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Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und Kunst / Korrespondenzblatt — 13.1894

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Nr. 4 & 5 (April & Mai)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37292#0048
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71 —

— 72

lieh durch die Tracht auch äusserlich zum
nationalen Gotte gestempelt wurde.
In der Nähe dieses Steines fand sich
ein Fragment von dem halbkreisför-
migen Deckel einer Aschenkiste aus
grauem Sandstein, von der bekannten
Form 7).

r

A T 11 L L V S C O T I R A I
\c ARADDOVNVSII:
D O S VIT

Die rechte Hälfte der Inschriftfliiche
ist erhalten, der ganze Stein ist jetzt 80 cm
breit, 28 cm hoch, 46 cm tief. Buch-
stabenhöhe 8 cm. Über der ersten Zeile
ist noch ein Kaum von 8 cm Höhe er-
halten, auf dem sicher nichts gestanden hat.
1. -- — Atellus Gotirai
2. nt ? --] Caradclounus I...
3. -—] posuit

Auf dem oben abgebrochenen Teil wird
wohl zunächst D(is)M(anibus) gestanden
haben. Das posuit am Ende von Zeile 3
deutet wohl sicher darauf hin, dass dies die
letzte Zeile der Inschrift war, ebenso dass
nur eine Person die Grabschrift gesetzt
hat. Es ist ferner wahrscheinlich, dass
die Zeile 1 den Anfang der Inschrift bil-
dete, denn sonst wäre der grosse freie
Raum über dieser Zeile unerklärlich. Von
den Zeilenlängen fehlt etwa die Hälfte.
Es wird daher nicht wohl möglich sein,
den Wortlaut herzustellen und die Be-
ziehung der drei erhaltenen Namen zu
einander zu ermitteln.
Die Lesung ATIII^I^VS ist ziemlich
sicher, obgleich die schrägen Hasten der
beiden L nur sehr schwer erkennbar sind.
Das zweistrichige E passt zu dem cursiven
Charakter der Inschrift. Ob in dem Atellus
der ganze Name oder nur die Endung
eines solchen zu erkennen ist, ist unsicher.
Von COTIRAI sind die ersten vier Buch-
staben zweifellos. Das R ist nicht ganz
deutlich, es könnte auch P sein. Nach
dem I am Ende der ersten Zeile folgte
sicher nichts mehr. Wenn man in diesem I
ein T erkennen dürfte, dessen Querhasta
vergessen oder verwischt ist (die Quer-

7) Vgl. z. B, Hettner, Steindenkmäler Nr. 193 f.

striche der T sind alle sehr undeutlich),
so liesse sich vielleicht Coti pat[er er-
gänzen. Cotus ist ein häufiger gallischer
Name.
Vollständig sicher ist die Lesung des
Namens Caraddounus in Zeile 2. Die
beiden d sind natürlich durchstrichen
zu denken, die Striche sind aber in
unserer Inschrift, ebenso wie die Quer-
hasten der A, weggelassen. Der keltische
Name ist in dieser und ähnlicher Form
als Cognomen nicht selten. Eine Carad-
douna (mit durchstrichencn d) nennt eine
Grabschrift aus Metz8). Ein Votivstein
an Juppiter in St. Germain ist von einem
Carassounus geweiht9). Carassounius kommt
in zwei französischen Inschriften vor10).
In einer Metzer Insclwift erscheint ein
Julius Carathounus unter den seviri Au-
gustales n).
Die verschiedenen Schreibungen des
Namens mit zwei durchstrichenen d, zwei
s oder th waren in Bezug auf den Klang
nicht verschieden. Es war immer dieselbe
Dentalaspirata, die wir im griechischen &
und im englischen th haben ,2).
Nach demNamen folgt noch eine sichere
senkrechte Hasta und vollkommen undeut-
liche Spuren von zwei oder drei weiteren
Buchstaben. Am Ende der Zeile ist eine
kleine Vertiefung im Stein, welche aber
wohl kaum einen Punkt bedeuten soll.
In Zeile 3 stand auf dem Raum vor posuit,
soweit er erhalten ist, nichts, ebenso nach
diesem Wort.
Die Steine sind für das Provinzialmu-
seum zu Trier erworben.
Trier. Dr. H. Lehn er.
Eine alte Wallburg bei Müngsten, unweit 4g,
Remscheid. So viel auch das Bergische
Land durchstreift worden ist, um die Spu-
ren der Vorzeit aufzufinden, so scheint
doch die Wallburg bei Müngsten bisher
8) Robert- Cagnat, Epigrapliie gallo-romaine
de la Moselle, fase. 3 p. 60—61.
9) Bulletin de la Societe des Antiquaires de
Erance 1883 p. 263
10) CIL. XII 2897 und XIII 5287.
11) Robert-Cagnat fase. 2 p. 16—19 pl VI,
4, vgl. Holder, Altcelt. Sprachschatz s. v. Stamm
car-ad ff.
12) Vgl. Zeuss, Gramm. Celt 2 p. 77 und Hett-
ner, Steindenkmäler Nr. 43.
 
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