Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und Kunst / Korrespondenzblatt — 4.1885

DOI Heft:
Nr. 12 (December)
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.37341#0088
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
167 —

168

Gleichzeitig wurden auch an der Nord-
seite der Stadt verschiedene röm. Funde
gemacht. Zunächst fanden sich mehrere
röm. Särge und Aschenkisten bei einem
Bau an der jetzt als Armenhaus dienenden
sog. Eulenburg. Abgesehen von Thouge-
fässen und einigen Lämpchen, eins mit dem
Töpferstempel in Spiegelschrift OF CRESTI,
fanden sich in der einen Aschenkiste eine
Anzahl Goldfäden, die wahrscheinlich beim
Leichenbrand als Reste eines Gewebes oder
einer golddurchwirkten Schnur sich er-
halten hatten.
Ferner fanden sich hei einem Neubau
in dem Gebiet der Fabrik von Valcken-
berg u. Schön zahlreiche römische Gräber.
Leider ist jedoch auch diesmal wieder wie
vor 2 Jahren der grösste Teil der Beigaben
hier zerstört worden; auch wurde an einem
Teil des grossen Baues nicht tief genug
die Erde ausgehoben, so dass hier nur an
den Stellen der Fundamentpfeiler die Grä-
ber erreicht wurden. Unter den erhaltenen
Funden sind besonders zu nennen einige
Gläser, auch ein Lämpchen aus Glas soll
gefunden worden sein, ist aber zu Grunde
gegangen; ferner mehrere Lampen, eine
mit dem Stempel VITALIS, eine Halskette
aus oben und unten durchbohrten regel-
mässig geschnittenen Bernsteinstäbchen, die
strahlenförmig aufgereiht waren, ein sehr
schöner Aufsteckkamm, verschiedene Bron-
zen und Münzen.
(Dr. Weckerling.)
146. Hr. Trier. [Statue eines sitzenden Juppiter.]
Mitte Oktober wurde auf dem östlichen
Abhang des die Stadt östlich begrenzenden
Petersberges, auf Olewiger Bann, unweit
der oberen Kleeburg, die Statue eines
sitzenden Juppiter von ungewöhn-
licher Grösse gefunden. Sie soll in einer
■wenige Fuss unter der Erdoberfläche liegen-
den rohen Mauer vermauert gewesen sein.
Die Mauer war, als ich die Fundstelle be-
sichtigte, wieder verschüttet; in der nächsten
Umgegend derselben waren römische Reste
auf der Oberfläche nicht zu entdecken, da-
gegen ist ein etwa 100 Schritt weiter ab-
wärts liegendes Feld mit römischen Ziegeln
und Thonscherben übersät.
Die Statue besteht aus feinem gelblichen
Metzer Kalk. Es fehlen der Kopf und der
Hals, der ganze rechte Arm und der linke
Arm von der Mitte des Oberarmes ab. Die
grösste Höhe ohne die Plinthe beträgt
80 cm, die Plinthe ist fünfeckig, 6 cm
dick und hat eine grösste Länge von 63 cm.
Die Figur ähnelt wie alle rheinischen
sitzenden Juppitergestalten im allgemeinen
dem Verospi’schen Zeus und gehört in die
von Oyerbeck, Kunstmythologie II S. 115 f'g.
behandelte Klasse. Juppiter sitzt auf einem
Sessel mit hoher Lehne, das linke Bein
ist etwas vor das rechte vorgestellt, beide
Füsse sind mit Sandalen bekleidet, der

linke Oberarm ist in Schulterhöhe seit-
wärts gewendet, die Hand hielt das Scepter.
Nach Analogie der ähnlichen Statuen darf
man annehmen, dass die rechte Hand auf
dem Schenkel aufgelegen und den Blitz
gehalten hat. Spuren sind, weil die Statue
gerade an dieser Stelle etwas abgeschurrt
ist, nicht erhalten. Der Oberkörper ist
nackt. Das Himation bedeckt den Unter-
körper und hängt, sich über den Rücken
ziehend, mit einem Zipfel über der linken
Schulter. Während aber beim Juppiter
Verospi, dem früher in Trier gefundenen
(abgeb. Nass. Ann. XV, Tfl. I, 2) und vielen
anderen Juppiterstatuen ein Ende des
Himation über dem linken Schenkel hängt,
ein zweites, nachdem zunächst ein Zipfel
über die Schulter geworfen ist, längs der
linken Seite des Körpers herabhängt, ist
hier das Himation so gelegt, dass es auf
dem Unterkörper nicht endet, sondern beide
Ende, das eine längs der rechten, das an-
dere längs der linken Seite des Körpers
nach dem Rücken gezogen sind und über
der linken Schulter herabhängen. An dem
auf der Schulter liegenden Zipfel kann man
freilich die Zweiteilung nicht erkennen;
will man aber nicht annehmen, dass das
Gewand ganz ohne Verständnis gearbeitet
ist, so scheint eine andere Erklärung für
die Faltung des IJimations an dieser Statue
nicht denkbar.
Die Rückseite der Lehne ist reich, ver-
ziert; oben mit einer geschweiften Be-
krönung abgeschlossen, welche, wie Einsatz-
löcher beweisen, mit Bronzeknöpfen geziert
war, und ringsum mit einem mit Akanthus
bedeckten Rahmen umgeben, zeigt sie in
einer die Hauptfläche einnehmenden, 52 cm
hohen und 34 cm breiten Nische einen
stehenden Hercules in Hochrelief.
Während der Kopf ein wenig nach der
rechten Schulter gewendet ist, ist der Kör-
per geradeaus gerichtet. Das linke Bein
ist fest aufgesetzt, das rechte als Spielbein
seitwärts gestellt. Der Oberkörper ist nach
rechts gebeugt, der rechte Arm stützt sich
auf die Keule. In der linken Hand hält
der Gott den Bogen. Das Löwenfell, auf der
Brust zusammengeschlungen, hängt auf dem
Rücken bis zu den Knieen herab, während
der Löwenschwanz zwischen den Beinen des
Gottes sich bis zu dessen Füssen schlängelt.
Über die rechte Schulter ragt der Bogen.
Die Darstellung ist auf rheinischen Monu-
menten ungewöhnlich, ungefähr gleicht sie
dem Relief auf dem Speyerer Viergötter-
altar (Nr. 65), welcher 1827 in Dunzweiler
gefunden ist,.
Auffallend ist, dass die Lehnenfläche nicht
herab bis auf die Plinthe geführt ist, son-
dern dass unten ein 12 cm hoher, 2'lt cm
tiefer Raum in der ganzen Breite des Mo-
numentes ausgespart ist. Dieser Ausschnitt
kann nur den Zweck gehabt haben, dass
 
Annotationen