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Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und Kunst / Korrespondenzblatt — 3.1884

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Nr. 6 (1. Juni)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37256#0038
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quartier von Obergermanien eine Residenz
in oder bei Genf gehabt hat, was nicht un-
zulässig erscheint, obwohl Genf selbst nicht
zur Provinz gehört hat. Auf der grossen
Yerbindungsstrasse zwischen Rom und Mainz
liegt Genf nicht und an ein Etappencom-
mando, wie es auf dieser Route in Solo-
thurn, Vewey, St. Maurice vorkommt, kann
darum hier nicht füglich gedacht werden.
81. Martinach-Octodurum [röm. Ausgrabungen]
vgl. Korr. III, 1. Bei den von der archäolo-
gischen Gesellschaft in Sitten veranstalteten
Nachgrabungen stiess man an Stelle eines
Circus, den man bloszulegen hoffte, auf die
Ruinen eines römischen Tempels, auf denen
eine christliche Kirche erbaut worden. Man
vermutet, dass man es mit der Kathedrale
zu thun hat, die zur Zeit Konstantins und
seines Sohnes Konstans etwa im Jahre 347
durch Theodor, den ersten Bischof des Wallis,
erbaut wurde. Die jetzt aufgedeckte Fun-
damentierung zeigt nach der „Nouv. Gaz.
du Valois“ ein Parallelogramm, das in meh-
rere Abteilungen geteilt ist. Die Kirche
liegt im südlichen Teile des Mauerwerks
und ist nach den alten kanonischen Regeln
von Osten nach Westen gebaut. Im Norden
des Schiffs und zwar der ganzen Länge
nach, dagegen durch eine Seitenmauer von
der Kirche getrennt, befindet sich eineKrypta,
zu welcher man durch eine breite Treppe
hinuntersteigt. Auf das Vorhandensein eines
zerstörten Säulenganges deutete eine An-
zahl Pilaster, die in regelmässigen Abstän-
den der Südseite entlang stehen; zwischen
je zwei Pfeilern lag ein menschliches Ske-
lett. Der Umstand, dass man keine einzige
Säule aufgefunden hat, während Kapitale,
Piedestale, römische Ziegel, Vasen, Baustücke
aus grauem und grünem Marmor (Cipolin)
zahlreich aufgefunden wurden, lässt darauf
schliessen, dass die Säulen anderwärts Ver-
wendung fanden. — Was auf die Annahme
geführt, dass der Bau die Kathedrale des
heil. Theodor sei, das sind Münzen von
Konstantin und Konstans, die mau in dem
Ausfüllmaterial der Fundamentierung ge-
funden hat. Wahrscheinlich werden die
Nachgrabungen jetzt noch in umfassenderer
Weise vorgenommen werden
82. Horburg, [Castell Argentovaria] Vgl. Korr.
III, 58. In den letzten Wochen wurde fest-
gestellt, dass die Ecken des Kastells nicht
abgerundet waren; zu untersuchen bleibt
noch, ob wie Anzeigen vorhanden sind, je
ein Turm dieselben verteidigte. — Zwischen
beiden Ecken der Südseite und dem in
der Mitte dazwischen liegenden, noch im
Boden vorhandenen Thor haben wir die
Fundamente je eines Turmes vorgefunden,
der nach aussen abgerundet, etwa 5 m Vor-
sprung hat. Vom westl. Thor haben wir
Fundamentreste und einen geliauenenSockel-
stein gefunden, welcher demjenigen des
besser konservierten südlichen Thores gleich

ist. Am nördlichen Thor fanden wir den
gepflasterten röm. Weg und ebenda Huf-
eisen, Messer oder Dolche, ein Radschloss,
eine eiserne und eine Bronze-Fibula, Sigil-
latascherbe mit Stempel Melamusfec, Rand-
ziegel mit der Aufschrift: CIMA ■) und ein
Fragment einer sehr schlecht geschriebenen
Inschrift, etwa CIGNATIS. Von Reliefs
kamen zum Vorschein 1) eine Figur mit
Scepter in der Hand, 2) ein fein geformter
r. Arm mit Bracelet, 3) ein Kopf, über
welchem sich 2 Ehrenzeichen befinden.
[Nach einem Bericht der Elsass - Lothr.
Ztg. vom 29. April.]
Aus der Pfalz, im April. [Praehistorische 83.
Gräber bei Leimersheim]. Beim Kiesgraben
stiess man in der Vorderpfalz zwischen Lei-
mersheim, Kuhard, Neupfotz (Distrikt Wolfs-
berg) in einer Tiefe von 0,30 m auf mehrere
Flachgräber. Dieselben ziehen in der Rich-
tung von SW—SO und hatten eine Länge
von ca. 2 m bei einer Breite von 0,55 m.
Die Skelette lagen im blossen Boden. Im
ersten Grabe lagen neben dem Skelette 5
Bronzeriuge. EinTorques von einem Durchm.
im Lichten von 0,14 m ist in der hinteren
Hälfte glatt gearbeitet mit eingeschlageueu
Ornamenten (Winkellinien mit gepunkten
Kreisen dazwischen), die andere ist geknöpft
und endet die Scldiesse in zwei puff'erartigen
Knöpfen, deren Platten mit rotem Email
ausgefüllt sind. In ähnlichen Knopfmanier
sind die Arm- und Fussringe (Durchm. 0,08
und 0,06 m) gehalten; mehrere derselben
sind auf einer Seite stark abgeschliffen (vom
Tragen). In den drei anderen Gräbern
lagen je zwei Paar Arm- resp. Fussringe
und zwei Fibeln. Letztere bilden einen
Bogen mit einfacher Rolle und nach hinten
horizontal ausgezogener Nadelscheide; ei-
nen zum Bügel zurückgedrehten Knopf ha-
ben sie nicht. Der Bügel ist gerippt. —
Von den Knochen waren nur in der Nähe
der Bronzen Fragmente erhalten, die durch
den Einfluss des Metalles konserviert und
oxydiert waren. — Diese Flächgräber ge-
hören nach allen Indizien der vorrömi-
schen la Tene-Periode an und haben Ana-
logieen in den Grabsetzungen derselben
Periode, welche Dr. Köhl im untern
Pfrimmtliale blossgelegt hat. Der Typus der
Fibel bildet das Mittelglied zwischen der
spezifischen la-Tene-Fibel mit zurückge-
schlagenem Endknopfe und den älteren
Formen der römischen Provinzialfibel. Ein
ähnliches doch roher gegossenes Stück rührt
von der Limburg her (vgl. Mehlis: „Studien“
1) So giebt die Ztg. an, in welcher der Stem-
pel mit leg. decima aufgelöst wird. In einer
privaten Nachricht schreibt aber Hr. Pfarrer Her-
renschneider den Stempel y 3CIMB, wonach Prof.
Zangemeister vermutet, dass derselbe identisch sei
mit Stempeln des Baseler Museums aus Augst, auf
denen TECIMR oder axOIMR steht. Über die Be-
deutung dieses Stempels dürfen wir einer baldigen
Besprechung Zangemeisters entgegensehen.
 
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