Die anonymen Meister.
195
E. Jeinnez. Lo Retable de la Passion de l'eglise
d'Ambierle. Paris 1887. 2 Tafein. im Testament
heißt es: Item, je legue en l'eglise d'Ambierle, ou
sont enterres mes predecesseurs une table d'autel
pour mettre sur lc grand autel d'icelle eglise du dict
Ambierle, la quelle table est ä Beaune eu lhöstel
de Laurens Jaqnelin, et veux qu'elle soit menee au
dict lieu d'Ambierle ä mes depens.
Der Meister des Amsterdamer Ka-
binetts. Siehe Meister des Hausbuches.
III. p. 201.
Der Meister der Anbetung der
Könige im Bischof 1. Museum zu
Utrecht. Hyrnans vermutet, daß dieses
Bild von Jacob Comelisz van
Oostsanen (I. 339) herrührt.
Gestochen bei Taurel. L'Art chretien (i. 52) als Roger
van der "YVeyden; — Lafenestre. Belgique. p. 347.
Der Meister mit den Ankern,
Kupferstecher der zweiten Hälfte
des 17. Jahrb.. von dem nur Q» ,£)
em Blatt in Schabkunst, die A
Ermordung der Brüder Jan und >6\y
Cornelis de Witt. 20. Aug. 1G72.
bekannt ist. Es ist in der Ecke links
oben mit zwei gekreuzten Ankern bezeich-
net. Man hat verschiedene Meister
darin zu erkennen geglaubt, Corn.
Danckerts (III. 37G), G. Valek u.a.
De la Borde. Man. noire. 158; — N a g 1 e r.
IX. 43.
Der Meister mit den Bandrollen.
auch Meister vom Jahre 1464 oder M e i-
s t e r der Schöpf ungstage ge-
nannt, Kupferstecher der zweiten Hälfte
des 15. Jahrh.. wahrscheinlich in Holland
tätig. Sotzmami glaubte, daß er zu der
von Gerhard G r o o t e gestifteten Ge-
sellschaft der Brüder des gemeinsamen
Lebens gehört habe, aber seine obszönen
Darstellungen sprechen gegen diese Ver-
mutung. Er führt seinen Namen von den
sprachlosen oder moralisierenden Band-
rollen, mit welchen seine Stiche nicht
selten geschmückt sind. Den Namen des
Meisters vom Jahre 1464 verlieh ihm
Passavant auf Grund dieser Datierung
des von ihm gestochenen Figurenalpha-
bets ; da dieses aber lediglich die Kopie
eines ebenso datierten Formschnittalpha-
bets ist, verliert diese Jahreszahl für den
Bandrollenmeister ihre Bedeutung. Seine
Tätigkeit fällt aber gewiß in die Zeit von
1460—1480. Der Meister der S c h ö p-
fungstage heißt er nach einer Folge
von Stichen, welche die sieben Schöp-
fungstage darstellen, von welchen aber
nur drei auf uns gekommen sind. Er
ist ohne Zweifel einer der interessante-
sten von den A n o n y m e n, nicht durch
die Originalität seiner Erfindung, sondern
durch die Kühnheit, mit welcher er die
Motive nimmt, wo er sie findet, und sie
zu einer immer interessanten Komposi-
tion vereinigt. Das Parisurteil (N. 40),
zusammengetragen wie es auch sein mag,
ist doch höchst originell. Seine Blätter
haben nicht allein den Reiz des Altertüm-
lichen, sondern den eines naiven Kunst-
betriebes, von dem es schwer ist zu erraten,
aus welchem Gewerbe er hervorging.
Goldschmied war er gewiß nicht, vielleicht
Formschneider. Karten- und Briefdrucker
oder Zeugdrucker. Dieses stückweise Auf-
nehmen und Einsetzen der divergierend-
sten Vorlagen und Modelle macht an ein
ähnliches Gewerbe denken. Er ist im
ganzen ein schlechter Zeichner und doch
von unleugbarem Formentalent und Ver-
ständnis für künstlerische Wirkung. Man
übersetze nur das Urteil des Paris oder
die Schöpfungstage im Geiste in eine
Wandtapete und man wird sogleich füh-
len, daß der Bandrollenmeister gar nicht
der Stümper ist, der er zu sein scheint.
Der Bandrollenmeister bestahl mit Vor-
liebe den Meister E. S., aber auch alte
Formschnitte, italienische und auch fran-
zösische Motive sind ihm nicht fremd.
Verzeichnis seiner Stiche:
1. (P. II. p. 12. 1; Reprod. bei Lehrs. t. VII.)
Der zweite Schöpfungstag oder der Sturz Luzifers: In
de tweden daghe maechte hi dat firmament etc. Mit
Benützung des Meisters E. S. Dresden.
