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Die anonymen Meister.
Verzeichnis der anonymen Meister.
Der Meister des hl. Ägidiiis. Maler,
gegen Ende des 15. Jahrh. wahrschein-
lich in Frankreich tätig. Seine Haupt-
werke sind zwei Gemälde mit Darstellun-
gen aus der Legende des hl. Ä g i d i u s,
des Schutzpatrons der Stadt Edinburg,
welche gewöhnlich dem höchst ansiche-
ren Gerard van der Meire (II. 131)
zugeschrieben werden. Das eine Bild,
Ägidius schützt das Rehkalb, welches sich
zu ihm geflüchtet hat, vormals bei Lord
Northbrook (II. 132). ist gegenwärtig in
der Nat. G a 1. i n L o n d o n. Das Ge-
genstück, die wunderbare Messe des hl.
Ägidius in der Abteikirclie St. Denis, ist
in der Kolk Steinkopf in L o n d o n (1893).
(Reju'od. im Auktionskatalog der Dudley-
Kollektion.) Außer diesen beiden Ge-
mälden werden diesem anonymen Meister
auch eine Kreuzigung der Nat. Gal. in
London (N. 1019). und die zwei zu
diesem Bilde gehörigen Flügel der Loyal
Inst, in Liverpool (X. 42 und 43),
ein Martyrium des St. Sebastian in Ber-
lin (N. 548a) und zwei Bilder der Koll.
K auf f mann in Berlin, eine Dar-
bringung im Tempel und eine Flucht nach
Ägypten, zugeschrieben. Für die Archi-
tektur der Darbringung im Tempel diente
angeblich ein mit Bramantes Namen be-
zeichneter Kupferstich als Vorbild. Auch
ein Christus vor Pilatus im Rudolfinuni
in Prag (N. 508) wird ihm zugeschrieben.
Der Meister der Abtei von Af-
flighem, Maler (um 1500) einer Reihe von
Altarbildern der Galerie zu Brüssel,
welche früher dem Roger v a n d e r
W e y d e n, spä ter dem Peeter v a n
der Wey den (II. 857) oder dem G o s-
w i n v an der W ey d e n (1465—1538)
(II. 856) zugeschrieben wurden und
welche angeblich aus der Abtei von Af-
flighem stammen. Auf einem derselben
steht die Bezeichnung: TE BRVESELE,
aber die deutlich erkennbaren cölnischen
Kirchen im Hintergrunde und die in der
Brüsseler Schule nicht üblichen Gold-
nimben machen die Brüsseler Herkunft
etwas zweifelhaft. Es sollen ursprüng-
lich 13 Gemälde gewesen sein, welche zu
drei verschiedenen Altären gehörten. Vier
auf beiden Seiten bemalte Fiügelbilder
wurden durchgesägt. Der Brüsseler Ka-
talog (1906. p. 215) stellt sie folgender-
maßen zusammen:
L 1. Die Beeohneidung. Bez. TE BRVESELE.; —
2. Die Darstellung der Jungfrau im Tempel; —
3. Die Verkündigung; — l. Christus unter den Schrift-
gelehrten.
II. 1. Maria, die Jünger und die heiligen Frauen
verlassen das Grab. Im Hintergrunde eine Stadt, in
welcher deutlich St. Severin zu Cöln zu erkennen ist;
— 2. Die Geburt; — 3. Die Anbetung der Könige;
— 4. Die Grablegung. Die fehlenden Mittelbilder
beider Altäre sollen eine Anbetung der Hirten und eine
Darstellung im Tempel gewesen sein.
III. Christus am Kreuz (Mittelbild). Links: Kreuz-
tragung mit dem geistlichen Donator im schwarzen
Ordenskleide (nicht im weißen der Pramonstratenser
von Afflighem). Rechts: Kreuzabnahme (verschollen).
Die Landschaft im Hintergrunde bildet dieselbe Stadt
wie in II, 1, mit der unverkennbaren Kirche St. Se-
verin und der Apostelkirche in Cöln.
Der Meister des Altars von Am-
bierle (in Roannais). Michel de
C h a u z y oder C h a n g y, ein Anhänger
Philipps des Guten und Karls des Kühnen
von Burgund, vermachte testamentarisch
1476 der Kirche von Ambierle einen
Flügelaltar, weil sie die Grabkirche seiner
Ahnen war. Sie war soeben von dem
Prior Antonie de Balzac d'Entragues neu
hergestellt worden und das Bild war für
den Hochaltar bestimmt. Es befand sich
vordem, unbestimmt wie lang, zu Beaune
im Hause des Laurens Jaquelin und sollte
auf Kosten des Testators Changy nach
Ambierle gebracht werden, kam aber erst
1480 dahin. Der Name des Malers ist
nicht genannt. Aus dem Umstand, daß
sich im Hospital zu . Beaune ein Altar-
werk des Roger van der W e y d e n
aus Brüssel befindet (II. 867), war man
geneigt zu schließen, daß auch der Altar
von Ambierle von diesem herrühre.
Es ist ein geschnitzter Altar mit drei
ungleich hohen Kompartimenten. In
reich ornamentierten Nischen sind sieben
geschnitzte Darstellungen aus der Pas-
sion, umschlossen von einem Schrein aus
Eichenholz mit sechs beiderseits bemalten
Flügeln. Geschlossen ist der Altar 2'80,
geöffnet 5"60 Meter breit. Die Skulpturen
sind ziemlich roh. Auf den vier unteren
Flügeln sind der Donator, dessen Frau
und Eltern, kniend in einer Landschaft,
dargestellt.
