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einen sehr inhaltreichen Vortrag 'über die
ältesten Bewohner Europa’s.’
16. Aachen. Kürzlich ist hier der neu er-
nannte Archivar R. Pick in sein Amt ein-
geführt worden. Es darf die sichere Hoff-
nung ausgesprochen werden, dass sich das
bisher verwahrloste und neuerdings noch
durch den Brand des Stadthauses besonders
derangierte Stadtarchiv jetzt unter sorgsa-
mer Pflege zu einem Brennpunkt provinzial-
geschichtlicher Studien entwickeln wird.
17. Der Niederrhein, Beiträge zur Geschichte
und Naturkunde. Unter diesem Titel er-
scheint seit Herbst 1884 in Ürdingen, re-
digiert von J. P. Lentzen in Fischeln und
H Faust in Ürdingen eine neue kleine,
teilweis historische Zeitschrift.
18. Argentoratum. Ein Beitrag zur Ortsge-
schichte von Strasshurg i. E. Von F. von 1
Apoll, Major im Stabe des kgl. preussisehen
Ingenieurcorps. Mit zwei photolith. Plänen. |
Berlin, E. S. Mittler & Sohn. 1884. 45 SS.
in gr. 8°. Separatabdruck aus dem Bull, ;
de la societe pour la Conservation des mo-
numents hist. d’Alsace, tme XII). — Diese i
kleine Schrift fasst das, was Schöpflin, Sil-
bermann, de Ring, deMorlet, Schweighäuser !
u. A. über das römische Argentoratum ge- \
sagt, zu einem Gesamtbilde zusammen, er-
gänzt dasselbe indessen durch Berücksich-
tigung der neuern und neuesten Funde und
Ausgrabungen und sucht die älteren Auf-
stellungen durch eine besonnene Kritik zu
verbessern. Die Resultate, zu welchen der
Verf. gelangt, fasst er am Schlüsse S. 44
im Wesentlichen dahin zusammen:
An Steile des nachmaligen Argentoratum
bestand schon in vorrömischer Zeit eine
Ansiedlung, welche die Römer übernahmen
und befestigten, indem der keltische Name
Argentorat auf die neue Stadt überging (?).•
Nach und nach standen hier die II., IV. u.
VIII. Legion. „Das befestigte Argentoratum
nahm das nordöstliche Ende des die 111 he-
gleitenden Ilügelrückens ein und bildete ein
längliches Viereck mit abgerundeten Ecken,
530 und 370 m im Mittel lang und breit,
mit einem Umfang von etwa 1750 m und
einem Flächenraum von etwa 20 ha. Seine
Umfassung bestand ursprünglich und wahr-
scheinlich bis zu des Gallienus Zeiten aus
einer einfachen, wohl von einem Graben
umgebenen, 1 m starken, aus Basaltstei-
nen vom Kaiserstuhl erbauten Mauer, die
später auf den drei Landseiten durch eine
stärkere, 3,57 m dicke Mauer ersetzt wurde.
Diese, zu den Zeiten des Probus und Ju-
lianus von den Germanen zerstört, wurde
jedesmal und zwar das zweitemal von Va-
lentinian unter Hinzufügung von 24 Tür-
men wiederhergestellt; auf der Flussseitc
blieb die erste Mauer weiterbestehen.“ „Ein
Wassergraben umgab die Befestigung auf
den drei Landseiten, vier Thore öffneten
sich in der Umfassung für die grossen Ileer-
strassen u. s. f.“ „Im Innern der Befestig-
ung und zwar in der Ostecke derselben
stand wahrscheinlich ein Castell, das dem
Lomes Argentoratensis zur Residenz, der
Stadt als Citadclle diente; an der Stelle
des heutigen Münsters befand sich ein der
Minerva geweihter Tempel; eine von Küt-
tolsheim kommende Wasserleitung versorgte
die Stadt mit gutem Trinkwasser. Am Ab-
hänge nach der 111 und längs der Strasse
nach Tres Tabernae lagen Landhäuser und
Gärten, dazwischen ein mit mächtigen Mau-
ern und Türmen umgebenes Gebäude, in
dem sich wahrscheinlich eine Münzstätte
befunden hat“ (? ? ausserhalb der Umfas-
sungsmauern ?)
