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Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und Kunst / Korrespondenzblatt — 3.1884

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Nr. 12 (1. Dezember)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37256#0078
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kappe; in der linken Hand den Caduceus,
auf der erhobenen Rechten den Hahn tra-
gend. e) Hercules, um die Schultern das
Löwenfell, das über den linken Arm herab-
fällt, die Rechte (auf die Keule stützend,
d) Minerva, auf dem Haupte einen nied-
rigen Helm tragend; der herabwallende
Mantel ist über der linken Schulter ge-
schlossen. Hie Linke hält den Schild; die
vom Mantel nicht umhüllte Rechte ist em-
porgelioben und fasst die Lanze unterhalb
der Klinge, die über den Nischenbogen hin-
ausragt. Vom Lanzenschaft ist nur ein
kurzes Stück unterhalb der Hand der Göttin
angedeutet; der übrige Teil fehlt, nicht
infolge späterer Beschädigung des Steines,
sondern weil, wie es scheint, der Steinmetz
beim Glätten der Nischenwölbung den Lan-
zenschaft anzubringen versäumt oder aus
Versehen weggehauen hat.
Über dem Bilde der Iuno steht auf dem
Gesims eingehauen:
1 • 0 ■ IVI
(Iovi optimo maximo).
Hie beiden Punkte zeigen die dreispitzige
Form. [Dr. J. Keller.]
160. Marköbel bei Hanau. [Römerkastell.] Bis-
lang (so auch Cohausen, Grenzwall S. 51)
vermutete man das betreffende Limeskastell
auf der 'kleine und grosse Burg’ be-
nannten Stelle. Durch genaue in diesem
Herbste seitens des Hanauer Altertumver-
eins geführte Untersuchungen, welche Dr.
Wolff in der Frankf. Didascalia 249 u. 251
eingehend beschreibt, wurde dagegen fest-
gestellt, dass an der betreffenden Stelle sich
nur eine bürgerliche Niederlassung befand,
dagegen das Castrum unter dem west-
lichen Teil des heutigen Dorfes gelegen
hat; die porta praetoria muss sich gerade
unter dem Rathaus befinden. Dicht vor
derselben lag ein Töpferofen.

Chronik.
161. v. Poellnitz, Die röm. Rheinbrücke
bei Mainz. Mainz, Diemer. 4°. 15 S. und
2 Tfln. Giebt gute Übersicht über die Ge-
schichte der Briickenforschung und des dazu
vorhandenen Materials; nimmt steinerne
Bögen an den Uferenden, in der Mitte
Holzüberbrückung an, was möglich, aber
nicht beweisbar, im Hinblick auf das Lyoner
Bleimedaillon immerhin unwahrscheinlich
ist. Die erste Erbauung der Brücke setzt
v. P. mit Ilammeran kurz nach Chr.
162. Miller, Dr. Konrad, Prof., die römi-
schen Begräbnisstätten in Württem-
berg (Programm des Realgynm. Stuttgart,
auch in Kommission bei der Wildt’schen
Buchli. daselbst) 1884. Der Vf. ist seit
Jahren in seiner engeren Heimat rühmlich
bekannt als eifriger und glücklicher Ent-
decker von Altertümern, früher in Ober-

schwaben, wo er Kaplan in Essendorf war,
und seit seiner Versetzung nach Stuttgart
auch im Neckarland. Wir begrüssen es
freudig, dass er nun auch in obiger Schrift
weiteren Kreisen Nachricht und Rechen-
schaft über, seine Entdeckungen, giebt. Es
war ein glücklicher Gedanke, die römischen
Begräbnisstätten in Württemberg zusammen-
zustellen ; denn bisher war man über die
prähistorischen Hügelgräber wie über die
alemannisch-fränkischen Reihengräber viel
besser unterrichtet als über die römische
Bestattungsweise. — Von besonderem Wert
sind in vorliegender Schrift die Berichte
über die von dem Vf. selbst vorgenommenen
Ausgrabungen röm. F riedhöfe in Mochen-
w an gen, O.-A. Ravensburg (1880) und in
Köngen, O.-A. Esslingen (1882), sodann
auch der von dem Baumeister Oetinger
verfasste Bericht über die Ausgrabung ei-
nes Totenfelds bei Heidenheim (1873/4).
Diese drei sind auch mit Situationsplänen
und Abbildungen der wichtigsten Funde
ausgestattet. Von älteren Gräberfunden
werden kürzere Berichte aus anderen Quellen
wiederholt, so namentlich von Cannstatt
(wo der Nachtrag Württ. Jahrb. 1820,
S. 171 ff hinzuzufügen ist); aber auch diese
sind hie und da durch neuere Beobachtungen
des Vf. bereichert (vgl. Walheim, Unter-
türkheim, Obereisesheim, Oehringen, Rotten-
burg, Boos). Ganz ausgebeutet ist freilich
die Litteratur nicht; planmässige Durch-
forschung der Württ. Jahrb., der Zeitschrift
„Wirt. Franken“ u. s. w. hätte noch einiges
Detail mehr geliefert; etwas Wichtigeres
aber isf’dem Vf., so viel wir sehen, nicht
entgangen. Die Grabinschriften sind
leider etwas unpünktlich behandelt; we-
nigstens glaube icli in meiner Übersicht über
die röm. Altertümer in Württemberg (das
Königreich Württemberg I [1882] S 143 ff.)
sorgfältigere Texte und bessere Lesungen
geboten zu haben (so bei Neuenhaus, Mochen-
wangen, Rottenburg, Mainhardt). Auch sind
die Schriftzüge auf den Abbildungen der
Grabsteine den Originalen sehr unähnlich.
Das Schönste und Originellste, was Süd-
westdeutschland von römischen Grabdenk-
mälern aufzuweisen hat, sind die Reliefs
vonptisstissen; allein diese giebt der Vf.
nur nach der alten, sehr unvollkommenen
Zeichnung in Württ. Jahrb. 1824 wieder;
jedenfalls hat er meine Andeutungen zu
einem richtigeren Verständnis (a. a. 0.
S. 146) nicht benutzt. Das „Columbarium“
bei Böblingen war ohne Zweifel ein Wirt-
schaftskeller oder Souterrain mit Nischen;
solche sind bekanntlich öfters für Colum-
barien gehalten worden. Der Rottenburger
Stein No. 6 ist kein Grabstein, sondern ein
Votivstein der Göttin Ericura Die Grab-
schrift von Beinstein ist natürlich ganz un-
echt oder doch falsch überliefert. — Wen-
den wir uns aber nach diesen kleinen Aus-
 
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