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scheint. In die der Treppe gegenüber be-
findliche Mauer ist ein schirmartig ausge-
hauener Stein von 6—8 Centner eingemauert.
An einer andern Stelle, welche zuerst von
Bäumen und Sträuchern entblösst werden
musste, traf man in geringer Tiefe die Grund-
mauern eines achteckigen Gebäudes — jede
dieser Ecken ist, genau 10 m von der an-
dern entfernt — und man glaubt, dass hier-
ein Tempel gestanden habe. An dieser,
sowie an der ersten Stelle fand man kleine
Münzen, fast alle von Constautinus, viele
Scherben von kleinern und grossem Urnen
herrührend, eine Menge Nägel, unsern
Schmiedenägeln ganz ähnlich, Fläch- und
Hohlziegeln, verkohlte Holzteilchen u. s. w.
[Strassb. Post.]
63- Aus der Pfalz, 17. März. Zu Nanz-
weiler, im Ivanton Landstuhl, hat im
Herbste 1881 Herr Ackerer Luthes mehrere
römische Skulpturen gefunden. Auf zwei
Sandsteinen ist eine Gruppe von drei auf
einem Throne sitzenden Gottheiten ange-
bracht. Die zur Rechten (eine weibliche
Gestalt) hat im Schosse einen Fruchtkorb
1 (Ceres), die männliche Figur in der Mitte
scheint Jupiter vorzustellen, während die
Göttin zur Rechten leider sehr verstümmelt
ist. Allen diesen Gottheiten fehlen bedauer-
licherweise die Köpfe. Auf der Rückseite
befindet sich ein Pferd in Hochrelief. Ein
dritter Stein stellt den Unterteil eines Gottes
dar, welcher umgeschlagene hohe Stiefel
trägt; zur Rechten stobt neben demselben
ein Vogel; erstercr dürfte Mars sein. Da-
bei befänden sich zwei römische Münzen,
Asche und viele Falzziegeln. Diese Skulp-
turen machte der Besitzer Hr. Dr. Mehlis,
der auf Einladung des Hm. Bürgermeisters
Kiefer zu Glanmünchweiler gestern erschie-
nen war, für das Museum des historischen
Vereins zu Speyer zum Geschenke.
61. Hanau. Nach Absendung des museogra-
phiseben Berichts Wd. Z, III S. 174 an Sie
haben wir zu G r o s s kr o t z e n b u r g die Nach-
forschungen in der Umgebung der „Ziegelei“
fortgesetzt und dort zunächst das Vorhan-
densein von Trümmern eines dritten Ofens
in unmittelbarer Nähe der beiden anderen
festgestellt. Sodann war unser Streben
darauf gerichtet, durch Quergräben gegen
die in unsern Plan eingezeichnete ideale
Fortsetzung des Pfahlgrabens dicht am
Castell den Anschluss desselben an das
letztere und die Lage der Ziegelei zu ihm
zu konstatieren. Beides gelang. Dicht
östlich der ausgedehnten Ziegelei haben
wir den Graben des Limes an 6 Stellen
genau mit demselben Profil und in einer
geraden Linie nachgewiesen. Er läuft, wie
ich in meiner Schrift (S. 12) bereits vor
2 Jahren es als wahrscheinlich bezoichnote,
in den äusseren Castollgraben ein. Um
diese Stelle zu erreichen, musste der Pfahl-
graben von einem Punkte des 1000 in langen
Stückes, auf dem er durch die Kultur ver-
wischt ist, von seiner seither eingehaltenen
Richtung ein wenig nach Osten abbrechen,
was wiederum dafür spricht, dass das wet-
terauische Limes, wie ich aus anderen Grün-
den schon früher annahm, von Norden nach
Süden gebaut ist (vgl. Römercastell S. 66**),
nicht, wie F. Dahn annimmt, umgekehrt.
Die Abweichung erklärt es, dass die Stelle,
wo die Ziegelei zu suchen war und jetzt
gefunden ist, genau auf dem idealen Ende
des Limes oder gar ausserhalb desselben
zu liegen schien. Jetzt hört mit der fest-
gestellten und durch bleibende Zeichen
markierten Limeslinie jede Spur römischen
Anbaues auf, während sich dicht an die
innere Seite der Grenzlinie die Reste der
Ziegelei anlehnen. Dieser Umstand bat es
veranlasst, dass gerade an der wichtigsten
Stelle, nahe dem Castell, der Graben noch
nachgewiesen werden konnte, indem er mit
den Resten der Ziegelei ausgefüllt war,
welche sich von dom gewachsenen Boden
scharf unterscheiden. An einer Stelle be-
stand die Füllung aus dem vollkommen rein
erhaltenen feinen Thon, aus welchem die
Ziegel der 4. Cohorte der Vindelicier ge-
brannt sind; er wurde in den ausgedehnten
Thonlagern zwischen Grosskrotzenburg und
Kahl gewonnen, deren Jahrhunderte lange
Benutzung sich noch jetzt durch die Un-
ebenheiten des Bodens erkennen lässt.