Dass das jetzige Münster auf dem Ter-
rain eines bereits im J. 201 in Trümmer
zerfallenen, dann wieder hergestellten Tem-
pels der Minerva steht, scheint mir durch
die im J. 1849 „in der Bohrstrass“ (Bru-
derstrasse!) gefundene Inschrift (= Bram-
bach Nr. 1883) durchaus nicht festgestellt
zu sein. Die s. Z. von Dumont wieder
vertheidigte Sage, dass das .Münster an der
Stelle eines Mars- oder Herkulestempels
stehe, hat jedenfalls ebensoviel oder eben-
sowenig Wahrscheinlichkeit für sich.
(F. X. Kraus.)
C. Friedrich, Die altdeutschen Glä-19
scr, Nürnhg. 1884. 6 Mk. 2(14 S. mit vielen
Abbildungen, enthält folgende Kapitel: die
Oefen, das Schmelzen und Verarbeiten des
Glases; die altdeutschen Gefässformen; die
Gläser mit Emailmalerei; Spezialitäten;
geschliffene und geschnittene Gläser, Gläser
ä la Fa§on de Venise.
L. Beck, Die Geschichte des Eisens 20
in technischer und kulturgeschichtl. Be-
ziehung. 1. Abt. Braunschweig 1884.1050 S.
mit vielen Abbildg. 30 Mk., enthält folgende
in die westd. Forschung einschlagenden
Kapitel: Italien und die Römer, die prae-
historische Zeit in Europa; Gallien; die
Germanen.
Zu früheren Notizen.
In Betreff1 der Korrbl. III, 5 von 21
J. Keller edierten Mainzer Inschrift eines
optio cust. . . entnehmen wir einer Privat-
mitteilung Mommsen’s: „Die afrikanische
Inschrift (CIL VIII, 2563) eines optio valc-
tudinarii, Lazarethsergeanten, der zu gleicher
Zeit ein opus armamentarü dirigiert, bildet
keinen Vergleich. In der Mainzer Inschrift
können mit jener Bezeichnung auf keinen
Fall zwei Chargen gemeint sein, sondern
nur die zur Zeit der Dedikation von dem
Dedikanten bekleidete. Ich vermute optio
ciistodiarum, was zwar neu ist, aber ebenso-
gut gesagt werden kann wie optio carceris
(Cauer, eph. epigr. IV p. 423)“.
FR. LINTZ’SCHE BUCHDRUCKEREI IN TRIER,
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einen sehr inhaltreichen Vortrag 'über die
ältesten Bewohner Europa’s.’
16. Aachen. Kürzlich ist hier der neu er-
nannte Archivar R. Pick in sein Amt ein-
geführt worden. Es darf die sichere Hoff-
nung ausgesprochen werden, dass sich das
bisher verwahrloste und neuerdings noch
durch den Brand des Stadthauses besonders
derangierte Stadtarchiv jetzt unter sorgsa-
mer Pflege zu einem Brennpunkt provinzial-
geschichtlicher Studien entwickeln wird.
17. Der Niederrhein, Beiträge zur Geschichte
und Naturkunde. Unter diesem Titel er-
scheint seit Herbst 1884 in Ürdingen, re-
digiert von J. P. Lentzen in Fischeln und
H Faust in Ürdingen eine neue kleine,
teilweis historische Zeitschrift.
18. Argentoratum. Ein Beitrag zur Ortsge-
schichte von Strasshurg i. E. Von F. von 1
Apoll, Major im Stabe des kgl. preussisehen
Ingenieurcorps. Mit zwei photolith. Plänen. |
Berlin, E. S. Mittler & Sohn. 1884. 45 SS.
in gr. 8°. Separatabdruck aus dem Bull, ;
de la societe pour la Conservation des mo-
numents hist. d’Alsace, tme XII). — Diese i
kleine Schrift fasst das, was Schöpflin, Sil-
bermann, de Ring, deMorlet, Schweighäuser !
u. A. über das römische Argentoratum ge- \
sagt, zu einem Gesamtbilde zusammen, er-
gänzt dasselbe indessen durch Berücksich-
tigung der neuern und neuesten Funde und
Ausgrabungen und sucht die älteren Auf-
stellungen durch eine besonnene Kritik zu
verbessern. Die Resultate, zu welchen der
Verf. gelangt, fasst er am Schlüsse S. 44
im Wesentlichen dahin zusammen:
An Steile des nachmaligen Argentoratum
bestand schon in vorrömischer Zeit eine
Ansiedlung, welche die Römer übernahmen
und befestigten, indem der keltische Name
Argentorat auf die neue Stadt überging (?).•
Nach und nach standen hier die II., IV. u.
