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Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und Kunst / Korrespondenzblatt — 10.1891

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Nr. 7 (Juli)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37291#0088
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rade auf diesem unmittelbar nordöstlich
neben den Ausschachtungen von 1871 ge-
legenen Terrain geführt. Sie ergaben in
den oberen Schichten 92 merovingische
Gräber; sie lagen meist mit dem Ge-
sicht nach Sonnenaufgang; im allgemeinen
ziemlich genau nach einer Richtung, nur
einige Gräber machten davon eine Aus-
nahme. Bei weitem weniger genau waren
für die Gräber scharfe Reihen eingehalten.
Der Abstand der einzelnen Gräber von
einander war ein sehr verschiedener.
67 Gräber waren mit roten Sandstein-
platten von 7—20, gewöhnlich 10—15 cm
Stärke umstellt; die Langseiten bestanden
aus einer bis drei Platten, die Schmalseiten
immer nur aus einer Platte. Der Sarg-
hoden war meist ohne Sorgfalt behandelt;
hier und da war er mit kleineren oder
grösseren Platten belegt, häufiger mit Plat-
tenabfall bedeckt, oft bildete die blosse
Erde die Unterlage. Die Platten selbst,
alle ganz roh zugerichtet, liessen zum Teil
an vorhandenen Resten von Klammerlöchern
und mit dem Spitzhammer bearbeiteten
Flächen ihre frühere Verwendung als Bau-
material erkennen. Gut und schlecht ge-
baute Gräber standen nebeneinander und
die Sorgfalt der Bauart gestattete keinen
Rückschluss auf die Beigaben.
18 Gräber waren aus Sandbruchstücken
und kleinen Plattenstücken ohne Mörtel
aufgemauert. Die Abdeckungen, welche
oft nicht mehr erhalten waren, bestanden
aus Platten oder kleineren Steinen.
4 Skelete waren in Sarkophage ge-
bettet, für 3 Skelete war ursprüngliche
Bestattung in einer Ilolzlade oder in freier
Erde anzunehmen.
Sämtliche Gräber, bis auf einen der
Sarkophage, waren voll Erde mit Steinen
vermischt, welche absichtlich hineingewor-
fen war. In sehr vielen Gräbern war die ur-
sprüngliche Lage der Knochen gestört, oder
es fehlten Gebeine oder Schädel; dies führt
mit Sicherheit auf die Annahme früherer
Plünderung oder ungenügender Untersuch-
ung der Gräber; die oben erwähnte An-
gabe des Baumeister Hövel fand demnach
durch unsere Untersuchungen ihre Bestä-
tigung. Da von kostbarerem Frauenschmuck
nur wenige Stücke bei unseren Ausgra-

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bungen zu Tage gefördert wurden, wird
man annehmen müssen, dass diese bei
jener früheren Öffnung entfernt wurden.
Bei mehreren Gräbern ergab sich, dass
nach der Beraubung die Deckelplatten
wieder sorgfältig aufgelegt waren.
Nur 9 besser erhaltene Schädel aus
den Gräbern 3, 23, 25, 37, 56, 60, 77, 79
und 90 wurden aufgehoben.
Der Name Ehrang führt darauf, diese
merovingischen Gräber genauer als ala-
mannische zu bezeichnen. In älteren
Urkunden Jerang geschrieben, kann es
einem Zweifel nicht unterliegen, dass dem
Namen ursprünglich die Form Jeringen,
also gebildet mit der alamannischen En-
dung -ingen, zugrunde liegt; wie aus Com-
lingen Cumlanch, aus Maring bei Lieser
Mar auch wird, so ist aus Jeringen — Je-
ring, Jerang entstanden.
Unter und zwischen den alamannischen
Gräbern, welche meist nur einen Meter,
höchstens 1,30, tief lagen, befanden sich
Gräber römischer Zeit.
Wir stiessen, eine tiefere Gräberschicht
nicht vermutend, auf dieselbe erst im nord-
westlichen Teile des Gräberfeldes, nach-
dem die Untersuchung des südöstlichen
Teiles schon beendet war; ausgeschlossen
ist es nicht, dass auch hier römische Grä-
ber lagen und noch liegen. Es ergaben
sich im Ganzen 32 römische Gräber. Dar-
unter waren nur 2 Brandgräber; da diese
in der Regel erheblich höher liegen, als
die Skeletgräber, könnten sie ursprünglich
auf diesem Gräberfelde viel zahlreicher
vertreten gewesen und erst allmählich bei
Begrabung der fränkischen Leichen zerstört
worden sein. Die aufgefundenen Skelet-
gräber lagen in der Regel 1,50—1,80 tief,
nur drei Gräber lagen bei — 0,90, — 1,05,
— 1,30. 18 waren, wie die merovingischen
Gräber, ungefähr nach Osten gerichtet, 6
nach Nordosten, 4 nach Norden. Für 14
Gräber konnte an Holz- und Nagelresten
unzweifelhaft festgestellt werden, dass sie
ursprünglich in Holzladen gelegen haben;
eine gleiche Bestattung ist für 10 weitere
Skelete wahrscheinlich, da sie nicht in
Sarcophagen lagen und auch Steinumstel-
lungen nicht nachzuweisen waren. Von
Sarcophagen wurden nur zwei Stück auf-
 
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