2. (P. II. p. 13. 2.) Der fünfte Schöpfungstag oder
die Erschaffung der Vögel und Fische: In den fyfden
daghe mackde got voghele en vessche etc. Mit Be-
nützung von Stichen des Meisters E. S. und des Mei-
sters der Spielkarten. Berlin.
3. (P. II. 13. 3; Sotheby. Principia typographica.
III. 3.) Der siebente Schöpfungstag oder die Ruhe
Gottes nach der Schupfung: In de sevende daghe raste
got von all werck etc. Mit Benützung von Stichen
des Meisters E. S. Wiirzburg.
4. (P. II. 13. 4.) Moses und Gideon. Nach Holz-
schnitten der Biblia Pauperum. Paris.
5. (Willshire. Kat. II. 38.) Der Tod Absalons.
London (B. M.).
6. (P. II. 14. 5; Willshire. II. 36, mit Reproduktion.)
Siinson im Schöße der Dalila. Die Kostüme erinnern
an jene des Figurenalphabets. Berlin, London (Brit.
Mus.).
7. (P. II. 14. 6.) Simson zerreißt den Löwen. Paris.
8. (Lehrs. Repert. 1891. p. 213.) Die Vermählung
Maria. Der Boden in charakteristischer Weise schwarz
und weiß gemustert. Florenz (Riccardiana).
9. (P. II. p. 14. 7.) Die Verkündigung. Angeblich
nach einem Schrottblatt. Dresden.
10. (Lehrs. p. 21. X. 17.) Die Verkündigung. Flo-
renz (Riccardiana).
11. (P. II. 15. 8.) Die heilige Sippe (die Familie der
hl. Anna). Dresden.
12. (Jahrb. d. k. pr. Kunsts. VII. 79; Reprod.
bei Lützow, Geschichte des deutschen Kupferstiches,
p. 24.) Die Gefangennahme Christi. Berlin.
13. (P. II. 15. 9.) Die Geißelung. Dresden.
14. (Willshire. Kat. II. 114.) Die Dornenkrön ung.
London.
15. (P. II. 15. 11; Lehrs. Repert. 1891. p. 215, und
1893. 49.) Christus am Kreuze, mit Maria und Jo-
hannes, von vier Engeln umgeben. Berlin, Florenz
(Riccardiana).
16. (P. II- 15- 12.) Christus am Kreuze mit vier
Eno-eln. Oben auf dem Kreuze ein Pelikan, der seine
Jungen mit seinem Blute füttert. Unten Maria und
Johannes. München.
III 13*
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E. Jeinnez. Lo Retable de la Passion de l'eglise
d'Ambierle. Paris 1887. 2 Tafein. im Testament
heißt es: Item, je legue en l'eglise d'Ambierle, ou
sont enterres mes predecesseurs une table d'autel
pour mettre sur lc grand autel d'icelle eglise du dict
Ambierle, la quelle table est ä Beaune eu lhöstel
de Laurens Jaqnelin, et veux qu'elle soit menee au
dict lieu d'Ambierle ä mes depens.
Der Meister des Amsterdamer Ka-
binetts. Siehe Meister des Hausbuches.
III. p. 201.
Der Meister der Anbetung der
Könige im Bischof 1. Museum zu
Utrecht. Hyrnans vermutet, daß dieses
Bild von Jacob Comelisz van
Oostsanen (I. 339) herrührt.
Gestochen bei Taurel. L'Art chretien (i. 52) als Roger
van der "YVeyden; — Lafenestre. Belgique. p. 347.
Der Meister mit den Ankern,
Kupferstecher der zweiten Hälfte
des 17. Jahrb.. von dem nur Q» ,£)
em Blatt in Schabkunst, die A
Ermordung der Brüder Jan und >6\y
Cornelis de Witt. 20. Aug. 1G72.
bekannt ist. Es ist in der Ecke links
oben mit zwei gekreuzten Ankern bezeich-
net. Man hat verschiedene Meister
darin zu erkennen geglaubt, Corn.
Danckerts (III. 37G), G. Valek u.a.
De la Borde. Man. noire. 158; — N a g 1 e r.
IX. 43.
Der Meister mit den Bandrollen.
