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Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und Kunst / Korrespondenzblatt — 11.1892

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Nr. 11
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https://doi.org/10.11588/diglit.37290#0123
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222

noch einer alten heidnischen Sitte. Es
werden im Paulusmuseum eine Reihe dieser
Gold- und Silbermünzchen von verschie-
denen Grabfeldern aufbewahrt. So habe
ich bei einer früheren Beschreibung schon
eine Münze mit dem Monogramm des Ost-
gotlionkönigs Theodorich des Grossen er-
wähnt, welche noch unter dem Kaiser
Justinus geprägt ist, dessen Bild die Avers-
seite trägt. Sie muss demnach in den
Jahren 518—525 geschlagen worden sein.
Sic besitzt noch eine so scharfe Prägung,
dass sie unmöglich längere Zeit im Ver-
kehre gewesen sein kann. Von früheren
Kaisern ist nur Anastasius in einer Münze
vertreten. Am meisten kommen Münzen
von Justinianus vor, welche auf der Rück-
seite das Monogramm Christi tragen oder
statt dessen, weil sie unter Theodorich ge-
prägt sind, dessen Monogramm zeigen. Im
vorigen Herbste wurde in einem Grabe des
Grabfeldes von Mörstadt eine solche Münze
von Justinian gefunden, welche unter Atha-
larich geschlagen wurde, dessen Namen sie
trägt. Dieselbe ist noch so gut erhalten
und zeigt noch so scharfe Prägung, als
hätte sie erst vor Kurzem die Münze ver-
lassen; namentlich ist der Rand an einzelnen
Stellen noch so scharf ausgezackt, dass
man unmöglich annehmen kann, dieselbe
könne längere Zeit im Verkehr gewesen
sein. Dann erscheint eine Münze von
Justinian, welche unter Totilas geprägt
wurde, dessen Beiname Baduila sie trägt.
Eine andere mit noch sehr scharfer Prägung
trägt das Monogramm des Totilas ohne den
Kopf des Kaisers. Die übrigen sind mero-
wingische Münzen und wegen ihres barbari-
schen Gepräges unbestimmbar. Manchmal
kamen auch gallische Silbermünzchen vor.
Ob diese, doeh wohl von den Franken im
Boden gefundene Münzen, damals noch
Geltung batten, oder ob dabei ein frommer
Betrug unterlief, ähnlich wie noch jetzt
Römermünzen in Opferstöcken erscheinen,
muss dahingestellt bleiben, werden doch
auch nicht so selten durchbohrte und
undurchbohrte gallische Potinmünzen in
fränkischen Gräbern gefunden.
Es können demnach, der Beschaffenheit
der oben besprochenen Münzen wegen, die
Gräber, welchen diese Münzen entstammen,
nicht gut einer anderen Zeit als der

zweiten Hälfte des sechsten Jalirh. nach
Christi Geburt angehören. Dr. Koelil.
Vereinsnachrichten
unter Redaction der Vereinsvorstände.
Strassburg. Gesellschaft für Erhal- 112.
tung der historischen Denkmäler.
Sitzung vom 21. November 1891. Herr
Straub zeigt an, dass Frau Greiner der
Gesellschaft einen Thürbogen mit Inschrift
vom J. 1417 geschenkt habe, der vielleicht
von einem alten Grabstein stamme, dann
aber in dem 1617 gebauten, jetzt abge-
brochenen Hause Metzgergiessen 27/13 als
Thürsturz gedient habe. Ferner hat die
Stadtverwaltung ein paar Antiquitäten ge-
schenkt, die beim Abbruch des Drachen-
schlössels zutage getreten sind. Durch
Vermittelung des Herrn Kreisdirektors
Pühlmann in Schlettstadt ist der Ankauf
einer 1866 zu Gerstheim gefundenen gol-
denen Fibel und eines zu Ilochfolden ge-
fundenen Halsbandes gelungen; beide
Stücke stammen aus fränkischer Zeit. —
— Herr Christmann übergiebt den drit-
ten Band seiner photographischen Ansichten
aus dem Kreise Zabern. — Herr Beck-
stein regt im Anschluss an seine ein-
gehende Arbeit über den Donon und seine
Denkmäler (Jahrb. des historisch - litterar.
Zweigvereins des Vogesen-Clubs VII, 1—82)
einige Massregeln an, Abguss des nach
Epinal verbrachten Reliefs, Untersuchung
der in die Wasserbehälter von Framont
vermauerten Steine, Schutz des Meilen-
steins und anderer Überreste im Tempel-
chen auf dem Donon, Ausräumung der
Cisterne und vollständige Aufdeckung der
Umfassungsmauer ebenda. Es sollen die
erforderlichen Schritte beim Ministerium
getlian werden. — Es wird beschlossen,
das Korrespondenzblatt der Westd. Ztschr.
vierteljährlich an die Mitglieder der Ge-
sellschaft zu versenden.
Sitzung vom 16. Dezember 1891. Der j 13
Vorsitzende Herr Barack widmete einen
warmen Nachruf dem am 27. November
verstorbenen Generalvikar Straub, wel-
cher, der Gesellschaft seit ihrer Gründung
am 5. November 1855 angehörig, seit dem
19. November 1874 ihr Vorsitzender ge-
wesen ist und die Thätigkeit der Gesell-
schaft fast ganz in seiner Person konzen-
 
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