190 DIE ALEX ANDRIN ISCHE RICHTUNG IN DER ELFENBEINSCHNITZEREI
Abb. 191. Der Täufer und die Evangelisten, Taufe Christi und Einzug in Jerusalem, Josephszenen; von der
Elfenbeinkathedra des Erzb. Maximian (Reliefs der Rück- und Seitenlehnen in größerem Maßstab).
die antike Tradition erhält sich doch sehr zähe bis in die spätesten Arbeiten, die wohl noch
über das 5. Jahrhundert herabreichen. Alexandria, die Wiege der christlichen Kunst, blieb
noch lange ein Vorort griechischer Kultur und griechischer Lebensformen.
Nur eine alexandrinische Künstlerhand kann z. B. das von griechischem Schönheitssinn erfüllte Hoch-
zeitsdyptichon mit den Inschriften Nicomachorum und Symmachorum (um 390 n. Chr.) gefertigt haben.
Die Weihrauch opfernde Frauengestalt mutet uns mit ihrer reinen Profilsilhouette und dem reich stilisierten
Gefält —, ähnliche Gewandfiguren kommen auf jenen Knochentäfelchen vor (Abb. 189), — wie ein helleni.
stisches Reliefbild an. Auf ein alexandrinisches Vorbild gehen die mittelalterlichen Nachbildungen eines,
fünfteiligen Diptychons (in der Vat. Bibi, und im South-Kens. Mus.) zurück, von denen ein Flügel den jugend-
lichen langgelockten Christus auf dem Löwen und Basilisken stehend zeigt und auf den ungeteilten Seiten-
stücken Engelgestalten, wie manche Profandiptychen (s. unten). Wie dann im Wechsel des Geschmacks,
der sich im 5. Jahrhundert massigeren Proportionen zuwendet, das Linienspiel des Stoffes in ein manieriertes
Umschreiben der Formen mit geschwungenen Faltenzügen, Vorziehen von Gewandzipfeln usw. ausartet,
beobachten wir an dem Diptychon des Domschatzes von Monza, das mit dem echt alexandrinischen Thema
Abb. 191. Der Täufer und die Evangelisten, Taufe Christi und Einzug in Jerusalem, Josephszenen; von der
Elfenbeinkathedra des Erzb. Maximian (Reliefs der Rück- und Seitenlehnen in größerem Maßstab).
die antike Tradition erhält sich doch sehr zähe bis in die spätesten Arbeiten, die wohl noch
über das 5. Jahrhundert herabreichen. Alexandria, die Wiege der christlichen Kunst, blieb
noch lange ein Vorort griechischer Kultur und griechischer Lebensformen.
Nur eine alexandrinische Künstlerhand kann z. B. das von griechischem Schönheitssinn erfüllte Hoch-
zeitsdyptichon mit den Inschriften Nicomachorum und Symmachorum (um 390 n. Chr.) gefertigt haben.
Die Weihrauch opfernde Frauengestalt mutet uns mit ihrer reinen Profilsilhouette und dem reich stilisierten
Gefält —, ähnliche Gewandfiguren kommen auf jenen Knochentäfelchen vor (Abb. 189), — wie ein helleni.
stisches Reliefbild an. Auf ein alexandrinisches Vorbild gehen die mittelalterlichen Nachbildungen eines,
fünfteiligen Diptychons (in der Vat. Bibi, und im South-Kens. Mus.) zurück, von denen ein Flügel den jugend-
lichen langgelockten Christus auf dem Löwen und Basilisken stehend zeigt und auf den ungeteilten Seiten-
stücken Engelgestalten, wie manche Profandiptychen (s. unten). Wie dann im Wechsel des Geschmacks,
der sich im 5. Jahrhundert massigeren Proportionen zuwendet, das Linienspiel des Stoffes in ein manieriertes
Umschreiben der Formen mit geschwungenen Faltenzügen, Vorziehen von Gewandzipfeln usw. ausartet,
beobachten wir an dem Diptychon des Domschatzes von Monza, das mit dem echt alexandrinischen Thema