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Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und Kunst / Korrespondenzblatt — 11.1892

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Nr. 4
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https://doi.org/10.11588/diglit.37290#0049
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73 —

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mit der erforderlichen Energie anzufan-
gen und durchzuführen, abgesehen von
den Kosten, die sich auf etwa 30 Mil-
lionen belaufen würden. Mit Recht habe
daher die Budget-Commission sich dahin
ausgesprochen, dass von einer Wieder-
herstellung des Schlosses nicht die Rede
sein könne, dass man aber Alles auf-
bieten solle, dasselbe zu erhalten.
Um dies in vollem Umfang zu errei-
chen, sei aber noch etwa eine halbe Million
erforderlich, und es wären demgemäss
auch künftighin entsprechende Mittel in
das Budget aufzunehmen; er würde sich
freuen, wenn die Grossh. Regierung hier-
zu ihre Bereitwilligkeit aussprechen
wollte, um dadurch seine Bedenken, die
Sache auf Jahre hinaus verschoben zu
sehen, zu zerstreuen.
Redner berührt noch die Frage der
Freilegung des Heidelberger
Schlosses und erwähnt, es hätte sich
bereits zur Lösung dieser Aufgabe eine
Vereinigung von Heidelberger Einwoh-
nern gebildet; er wolle dies hier nur
anführen, weil er hoffe, auf die Teil-
nahme aller derjenigen rechnen zu
können, die Sinn und Empfänglichkeit
für dieses herrliche Idyll hätten, das
Kunst und Natur hier geschaffen.
Her Abgeordnete Riidt freut sich,
dem vorliegenden Gegenstand . . . sym-
pathisch gegenüberstehen zu können. Es
sei eine Ehrenpflicht des badischen
Volkes, dieses gewaltige Denkmal der
Nachwelt zu erhalten, und zwar als Ruine,
denn hierin liege vor Allem sein Reiz.
Ausserdem aber komme auch das ge-
schichtliche Moment in Betracht.
Er glaube, dem Herrn Vorredner
seinen Dank dafür aussprechen zu sollen,
dass er alle auf die Erhaltung des
Schlosses gerichteten Bestrebungen so
wesentlich fördere und alles aufbiete,
die herrliche Natur und Umgebung
Heidelbergs immer mehr zugänglich zu
machen.
Finanzminister Dr. Ellstätter: Bei
der Frage der Erhaltung des Heidel-
berger Schlosses sei die Grossh. Regie-
rung vor eine schwierige und verant-
wortungsvolle Aufgabe gestellt; verant-

wortungsvoll deshalb, weil bei diesem
Gegenstand nicht allein das örtliche In-
teresse in erheblichem Masse in Betracht
komme, sondern weil die Augen der ge-
bildeten Welt auf denselben gerichtet
seien. Er könne die Versicherung aus-
sprechen, dass die Grossh. Regierung
sich als Hüterin eines Schatzes betrachte,
den man unversehrt der Nachwelt über-
geben müsse. Bei dieser Verantwort-
lichkeit habe sich die Grossh. Regierung
der Zustimmung von berufenen Sachver-
ständigen zu versichern gesucht, und ihr
Vorgehen, glaube er, habe diese Zustim-
mung auch gefunden.
Die Anforderung von 250000 Mark
bezwecke die Fürsorge für das, was zu-
nächst Not thue. Was nach Herstellung
der erwähnten Erhaltungsarbeiten zu
geschehen hat, das jetzt schon mit Sicher-
heit anzugeben, sei unmöglich. Die
Meinungen hierüber seien so verschie-
den, dass sich die Grossh. Regierung
vorsichtiger Weise freie Entschliessung
Vorbehalten müsse, so wertvoll das Gut-
achten auch bleiben werde.
Wenn der Herr Abgeordnete Wilckens
aufrage, oh für die nächste Zukunft
weitere Mittel angefordert würden, so
möchte er die Frage bejahen; denn es
sei noch nicht alles geschehen, was zur
Erhaltung des Schlosses diene. Er könne
den beiden Vorrednern versichern, dass
von Seiten der Grossh. Regierung alles
geschehen werde, um das kostbare Ber
sitztum der Nachwelt zu erhalten.
Abgeordneter Bassermann steht den
Wünschen des Abgeordneten Wilckens
sympathisch gegenüber, handle es sich
doch um ein Denkmal deutscher Bau-
kunst , dessen Erhaltung jedem am
Herzen liegen müsse.
Hierauf wurde die Anforderung von
250000 Mk. ' von der Zweiten Kammer
bewilligt. Hiervon werden voraussichtlich
223000 Mk. Verwendung finden für Her-
stellung einer rationellen Ableitung der
Berg- und Tag - Wasser. Der Restbetrag
ist bestimmt: 1) für Abformung der Bild-
hauer-Arbeiten an den Bauten des Schlosses,
damit im Laufe der Zeit durch den Ein-
fluss der Witterung allzuschwer geschädigte
 
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