Weiter entfernt vom Castell, wo kein An-
bau hinter dem Pfahlgraben vorhanden
war, ist auch das Gräbenprofil durch Quer-
schnitte nicht mehr zu erkennen, da hier
Füllung und gewachsener Boden aus gleich-
artiger Masse bestehen. [Dr. (i. W o 1 ff.]
Giessen. Jüngst ist der Oberhessische 62.
Verein für Lokalgeschichte zu Giessen in
den Besitz interessanter Altertümer gelangt,
welche auf dem nordwestlich von Giessen
gelegenen, durch seine Ringwälle berühm-
ten Dünsberg gefunden wurden. Beim Aus-
roden eines Stammes wurde eine sehr
wohlerhaltene Regenbogenschüssel von 27
Mark Goldwert gefunden, sodann der eiserne
Schuh eines Pfluges, eine sehr breite eiserne
Schwertklinge, mehrere kleine Hufeisen und
ein auffallend kleines Trensengebiss; alle
diese Gegenstände befanden sich nute r
dem Wurzelstock des ausgerodeten Stam-
mes. — Durch die Einebnungsarbeiten auf
dem Exercierplatz bei Giessen gelangte der
Verein in den Besitz sehr schöner Bronzen;
am bemerkenswertesten dürfte hiebei sein,
dass sich an einer Bronzedolchklinge noch
Spuren einer hölzernen Scheide befanden, die
durch sofortiges Benetzen mit Glycerin erhal-
ten blieben. — In Giessen selbst wurde vor
Kurzem bei Einrichtung der städtischen
Wasserleitung ca. 1,5 m unter dem Pflaster
in schwarzer Moderschicht ein ohne Dreh-
scheibe hergestellter Topf massiger Grösse
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scheint. In die der Treppe gegenüber be-
findliche Mauer ist ein schirmartig ausge-
hauener Stein von 6—8 Centner eingemauert.
An einer andern Stelle, welche zuerst von
Bäumen und Sträuchern entblösst werden
musste, traf man in geringer Tiefe die Grund-
mauern eines achteckigen Gebäudes — jede
dieser Ecken ist, genau 10 m von der an-
dern entfernt — und man glaubt, dass hier-
ein Tempel gestanden habe. An dieser,
sowie an der ersten Stelle fand man kleine
Münzen, fast alle von Constautinus, viele
Scherben von kleinern und grossem Urnen
herrührend, eine Menge Nägel, unsern
Schmiedenägeln ganz ähnlich, Fläch- und
Hohlziegeln, verkohlte Holzteilchen u. s. w.
[Strassb. Post.]
63- Aus der Pfalz, 17. März. Zu Nanz-
weiler, im Ivanton Landstuhl, hat im
Herbste 1881 Herr Ackerer Luthes mehrere
römische Skulpturen gefunden. Auf zwei
Sandsteinen ist eine Gruppe von drei auf
einem Throne sitzenden Gottheiten ange-
bracht. Die zur Rechten (eine weibliche
Gestalt) hat im Schosse einen Fruchtkorb
1 (Ceres), die männliche Figur in der Mitte
scheint Jupiter vorzustellen, während die
Göttin zur Rechten leider sehr verstümmelt
ist. Allen diesen Gottheiten fehlen bedauer-
licherweise die Köpfe. Auf der Rückseite
befindet sich ein Pferd in Hochrelief. Ein
dritter Stein stellt den Unterteil eines Gottes
dar, welcher umgeschlagene hohe Stiefel
trägt; zur Rechten stobt neben demselben
ein Vogel; erstercr dürfte Mars sein. Da-
bei befänden sich zwei römische Münzen,
Asche und viele Falzziegeln. Diese Skulp-
turen machte der Besitzer Hr. Dr. Mehlis,
der auf Einladung des Hm. Bürgermeisters
Kiefer zu Glanmünchweiler gestern erschie-
nen war, für das Museum des historischen
Vereins zu Speyer zum Geschenke.
