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Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und Kunst / Korrespondenzblatt — 10.1891

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Nr. 11 (November)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37291#0133
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Redigiert von
Professor Dr. Hettner
in Trier und
Professor Dr. Lamprecht
in Leipzig.

Koiresnienzlila

der

Verlag
der
FR. LINTZ’schen
Buchhandlung
in Trier.

Westdeutschen Zeitschrift für Geschichte und Kunst,
zugleich Organ der historisch-antiquarischen Vereine zu Backnang, Birkenfeld, Dürk-
heim, Düsseldorf, Frankfurt a. M., Karlsruhe, Mainz, Mannheim, Metz, Neuss, Prüm,
Speyer, Strassburg, Stuttgart, Trier, Worms, sowie des anthropol. Vereins zu Stuttgart.
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November. Jahrgang X, Nr. 11. 1891.
Das Korrespondenzblatt erscheint in einer Auflage von 4000 Exemplaren. Inserate ä 25 Pfg. für die
gespaltene Zeile werden von der Verlagshandlung und allen Inseraten-Bureaus angenommen, Beilagen
nach TTebereinkunft. — Die Zeitschrift erscheint vierteljährlich, das Korrespondenzblatt monatlich. —
Abonnementspreis 15 Mark für die Zeitschrift mit Korrespondenzblatt, für letzteres allein 5 Mark.

Neue Funde.
91. Karlsruhe. [Römisches Gebäude bei Walds-
hut. Fortsetzung zu Nr. 83.] Nordöst-
lich schloss sich in II mit tief gelegtem
Boden der H e i z r a u m • an. Zwischen
kräftigen Lagern aus grossen roten Sand-
steinen ging ein 50 cm breiter Feuerungs-
kanal durch die Mauer durch nach dem
Zimmer V; von hier aus wurden also
V und VI geheizt; starke Reste von Russ,
Ivohlen und Asche, die hier zu sehen wa-
ren, konnten dies bestätigen. Die Eingangs-
thür von aussen zu dem Heizraum befand
sich in der Nord - Ostwand; ein zweiter
zerstörter Feuerungskanal führte durch
eine Maueröffnung in das grösste Ge-
mach I, welches, gleichfalls rechteckig,
4 m 50 auf 5 m 30 messend, nach Nord-
Ost durch eine halbkreisförmige Apsis von
1 m 80 Halbmesser erweitert war. Ausser
der letzteren, welche durch eine im Fun-
dament verlaufende Bruchsteinmauer von
dem rechteckigen Teile des Zimmers ge-
trennt erschien, war der ganze Raum durch
Hypokausteneinrichtung heizbar; merkwür-
digerweise zeigten sich aber nur in der
südwestlichen Hälfte des Raumes die Säul-
chen aus Ziegelplatten errichtet, während
in der nordöstlichen gegen die Apsis hin
Reihen von roten Sandsteinblücken an
ihre Stelle traten. An der halben nord-
westlichen Wand aufsteigend, war die Reihe
der Heizrohren in ihren unteren Teilen
noch in der ursprünglichen Stellung un-
versehrt sichtbar. Die halbcylindrisclie
der Apsis scheint aus Tuffsteinen
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errichtet gewesen zu sein, wenigstens bil-
deten solche einen Hauptteil des innen
liegenden Schutts. Auch in diesem Ge-
mach waren die Wände bemalt, breite
gelbe Streifen, mit grünen Blättchen ver-
ziert, verliefen in Reihen auf weissem
Grund von unten nach oben und wechsel-
ten mit hochroten Bändern ah. Eine grössere
Thür führte hinaus nach dem Gang IX,
eine kleinere mit einer Stufe nach dem
Zimmer III.
In dem langen Gange IX und in den
viereckigen Gemächern VII und VIII
scheint der Boden, nach den sehr zerstör-
ten Spuren zu schliessen, aus weissem
Beton gebildet gewesen zu sein; sonst be-
merkenswertes boten sie nicht dar. Der
nur 1 m breite Raum zwischen den beiden
südwestlichen Parallelmauern des ersteren
war mit Schutt von Dachziegeln in den
bekannten römischen Formen gefüllt; viel-
leicht hatte die äussere Mauer als Funda-
ment für eine Veranda gedient.
Der ganze Bau war ohne Zweifel nur
einstöckig. Militärischen Zwecken diente
er schwerlich, denn kein Merkmal deutet
auf solche hin. Eher wird man an eine
römische Villa mit landwirtschaftlicher An-
lage zu denken haben, die vielleicht nicht
ganz vereinzelt stand, da man auch sonst
in der Nähe schon alte Reste baulicher
Art gefunden haben will. Die Räume
I—VI bildeten dann die heizbare Winter-
wohnung mit komfortabler Badeeinrich-
tung, während im übrigen Bau Holzkon-
struktion vorgeherrscht haben mag.
 
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