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Ebenso müssen gleichzeitig die hellsten Lichter anfgesetzt werden..
Die größte Dunkelheit einerseits und das hellste Licht andrerseits geben
den Maßstab für alle andern Töne ab, die fortwührend unter einandeu
verglichen werden nüissen, soll das Relief guten Ausdruck erhalten.
Gerade diese Beurteilung der Schattenstärken erforderß daß man die
stärksten Schatten und hellsten Lichter gleichzeitig aufsetzt und nicht, wie
dieses so oft geschieht, das Licht zuletzt aufsetzt, gleichsam nur als eiue
Art effektvoller Ausschmückung der fertigen Zeichnung. Letztere Manier
hat zur Folge, daß die Halbtöne zu dunketz der Papierton gür nicht
benutzt wird, und die Schatten schwarz und undurchsichtig werden.
Zwischen dem Licht und der Schnttenlage muß stets der reine Papier-
ton stehen bleiben als Übergang vom Licht zum Schatten. Die dunkelsten
Stellen bringt man dadurch hervor, daß nran leicht mit der schlvarzen
Kreide in den gewischten Ton hineinzeichnet. Schraffierungen in den
Halb- und Mitteltönen soll man beim Zeichnen nach Gips womöglich
vermeiden, da man sonst genötigt ist, die ganze Arbeit leicht über-
schrasfieren zu müssen, was nicht selten mißlingt.

Bei der Herstellung derartiger Zeichnungen benutze der Schüler die
aus grauem oder rötlichem Löschpapier gesertigten Wischer, welche un-
gefähr die Stärke eines Bleistifts haben. Den Lederwischer verwende
er mehr zum Herauswaschen Hellerer Töne, als zum Auftragen. Die
zu verwendende Wischkreide reibt man gewöhnlich auf ein Stück körniges
Papier, und nimmt davon nach Bedarf niit der einen Seite des Wischers,
die andere Seite reserviert man zum Vertreiben. Es ist hierbei sehr
geraten, daß man, bevor man die Kreide auf die Zeichnung bringt,
den Ton vorher am Rande oder auf einem andern Stück Papier Pro-
biert. Für das Aufreiben der Kreide eignet sich noch besser als Papier
eine sogenannte Wischpalette. Dieselbe ist ein zum Zusammenlegen ein-
gerichtetes Stück Pappe oder Holz in Palettenform, überzogen mit weichem,
rauhem Leder (Wildleder). Da die Wischkreide sehr leicht bröckelt und
auch die kleinsten Stückchen derselben häßliche, schwarze Flecken verursachen,
so ist es geraten, sie stets in verschlossenen Fläschchen aufzubewahren.

Ills schwarze und weiße Zeichenkreide empsehlen sich in erster Linie
die französischen Fabrikate. Die weißen Kreidestifte, welche eiue grelle,
weiße Farbe zeigen, sind meistens sehr ungeeignet zum Zeichneu, weil
sie als Metallpräparate leicht dem Oxydieren unterliegen, und somit
die geringste Luftveründerung oft hinreichend ist, eine Zeichnung voll-
stäudig zu verderben.
 
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