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bestimmtere Ergebnisse liefern würde, ist
sehr zweifelhaft.
Birkenfeld. Back.
9. Trier. [Römischer Krug mit Auischrilt].
In einem Skelettgrab des nördlichen Grä-
berfeldes von Trier (im Maar) fand sich
vor kurzem ein kleiner zierlicher Henkel-
krug von 16 cm Höhe. Er ist braunrot
gefärbt mit unregelmässigen dunkleren
Flecken und Streifen, gehört also zu der
Sorte der sogenannten gedämmten Thon-
ware. Die Form veranschaulicht die bei-
gegebene Abbildung, aus welcher auch die
merkwürdige Vexiervorrichtung im Innern
des Kruges ersichtlich ist. Diese bewirkt,
dass das Gefäss durch die Mündung zwar
gefüllt, aber nicht geleert werden kann;
dies letztere geschieht vielmehr durch ein
Loch in dem hohlen Henkel. Auf dem
Bauch stehen in auffallend sorgfältigen
Buchstaben, welche entschieden von dem
mehr cursiven Charakter ähnlicher Gefäss-
aufschriften abweichen, en barbotine auf-
gemalt die Worte: wes. Schluss
und Anfang der Inschrift sind von einander
durch eine Art Interpunktion getrennt.
Die Aufschrift kommt meines Wissens sonst
in dieser Zusammensetzung nicht vor.
Wohl findet sich wum allein und ebenso
wes allein auf Trinkbechern aufgemalt i).
Wenn man nicht annehmen will, dass die
Zusammenstellung der Wörter ganz will-
kürlich und sinnlos sei, was bei dieser Art
Gefässaufschriften immerhin nicht das Ge-
1) Ygl. J. Klein: Kleinere inschriftl. Denk-
Jahrbücher LXXXVII, 1889, 8. 72, Nr. 41, 92 und
S. 372 f. unterNr. 135undl38.
wohnliche ist, so wird man wohl den Aus-
fall eines Verbums annehmen müssen (etwa
vinum vires det oder augeat o. dgl.). Die
Aufschriften dieser Trinkgefässe enthalten
ja grossenteils eine Aufforderung an den
Wirt oder den Trinker oder einen Gruss
oder Segenswunsch (vgl. die erwähnte
Zusammenstellung in den memoires des
antiquaires), haben also meist imperativi-
schen oder optativischen Charakter, so
dass in solchen Trinksprüchen das Verbum
wohl als selbsverständlich ausgelassen wer-
den konnte. So findet sich z. B. die Auf-
schrift (Meis (sic !)^), wo jeden-
falls esto zu ergänzen ist. — Der Krug
wird der Form nach um das Jahr 300 zu
datieren sein.
Trier. Dr. H. Lehner.
Chronik.
Wtirttembergische Künstler in Lebensbildern von Dr.]Q
8. VHI und 498 SS., 23 Bildnisse.
Das Buch ist eine Zusammenstellung
von Beiträgen Wetterlins zu der Allgemei-
nen deutschen Biographie und von Vor-
trägen, welche er bei verschiedenen Ge-
legenheiten gehalten hat. Die Anordnung
ist chronologisch. Der Inhalt bietet eine
Auswahl, kein Lexikon, der württembergi-
schen Künstler. Um so stolzer können
die Bewohner des kleinen Königreiches
auf den stattlichen Ahnensaal ihres Geistes-
adels hinblicken, welchen W.'s Buch dar-
stellt. Dasselbe ist in gewissem Sinne eine
Fortsetzung der Forschungen Ileideloffs
auf dem Gebiete der schwäbischen Kunst.
Haben jene die mittelalterlichen Hervor-
bringungen derselben im Auge, so beginnt
W. mit der Renaissance und verfolgt seine
Künstlerreihe bis in unsere Tage. Das
Ganze ist der Natur seiner Anlage nach
nicht organisch gegliedert. JedesLebensbild
bildet ein in sich abgeschlossenes Ganze.
Infolge dessen sind selbstverständlich Wie-
derholungen unvermeidlich, namentlich im
historischen und biographischen Hinter-
gründe der einzelnen Lebensschilderungen;
doch wirken dieselben weniger ermüdend,
Nr. 137.