auch Meister vom Jahre 1464 oder M e i-
s t e r der Schöpf ungstage ge-
nannt, Kupferstecher der zweiten Hälfte
des 15. Jahrh.. wahrscheinlich in Holland
tätig. Sotzmami glaubte, daß er zu der
von Gerhard G r o o t e gestifteten Ge-
sellschaft der Brüder des gemeinsamen
Lebens gehört habe, aber seine obszönen
Darstellungen sprechen gegen diese Ver-
mutung. Er führt seinen Namen von den
sprachlosen oder moralisierenden Band-
rollen, mit welchen seine Stiche nicht
selten geschmückt sind. Den Namen des
Meisters vom Jahre 1464 verlieh ihm
Passavant auf Grund dieser Datierung
des von ihm gestochenen Figurenalpha-
bets ; da dieses aber lediglich die Kopie
eines ebenso datierten Formschnittalpha-
bets ist, verliert diese Jahreszahl für den
Bandrollenmeister ihre Bedeutung. Seine
Tätigkeit fällt aber gewiß in die Zeit von
1460—1480. Der Meister der S c h ö p-
fungstage heißt er nach einer Folge
von Stichen, welche die sieben Schöp-
fungstage darstellen, von welchen aber
nur drei auf uns gekommen sind. Er
ist ohne Zweifel einer der interessante-
sten von den A n o n y m e n, nicht durch
die Originalität seiner Erfindung, sondern
durch die Kühnheit, mit welcher er die
Motive nimmt, wo er sie findet, und sie
zu einer immer interessanten Komposi-
tion vereinigt. Das Parisurteil (N. 40),
zusammengetragen wie es auch sein mag,
ist doch höchst originell. Seine Blätter
haben nicht allein den Reiz des Altertüm-
lichen, sondern den eines naiven Kunst-
betriebes, von dem es schwer ist zu erraten,
aus welchem Gewerbe er hervorging.
Goldschmied war er gewiß nicht, vielleicht
Formschneider. Karten- und Briefdrucker
oder Zeugdrucker. Dieses stückweise Auf-
nehmen und Einsetzen der divergierend-
sten Vorlagen und Modelle macht an ein
ähnliches Gewerbe denken. Er ist im
ganzen ein schlechter Zeichner und doch
von unleugbarem Formentalent und Ver-
ständnis für künstlerische Wirkung. Man
übersetze nur das Urteil des Paris oder
die Schöpfungstage im Geiste in eine
Wandtapete und man wird sogleich füh-
len, daß der Bandrollenmeister gar nicht
der Stümper ist, der er zu sein scheint.
Der Bandrollenmeister bestahl mit Vor-
liebe den Meister E. S., aber auch alte
Formschnitte, italienische und auch fran-
zösische Motive sind ihm nicht fremd.
Verzeichnis seiner Stiche:
1. (P. II. p. 12. 1; Reprod. bei Lehrs. t. VII.)
Der zweite Schöpfungstag oder der Sturz Luzifers: In
de tweden daghe maechte hi dat firmament etc. Mit
Benützung des Meisters E. S. Dresden.
2. (P. II. p. 13. 2.) Der fünfte Schöpfungstag oder
die Erschaffung der Vögel und Fische: In den fyfden
daghe mackde got voghele en vessche etc. Mit Be-
nützung von Stichen des Meisters E. S. und des Mei-
sters der Spielkarten. Berlin.
3. (P. II. 13. 3; Sotheby. Principia typographica.
III. 3.) Der siebente Schöpfungstag oder die Ruhe
Gottes nach der Schupfung: In de sevende daghe raste
got von all werck etc. Mit Benützung von Stichen
des Meisters E. S. Wiirzburg.
4. (P. II. 13. 4.) Moses und Gideon. Nach Holz-
schnitten der Biblia Pauperum. Paris.
5. (Willshire. Kat. II. 38.) Der Tod Absalons.
London (B. M.).
6. (P. II. 14. 5; Willshire. II. 36, mit Reproduktion.)
Siinson im Schöße der Dalila. Die Kostüme erinnern
an jene des Figurenalphabets. Berlin, London (Brit.
Mus.).
7. (P. II. 14. 6.) Simson zerreißt den Löwen. Paris.
8. (Lehrs. Repert. 1891. p. 213.) Die Vermählung
Maria. Der Boden in charakteristischer Weise schwarz
und weiß gemustert. Florenz (Riccardiana).
9. (P. II. p. 14. 7.) Die Verkündigung. Angeblich
nach einem Schrottblatt. Dresden.
10. (Lehrs. p. 21. X. 17.) Die Verkündigung. Flo-
renz (Riccardiana).
11. (P. II. 15. 8.) Die heilige Sippe (die Familie der
hl. Anna). Dresden.
12. (Jahrb. d. k. pr. Kunsts. VII. 79; Reprod.
bei Lützow, Geschichte des deutschen Kupferstiches,
p. 24.) Die Gefangennahme Christi. Berlin.
13. (P. II. 15. 9.) Die Geißelung. Dresden.
14. (Willshire. Kat. II. 114.) Die Dornenkrön ung.
London.
15. (P. II. 15. 11; Lehrs. Repert. 1891. p. 215, und
1893. 49.) Christus am Kreuze, mit Maria und Jo-
hannes, von vier Engeln umgeben. Berlin, Florenz
(Riccardiana).
16. (P. II- 15- 12.) Christus am Kreuze mit vier
Eno-eln. Oben auf dem Kreuze ein Pelikan, der seine
Jungen mit seinem Blute füttert. Unten Maria und
Johannes. München.
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