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Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und Kunst / Korrespondenzblatt — 3.1884

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Nr. 1 & 2 (Jan. & Febr.)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37256#0006
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4:

Kopf lag neben einem Steintrog, der je-
doch nicht gehoben worden ist. Das Thal
ist sehr quellenreich, und diente der Trog
offenbar zum Auffangen des Wassers. Soll-
ten wir es hier etwa mit einem Quellenkult
und mit einer Apollostatue zu.thün haben?
Fritz Möller.
3. Ausgrabungen bei Rottenburg. Es wurde
von H. General von Kallee und mir zu-
nächst nach dem Castell gesucht, von dem
mit Sicherheit anzunehmen war, dass es
auf dem rechten Ufer des Neckars lag,
während der grösste Teil der bürgerlichen
Niederlassung sich auf dem linken Ufer
ausbreitete, wo die heutige Stadt sich be-
findet. Die ersten Nachforschungen wur-
den nach Angaben Jaumanns vorgenommen,
der über Funde von Legionsziegeln an der
betr. Stelle berichtet hatte; es stellte sich
aber heraus, dass dies unrichtig war. Doch
waren die Nachgrabungen keineswegs ver-
geblich ; denn \yir fanden an jener Stelle
einen grösseren Komplex einer Niederlas-
sung mit einer Strasse dazwischen, eine
Anlage regelmässiger Art, aber meist Ge-
bäude, welche mehr in der Weise eines Ge-
höftes gehalten waren als in der städtischen
Wohnens. Nachdem wir an dem betr. Platze
einen Abschluss erreicht hatten, gingen wir
an den Ort, an dem man vorzugsweise bis-
her eine Befestigung gesucht hatte, ohne
jedoch bestimmte Anzeichen dafür aufzu-
weisen, auf die sog. Altstadt und hier fand
sich nun in der That das Castell. Die ersten
Spuren wurden Mitte Oktober gefunden;
zur selben Zeit musste ich zu amtlicher
Thätiglceit auf 14 Tage nach Stuttgart, aber
General v. Kallee setzte die Ausgrabungen
fort und es gelang ihm, die Substruktionen
der zwei Thortürme der porta praetoria,
den Thorweg und längere Strecken der
Mauer herauszustellen. Die Umrisse des
Castells waren bis Anfang November im
Wesentlichen gefunden, als lokaler Ver-
hältnisse wegen die Arbeiten eingestellt
wilden mussten. Im Innern wurden die
Grundmauern eines Gebäudes gefunden; ob
sonst noch bedeutende Funde im Innern
gemacht werden können, ist bei der Art
der Ausbeutung des Terrains nicht sicher.
Sobald die Frühjahrs Witterung es zulässf,
sollen die Ausgrabungen wieder aufgenom-
men werden. (E. Herzog).
4. In Ladenburg ergab sich Ende November
bei einer Nachgrabung zu baulichen Zwecken
der Fund von fünf Leugensäulen, von wel-
chem in Korr. II, 221 nur kurz gemeldet
werden konnte.
Die Fundstätte liegt am südöstl. Ans-
gang der heutigen Stadt gegen Heidelberg
zu, auf dem mit Bauresten und Scherben
übersäten Boden der römischen Niederlas-
sung und fast unmittelbar (nördlich) neben
der nach Neuenheim-Heidelberg führenden
Römerstrasse, die bekanntlich zum Teil noch

erhalten ist. Die Säulen lagen wirr neben-
und übereinander, lVs bis 2 Meter tief in
einem antiken Kellerraum, welcher selbst
eine Tiefe von etwa 2 m hat und von einer
1 m hohen Erdschichte bedeckt war. In
demselben Raum lagen noch verschiedene
Baustücke, Steinbalken u. eine Thürschwelle
und ausserdem Gefässscherben, Ziegelbruch-
stücke, Küchenabfälle u. <®§L Eine Säule
war noch ganz, die andern, in zwei oder
drei Stücke zerbrochen, lagen mit den Bruch-
flächen noch bei einander und vTaren also
offenbar erst beim Hinabstürzen in Trüm-
mer gegangen. Sie waren mit ihren roh
zubehauenen, würfelförmigen (circa 40 cm
hohen) Sockeln aus einem Stück gearbeitet;
das Material ist teils roter, teils gelber
Neckarsandstein. Die Höhe des Schaftes
schwankt zwischen 1,32 und 1,70 m, der
Durchm. zwischen 0,40 und 0,50 m. Bei
einer Säule (No. 5) verjüngt sich der Schaft
nach unten zu (0,42 oberer, 0,33 m unterer
Durchm:). Die Steine gewinnen besonderes
Interesse durch ihre Beziehung zu den 1877
und 78 in Heidelberg aufgefundenen und
von K. Christ (Bonner Jhb. 61 S. 10 ff.
und 64 S. 62 ff.) besprochenen Leugen-
zeigern, welche als von der eivitas TJlpia
Severiana Nemetum errichtet erscheinen —
so erklärt auch Christ die Abkürzung CIVIT •
VLP • S • N • — und die Entfernung von
LopoSunum = 4 leugae angeben; unsere
Inschriften stimmen nämlich, soweit sie er-
halten sind, mit den fünf letzten der in
Heidelberg gefundenen acht Säulen ziem-
lich genau überein. Sie lauten:
1. IIP • CH ES
IVI • A N T 0 N I o
GO RDIA No
PIO'FELI CI-AVG
P • IV! ' T R ■ P
P ■ P ■ C ■ S ' N
L ■ I
Imperatori Caesari \ Marco Antonio \ Gor-
diano | pio felici augusto | pontifid maximo |
tribunicia potesteite | patri patriae \ eivitas
Severiana Nemetum \ leuga min.
Der Stein ist demnach eine Leuga weit
hierher verschleppt, er ist auch der ein-
zige, dem der Sockel fehlt. Da bei der
tribunicia postestas keine Zahl steht, so darf
man wohl mit Christ das erste Regierungs-
jahrs des Kaisers, d. i. 238, als das Jahr
der Steinsetzung annehmen.
2. Zum grossem Teil verwittert:
IMP • CA
IVI • // V
PH
F • A
P • P •
ET • IVI
PHI
NOB •
C ' V
 
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