— 35 —
bestimmtere Ergebnisse liefern würde, ist
sehr zweifelhaft.
Birkenfeld. Back.
9. Trier. [Römischer Krug mit Auischrilt].
In einem Skelettgrab des nördlichen Grä-
berfeldes von Trier (im Maar) fand sich
vor kurzem ein kleiner zierlicher Henkel-
krug von 16 cm Höhe. Er ist braunrot
gefärbt mit unregelmässigen dunkleren
Flecken und Streifen, gehört also zu der
Sorte der sogenannten gedämmten Thon-
ware. Die Form veranschaulicht die bei-
gegebene Abbildung, aus welcher auch die
merkwürdige Vexiervorrichtung im Innern
des Kruges ersichtlich ist. Diese bewirkt,
dass das Gefäss durch die Mündung zwar
gefüllt, aber nicht geleert werden kann;
dies letztere geschieht vielmehr durch ein
Loch in dem hohlen Henkel. Auf dem
Bauch stehen in auffallend sorgfältigen
Buchstaben, welche entschieden von dem
mehr cursiven Charakter ähnlicher Gefäss-
aufschriften abweichen, en barbotine auf-
gemalt die Worte: wes. Schluss
und Anfang der Inschrift sind von einander
durch eine Art Interpunktion getrennt.
Die Aufschrift kommt meines Wissens sonst
in dieser Zusammensetzung nicht vor.
Wohl findet sich wum allein und ebenso
wes allein auf Trinkbechern aufgemalt i).
Wenn man nicht annehmen will, dass die
Zusammenstellung der Wörter ganz will-
kürlich und sinnlos sei, was bei dieser Art
Gefässaufschriften immerhin nicht das Ge-
1) Ygl. J. Klein: Kleinere inschriftl. Denk-
Jahrbücher LXXXVII, 1889, 8. 72, Nr. 41, 92 und
S. 372 f. unterNr. 135undl38.
wohnliche ist, so wird man wohl den Aus-
fall eines Verbums annehmen müssen (etwa
vinum vires det oder augeat o. dgl.). Die
Aufschriften dieser Trinkgefässe enthalten
ja grossenteils eine Aufforderung an den
Wirt oder den Trinker oder einen Gruss
oder Segenswunsch (vgl. die erwähnte
Zusammenstellung in den memoires des
antiquaires), haben also meist imperativi-
schen oder optativischen Charakter, so
dass in solchen Trinksprüchen das Verbum
wohl als selbsverständlich ausgelassen wer-
den konnte. So findet sich z. B. die Auf-
schrift (Meis (sic !)^), wo jeden-
falls esto zu ergänzen ist. — Der Krug
wird der Form nach um das Jahr 300 zu
datieren sein.
Trier. Dr. H. Lehner.
Chronik.
Wtirttembergische Künstler in Lebensbildern von Dr.]Q
8. VHI und 498 SS., 23 Bildnisse.
Das Buch ist eine Zusammenstellung
von Beiträgen Wetterlins zu der Allgemei-
nen deutschen Biographie und von Vor-
trägen, welche er bei verschiedenen Ge-
legenheiten gehalten hat. Die Anordnung
ist chronologisch. Der Inhalt bietet eine
Auswahl, kein Lexikon, der württembergi-
schen Künstler. Um so stolzer können
die Bewohner des kleinen Königreiches
auf den stattlichen Ahnensaal ihres Geistes-
adels hinblicken, welchen W.'s Buch dar-
stellt. Dasselbe ist in gewissem Sinne eine
Fortsetzung der Forschungen Ileideloffs
auf dem Gebiete der schwäbischen Kunst.
Haben jene die mittelalterlichen Hervor-
bringungen derselben im Auge, so beginnt
W. mit der Renaissance und verfolgt seine
Künstlerreihe bis in unsere Tage. Das
Ganze ist der Natur seiner Anlage nach
nicht organisch gegliedert. JedesLebensbild
bildet ein in sich abgeschlossenes Ganze.
Infolge dessen sind selbstverständlich Wie-
derholungen unvermeidlich, namentlich im
historischen und biographischen Hinter-
gründe der einzelnen Lebensschilderungen;
doch wirken dieselben weniger ermüdend,
Nr. 137.