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Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und Kunst / Korrespondenzblatt — 10.1891

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Nr. 9 (September)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37291#0110
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erbaut sind, höher liegen als die der
Ostseite; besonders auffällig zeigt sich
dies an der Stelle, wo die genannte Gasse
sich mit der „Schafgasse“ kreuzt. Diese
Erhöhung des Terrains ist auch südlich
und im Westen längs des Weges „am
Graben“ bemerkbar, so dass ich nicht an-
stehe, diese Seiten für die Ost-, Süd- und
Westumgrenzung des Castrums zu halten.
Die Nordseite fällt mit der „Kugelgasse“
zusammen, bei welcher jedoch die Terrain-
erhebung weniger stark hervortritt.
Innerhalb dieses Vierecks, bei welchem
die abgerundeten Süd- und JSTordwestecken
noch heute gut markiert sind, fällt die
Kastraleinteilung sofort in die Augen. Die
Kirche und der sie umschliessende alte
Friedhof nehmen die Stelle des Prätoriums
ein. Ihm lag im Norden die via princi-
palis (Marktgasse) vor, im Süden die via
quintana (Schafgasse). Während so die
Stellen der porta principalis clextra und
sinistra fixiert sind, zeigt sich keine Spur
einer porta praetoria und der zu ihr vom
praetorium führenden Strasse.
Die Länge dieses Castrums beträgt ca.
250 m, die Breite 200 m, stimmt danach
mit der Nachbarfeste, der Biburg bei
Pförring, an Breite überein, übertrifft sie
aber an Länge; in beider Hinsicht steht
sie aber der Feste bei Pfünz voran, welche
180 : 145 misst.
An der Stirnseite der Köschinger Um-
wallung lief die Strasse vorbei (was auch
bei Biburg-Pförring der Fall ist), welche
von Eining her über Pförring nach Pfünz
zog. In dieser Römerstrasse glaubte man
die in der Peutingertafel mit den Stationen
Arusena, Celeusum, Germanicum u. s. w.
bezeichnete Strasse zu finden und nahm
für Kösching den Namen Germanicum in
Anspruch. Ob man dies mit Recht oder
Unrecht that, ist hier nicht zu untersuchen.
Angenommen, der Name dieser Ansiede-
lung werde von keinem römischen Routen-
verzeichnis genannt, so benimmt dies doch
der römischen Niederlassung zu Kösching
nichts von ihrer Bedeutung. Denn ihre
Wichtigkeit beweisen ausser dem Castrum
die daselbst gefundenen röm. Inschriften-
steine (vgl. CIL. III: 5906, 5907 u. 5908),
Münzen und Geräte und vor allem die

ausgedehnten Gebäudereste, welche allent-
halben, im Markte und dessen Umgebung
zu Tage treten. Besonders an der Süd-
seite, hinter dem Dekumanenthor, wo nicht
nur Marketender und Kaufieute, sondern
auch die Familien der Soldaten und Pro-
vinzialbeamten sich niederliessen, reiht sich
fast. Gebäude an Gebäude. Der Flurname
„Gemauert“ ist allein schon bezeichnend.
Dort wurde ein Gebäude von Herrn Bau-
zeichner Seitz gefunden und teilweise auf-
gedeckt, vom Berichterstatter sodann voll-
ends erforscht. Wie der beiliegende Plan
(II) zeigt, bestand es aus 31 Räumen, von


denen 10 Heizeinrichtung besitzen. Unter
diesen dienten 4 sicher zu Badezwecken;
auch die Rotunde (Nr. 23) ist wohl den
letzteren zuzuzählen, da sie ausser dem
Hypokaustum einen Abflusskanal hat.
Die Mauern sind im Durchschnitt 98 cm
dick, der Mörtelbewurf ungerechnet, und
aus Bruchsteinen (Kalkstein, wahrschein-
lich von dem ZU St. nordwestl. gelegenen
Hepperg stammend) erbaut, die nur flüch-
tig mit dem Mauerhammer annähernd recht-
winkelig zugerichtet wurden. Die Uneben-
heiten wurden durch Mörtel ausgeglichen
(opus incertum). Der Bewprf, dessen solches
Mauerwerk bedarf, ist 2—3 cm dick. Der
Kern der Mauern, ausgenommen die dünnen
bei 24 und 25, welche natürlich keinen
 
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