.a Pap. Par. 2523.
Mit der Herrin der Nacht sind sodann synkretistisch verschmolzen Göttinnen
ähnlicher Art: Phoibie, eine weibliche Fortbildung des lichten Phoibos, die Mond- .
gottin neben dem Sonnengott, wie ^ot'fhy neben Apollon in Sidyma verehrt wird
(Benndorf-Niemann, Reisen in Lykien und Karten S. 80 Nr. 59). Ferner Dione,
die alte Himmelsgöttin, die noch später mit Zeus zusammen einen Kult im pisidischen
Termessos besaß (CIG 4366?«): sie erscheint als Name eines phrygischen Mädchens
Anth. Pal. VII 333. Am großen Altare in Pergamon war Auuvjj dargestellt, s. Inschr.
von Perg. I Nr. 92. Beide Göttinnen erscheinen außerdem nebeneinander als Töchter