Die anonymen Meister.
Verzeichnis der anonymen Meister.
Der Meister des hl. Ägidiiis. Maler,
gegen Ende des 15. Jahrh. wahrschein-
lich in Frankreich tätig. Seine Haupt-
werke sind zwei Gemälde mit Darstellun-
gen aus der Legende des hl. Ä g i d i u s,
des Schutzpatrons der Stadt Edinburg,
welche gewöhnlich dem höchst ansiche-
ren Gerard van der Meire (II. 131)
zugeschrieben werden. Das eine Bild,
Ägidius schützt das Rehkalb, welches sich
zu ihm geflüchtet hat, vormals bei Lord
Northbrook (II. 132). ist gegenwärtig in
der Nat. G a 1. i n L o n d o n. Das Ge-
genstück, die wunderbare Messe des hl.
Ägidius in der Abteikirclie St. Denis, ist
in der Kolk Steinkopf in L o n d o n (1893).
(Reju'od. im Auktionskatalog der Dudley-
Kollektion.) Außer diesen beiden Ge-
mälden werden diesem anonymen Meister
auch eine Kreuzigung der Nat. Gal. in
London (N. 1019). und die zwei zu
diesem Bilde gehörigen Flügel der Loyal
Inst, in Liverpool (X. 42 und 43),
ein Martyrium des St. Sebastian in Ber-
lin (N. 548a) und zwei Bilder der Koll.
K auf f mann in Berlin, eine Dar-
bringung im Tempel und eine Flucht nach
Ägypten, zugeschrieben. Für die Archi-
tektur der Darbringung im Tempel diente
angeblich ein mit Bramantes Namen be-
zeichneter Kupferstich als Vorbild. Auch
ein Christus vor Pilatus im Rudolfinuni
in Prag (N. 508) wird ihm zugeschrieben.
Der Meister der Abtei von Af-
flighem, Maler (um 1500) einer Reihe von
Altarbildern der Galerie zu Brüssel,
welche früher dem Roger v a n d e r
W e y d e n, spä ter dem Peeter v a n
der Wey den (II. 857) oder dem G o s-
w i n v an der W ey d e n (1465—1538)
(II. 856) zugeschrieben wurden und
welche angeblich aus der Abtei von Af-
flighem stammen. Auf einem derselben
steht die Bezeichnung: TE BRVESELE,
aber die deutlich erkennbaren cölnischen
Kirchen im Hintergrunde und die in der
Brüsseler Schule nicht üblichen Gold-
nimben machen die Brüsseler Herkunft
etwas zweifelhaft. Es sollen ursprüng-
lich 13 Gemälde gewesen sein, welche zu
drei verschiedenen Altären gehörten. Vier
auf beiden Seiten bemalte Fiügelbilder
wurden durchgesägt. Der Brüsseler Ka-
talog (1906. p. 215) stellt sie folgender-
maßen zusammen:
L 1. Die Beeohneidung. Bez. TE BRVESELE.; —
2. Die Darstellung der Jungfrau im Tempel; —
3. Die Verkündigung; — l. Christus unter den Schrift-
gelehrten.
II. 1. Maria, die Jünger und die heiligen Frauen
verlassen das Grab. Im Hintergrunde eine Stadt, in
welcher deutlich St. Severin zu Cöln zu erkennen ist;
— 2. Die Geburt; — 3. Die Anbetung der Könige;
— 4. Die Grablegung. Die fehlenden Mittelbilder
beider Altäre sollen eine Anbetung der Hirten und eine
Darstellung im Tempel gewesen sein.
III. Christus am Kreuz (Mittelbild). Links: Kreuz-
tragung mit dem geistlichen Donator im schwarzen
Ordenskleide (nicht im weißen der Pramonstratenser
von Afflighem). Rechts: Kreuzabnahme (verschollen).
Die Landschaft im Hintergrunde bildet dieselbe Stadt
wie in II, 1, mit der unverkennbaren Kirche St. Se-
verin und der Apostelkirche in Cöln.
Der Meister des Altars von Am-
bierle (in Roannais). Michel de
C h a u z y oder C h a n g y, ein Anhänger
Philipps des Guten und Karls des Kühnen
von Burgund, vermachte testamentarisch
1476 der Kirche von Ambierle einen
Flügelaltar, weil sie die Grabkirche seiner
Ahnen war. Sie war soeben von dem
Prior Antonie de Balzac d'Entragues neu
hergestellt worden und das Bild war für
den Hochaltar bestimmt. Es befand sich
vordem, unbestimmt wie lang, zu Beaune
im Hause des Laurens Jaquelin und sollte
auf Kosten des Testators Changy nach
Ambierle gebracht werden, kam aber erst
1480 dahin. Der Name des Malers ist
nicht genannt. Aus dem Umstand, daß
sich im Hospital zu . Beaune ein Altar-
werk des Roger van der W e y d e n
aus Brüssel befindet (II. 867), war man
geneigt zu schließen, daß auch der Altar
von Ambierle von diesem herrühre.
Es ist ein geschnitzter Altar mit drei
ungleich hohen Kompartimenten. In
reich ornamentierten Nischen sind sieben
geschnitzte Darstellungen aus der Pas-
sion, umschlossen von einem Schrein aus
Eichenholz mit sechs beiderseits bemalten
Flügeln. Geschlossen ist der Altar 2'80,
geöffnet 5"60 Meter breit. Die Skulpturen
sind ziemlich roh. Auf den vier unteren
Flügeln sind der Donator, dessen Frau
und Eltern, kniend in einer Landschaft,
dargestellt.