61. Hanau. Nach Absendung des museogra-
phiseben Berichts Wd. Z, III S. 174 an Sie
haben wir zu G r o s s kr o t z e n b u r g die Nach-
forschungen in der Umgebung der „Ziegelei“
fortgesetzt und dort zunächst das Vorhan-
densein von Trümmern eines dritten Ofens
in unmittelbarer Nähe der beiden anderen
festgestellt. Sodann war unser Streben
darauf gerichtet, durch Quergräben gegen
die in unsern Plan eingezeichnete ideale
Fortsetzung des Pfahlgrabens dicht am
Castell den Anschluss desselben an das
letztere und die Lage der Ziegelei zu ihm
zu konstatieren. Beides gelang. Dicht
östlich der ausgedehnten Ziegelei haben
wir den Graben des Limes an 6 Stellen
genau mit demselben Profil und in einer
geraden Linie nachgewiesen. Er läuft, wie
ich in meiner Schrift (S. 12) bereits vor
2 Jahren es als wahrscheinlich bezoichnote,
in den äusseren Castollgraben ein. Um
diese Stelle zu erreichen, musste der Pfahl-
graben von einem Punkte des 1000 in langen
Stückes, auf dem er durch die Kultur ver-
wischt ist, von seiner seither eingehaltenen
Richtung ein wenig nach Osten abbrechen,
was wiederum dafür spricht, dass das wet-
terauische Limes, wie ich aus anderen Grün-
den schon früher annahm, von Norden nach
Süden gebaut ist (vgl. Römercastell S. 66**),
nicht, wie F. Dahn annimmt, umgekehrt.
Die Abweichung erklärt es, dass die Stelle,
wo die Ziegelei zu suchen war und jetzt
gefunden ist, genau auf dem idealen Ende
des Limes oder gar ausserhalb desselben
zu liegen schien. Jetzt hört mit der fest-
gestellten und durch bleibende Zeichen
markierten Limeslinie jede Spur römischen
Anbaues auf, während sich dicht an die
innere Seite der Grenzlinie die Reste der
Ziegelei anlehnen. Dieser Umstand bat es
veranlasst, dass gerade an der wichtigsten
Stelle, nahe dem Castell, der Graben noch
nachgewiesen werden konnte, indem er mit
den Resten der Ziegelei ausgefüllt war,
welche sich von dom gewachsenen Boden
scharf unterscheiden. An einer Stelle be-
stand die Füllung aus dem vollkommen rein
erhaltenen feinen Thon, aus welchem die
Ziegel der 4. Cohorte der Vindelicier ge-
brannt sind; er wurde in den ausgedehnten
Thonlagern zwischen Grosskrotzenburg und
Kahl gewonnen, deren Jahrhunderte lange
Benutzung sich noch jetzt durch die Un-
ebenheiten des Bodens erkennen lässt.
Weiter entfernt vom Castell, wo kein An-
bau hinter dem Pfahlgraben vorhanden
war, ist auch das Gräbenprofil durch Quer-
schnitte nicht mehr zu erkennen, da hier
Füllung und gewachsener Boden aus gleich-
artiger Masse bestehen. [Dr. (i. W o 1 ff.]
Giessen. Jüngst ist der Oberhessische 62.
Verein für Lokalgeschichte zu Giessen in
den Besitz interessanter Altertümer gelangt,
welche auf dem nordwestlich von Giessen
gelegenen, durch seine Ringwälle berühm-
ten Dünsberg gefunden wurden. Beim Aus-
roden eines Stammes wurde eine sehr
wohlerhaltene Regenbogenschüssel von 27
Mark Goldwert gefunden, sodann der eiserne
Schuh eines Pfluges, eine sehr breite eiserne
Schwertklinge, mehrere kleine Hufeisen und
ein auffallend kleines Trensengebiss; alle
diese Gegenstände befanden sich nute r
dem Wurzelstock des ausgerodeten Stam-
mes. — Durch die Einebnungsarbeiten auf
dem Exercierplatz bei Giessen gelangte der
Verein in den Besitz sehr schöner Bronzen;
am bemerkenswertesten dürfte hiebei sein,
dass sich an einer Bronzedolchklinge noch
Spuren einer hölzernen Scheide befanden, die
durch sofortiges Benetzen mit Glycerin erhal-
ten blieben. — In Giessen selbst wurde vor
Kurzem bei Einrichtung der städtischen
Wasserleitung ca. 1,5 m unter dem Pflaster
in schwarzer Moderschicht ein ohne Dreh-
scheibe hergestellter Topf massiger Grösse