VIII. Legion. „Das befestigte Argentoratum
nahm das nordöstliche Ende des die 111 he-
gleitenden Ilügelrückens ein und bildete ein
längliches Viereck mit abgerundeten Ecken,
530 und 370 m im Mittel lang und breit,
mit einem Umfang von etwa 1750 m und
einem Flächenraum von etwa 20 ha. Seine
Umfassung bestand ursprünglich und wahr-
scheinlich bis zu des Gallienus Zeiten aus
einer einfachen, wohl von einem Graben
umgebenen, 1 m starken, aus Basaltstei-
nen vom Kaiserstuhl erbauten Mauer, die
später auf den drei Landseiten durch eine
stärkere, 3,57 m dicke Mauer ersetzt wurde.
Diese, zu den Zeiten des Probus und Ju-
lianus von den Germanen zerstört, wurde
jedesmal und zwar das zweitemal von Va-
lentinian unter Hinzufügung von 24 Tür-
men wiederhergestellt; auf der Flussseitc
blieb die erste Mauer weiterbestehen.“ „Ein
Wassergraben umgab die Befestigung auf
den drei Landseiten, vier Thore öffneten
sich in der Umfassung für die grossen Ileer-
strassen u. s. f.“ „Im Innern der Befestig-
ung und zwar in der Ostecke derselben
stand wahrscheinlich ein Castell, das dem
Lomes Argentoratensis zur Residenz, der
Stadt als Citadclle diente; an der Stelle
des heutigen Münsters befand sich ein der
Minerva geweihter Tempel; eine von Küt-
tolsheim kommende Wasserleitung versorgte
die Stadt mit gutem Trinkwasser. Am Ab-
hänge nach der 111 und längs der Strasse
nach Tres Tabernae lagen Landhäuser und
Gärten, dazwischen ein mit mächtigen Mau-
ern und Türmen umgebenes Gebäude, in
dem sich wahrscheinlich eine Münzstätte
befunden hat“ (? ? ausserhalb der Umfas-
sungsmauern ?)
Dass das jetzige Münster auf dem Ter-
rain eines bereits im J. 201 in Trümmer
zerfallenen, dann wieder hergestellten Tem-
pels der Minerva steht, scheint mir durch
die im J. 1849 „in der Bohrstrass“ (Bru-
derstrasse!) gefundene Inschrift (= Bram-
bach Nr. 1883) durchaus nicht festgestellt
zu sein. Die s. Z. von Dumont wieder
vertheidigte Sage, dass das .Münster an der
Stelle eines Mars- oder Herkulestempels
stehe, hat jedenfalls ebensoviel oder eben-
sowenig Wahrscheinlichkeit für sich.
(F. X. Kraus.)
C. Friedrich, Die altdeutschen Glä-19
scr, Nürnhg. 1884. 6 Mk. 2(14 S. mit vielen
Abbildungen, enthält folgende Kapitel: die
Oefen, das Schmelzen und Verarbeiten des
Glases; die altdeutschen Gefässformen; die
Gläser mit Emailmalerei; Spezialitäten;
geschliffene und geschnittene Gläser, Gläser
ä la Fa§on de Venise.
L. Beck, Die Geschichte des Eisens 20
in technischer und kulturgeschichtl. Be-
ziehung. 1. Abt. Braunschweig 1884.1050 S.
mit vielen Abbildg. 30 Mk., enthält folgende
in die westd. Forschung einschlagenden
Kapitel: Italien und die Römer, die prae-
historische Zeit in Europa; Gallien; die
Germanen.
Zu früheren Notizen.
In Betreff1 der Korrbl. III, 5 von 21
J. Keller edierten Mainzer Inschrift eines
optio cust. . . entnehmen wir einer Privat-
mitteilung Mommsen’s: „Die afrikanische
Inschrift (CIL VIII, 2563) eines optio valc-
tudinarii, Lazarethsergeanten, der zu gleicher
Zeit ein opus armamentarü dirigiert, bildet
keinen Vergleich. In der Mainzer Inschrift
können mit jener Bezeichnung auf keinen
Fall zwei Chargen gemeint sein, sondern
nur die zur Zeit der Dedikation von dem
Dedikanten bekleidete. Ich vermute optio
ciistodiarum, was zwar neu ist, aber ebenso-
gut gesagt werden kann wie optio carceris
(Cauer, eph. epigr. IV p. 423)“.
FR. LINTZ’SCHE BUCHDRUCKEREI IN TRIER,