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Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und Kunst / Korrespondenzblatt — 3.1884

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Nr. 10 (1. Oktober)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37256#0062
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als in Abt. 7 und 8, denn als eine flach
verlaufende Erderhühung ist er noch durch
die ganze Abteilung recht wohl zu ver-
folgen.
Zwei Wachtliäuser liegen innerhalb des
Waldes am Limes. Las eine, in Abteilung
14 belegen, wurde schon in früheren Jahren
blosgelcgt. (Vom Mannheimer Altertums-
verein, wenn Berichterstatter richtig infor-
miert ist). Leider geht dasselbe seiner
vollständigen Zerstörung entgegen; eines-
teils weil cs nicht wieder mit Erde gedeckt
wurde und deshalb allen möglichen Zufällen
ausgesetzt ist; andernteils auch, weil das
Wurzelwerk einer mächtigen Buche die
Hälfte der Fundamentmauern durchwachsen
und zerrissen hat. Las andere Wachthaus,
das neuerdings blosgelegto, ist in Abteilung
14 belegen.
Bei der Ausgrabung machte die Boden-
beschaffenheit ziemliche Schwierigkeiten, da
die Erde stark mit Steinen und Wurzelwerk
durchsetzt war. Die ersten Spuren noch
bestehenden Mauerwerks zeigten sich üb-
rigens schon nahe unter der jetzigen Erd-
oberfläche. La cs sich sofort ergab, dass
die Mauersteine nur noch lose aufeinander-
lagen und durch den dazwischen liegenden
völlig zerbröckelten Mörtel nicht mehr ge-
halten wurden, musste mit grösster Vor-
sicht weitergearbeitet werden, unter deren
Anwendung es dann auch schliesslich ge-
lang, das ganze noch vorhandene Gemäuer
ohne weitere Beschädigung desselben auf-
zudecken. Es sind dies allerdings nur ge-
ringe Fundamentreste, (loch genügten sie
immerhin zur Feststellung eines Grundrisses. |
Las Wachthaus hatte 5 m in der Br.
und 4,75 m in der Tiefe. Die vordere,
dem Limes zugekehrte Mauer hatte eine
Stärke von 1,12 m; die sö. Seitenmauer
war 90—95 cm; die nw. 60—70 cm, und
die Rückmauer ebenfalls 60—70 cm stark
Lie Entfernung von der Vordermauer bis
auf die Mitte der den Lauf des Limes be-
zeichnenden Erderhühung beträgt 5 m, doch
scheint es, dass der Rücken des Walles
durch die frühere Bearbeitung des Bodens
an dieser Stelle um Einiges verschoben
worden ist. Wenigstens ist das Wachthaus
in Abt. 14 nahezu 9 m. von der Mitte des
Walles entfernt, und man darf doch wohl
annehmen, dass die Entfernung bei beiden
Wacbtbäusern annähernd gleich war, da
die sonstigen Masse ebenfalls überein-
stimmen.
Las Mauerwerk bestellt aus unbearbei-
teten Kalksteinen, welche in ziemlich un-
regelmässigen Schichten, durch wenig Mörtel
verbunden, aufeinanderlagern. Das Funda-
ment der vordem Mauer ist in seiner gan-
zen Länge und zwar teilweise bis zur Stärke
von 4 Steinschichten erhalten; ebenso das
der sö. Seitenmauer, während von den bei-
den anderen Mauern nur noch kurze An- 1

Sätze vorhanden sind, welche die Richtung
und Stärke derselben erkennen lassen Es
scheint, dass der fehlende Teil entweder
zu einer Zeit herausgerissen wurde, da
Ackerbau an der Stelle getrieben wurde,
oder aber, was noch wahrscheinlicher ist,
dass hier einmal ein starker Baum sich be-
fand , und dass beim Heraushauen des
Stockes das Mauerwerk zerstört wurde.
Lie noch vorhandenen Mauerreste haben
an ihrer höchsten Stelle eine Höhe von
0,50, an ihrer niedrigsten von 0,15 m. Lie
Sohle des Fundaments liegt ca. 0,50 m
unter dem heutigen Waldboden, doch be-
fand sich über dem Wachthaüse selbst eine
kleine Erdanhäufung, so dass alles Maucr-
werk bedeckt war.
Innerhalb des Wachthauses, und zwar
hei der Vorderwand, fanden sicli Feuer-
spuren, ebenso einige Scherben von gewöhn-
lichen Thongefässen. Wie es scheint, rühren
die Scherben von drei Gcfässen, nämlich
von einer grösseren und einer kleineren
Urne und einem llcnkelkruge her; doch
ist an eine Zusammensetzung derselben
nicht zu denken, da der grösste Teil fehlt
Weitere Ausbeute gab es nicht; nur zeigte
sich Lei einem Spatenstich einmal ein grü-
ner Streif, der auf Bronze zu deuten schien,
doch war sorgfältiges weiteres Nachsuchen
vergeblich.
Über Sommer bleibt nun das ausge-
grabene Gemäuer offen liegen, doch soll es
im Herbste wieder mit Erde gedeckt wer-
den, da sonst die lose aufeinandergeschich-
teten Steine wohl hinnen kurzer Zeit ver-
schleppt sein würden.
(Lr. T. G. Weiss.)
Von dem kürzlich in Mainz aufgefunde- 135.
nen, von Keller Korr. III, 84 publicierten
römischen Militärdiplom ist nunmehr auch die
erste Tafel gefunden worden und in den
Besitz des Paulusmuseums in Worms über-
gegangen. Las Diplom ist datiert vom 27.
Octob. 91. Ilr. Weckerling wird dasselbe
im nächsten Osterprogramm des Wormser
Gymnasiums behandeln.
Mainz Unlängst wurde, angeblich zwi-136,
sehen Klein - Winternheim und Ober-Olm,
nw. vor der Stadt, das Bruchstück einer
römischen Gewandfigur gefunden, welches
der Beachtung in hohem Grade wert ist.
Dasselbe besteht aus der in Goldblech
getriebenen Büste einer Frauenfigur. Las
Fundstück ist 3 V2 cm hoch und zeigt das
Haupt mit einem dicht anliegenden Schleier
ganz verhüllt; über der Stirne allein legt
sich der Stoff in wenige, gerundete Falten.
Audi das Untergesicht ist in der Art ver-
hüllt, dass ein weicher Stoff vom Hals bis
zu den Wangen ansteigt und spitz gegen
die Nase hin heraufgezogen ist, so dass es
scheint, als sei der Schleier am Nasensegel
eingeklemmt. Las Gesicht zeigt jugendlich
volle Formen von grosser Regelmässigkeit
 
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