Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
48

Die Funde

sammenhänge, die eine noch feiner gegliederte Klassi-
fizierung sinnvoll erscheinen ließen, fehlen297.
Im Hinblick auf die anzustrebende Datierung der
drei hier angesprochenen Fundverbände und der einzel-
nen in den Gräbern belegten Stücke, müssen die Funde
klassifiziert werden. Vorteilhafter ist die Bildung von
Klassen auch gegenüber Entwicklungsreihen (z. B. Vor-
ratsflaschen, deren Entwicklung innerhalb einer Periode
oder überperiodisch verfolgt werden könnte). Ein sol-
ches Verfahren müßte auf eine Fülle von Merkmalen
zurückgreifen, wobei offen bliebe, welche chronolo-
gisch relevant sind. Bei dem gegebenen Forschungs-
stand könnten solche Reihen leicht in Frage gestellt wer-
den. Die meisten Entwicklungsreihen würden sich aus
wenigen Stücken zusammensetzen, so daß darin auch
entsprechend wenige chronologische Fixierungen vor-
kämen. Wollte man andererseits durch breitere Defini-
tionen möglichst viele Stücke einschließen, würden die
Reihen so heterogen, daß sie nicht überzeugen könnten.
In Anbetracht der unterschiedlichen Fundumstände und
der z. T. wenigen Funde der einzelnen Gattungen fällt
auch eine Werkstattanalyse der einzelnen Fundgattun-
gen als geeignete Methode aus. Besonders bei einfachen
Objekten wie Perlen und Pfeilspitzen würde auch eine
starre metrische Analyse bei der Klassifizierung zu kei-
nem chronologischen Ergebnis führen.
Die Fundklassen orientieren sich an definierten Mu-
sterobjekten, denen weitere Funde zugewiesen werden.
Die Klassifikation erfolgt aufgrund von äußerer Form,
Material, Herstellungsmethode, gelegentlich anhand der
Größe und technischer Details von meist unversehrt er-
haltenen Gegenständen298. Besonders bei Keramik und
Steinnäpfen erscheinen die Hinweise „hoch", „mittel",
„flach" oder ein angegebenes Zahlenverhältnis (z. B.
1:4) zur Beschreibung der Relation von Höhe zu Breite.
Im Katalog ist ein Hinweis auf die absolute Größe ge-
geben.
Die meisten ausgegrabenen Funde hat der Verfasser
selbst gesehen und auch vorgezeichnet. Museumsrei-
sen in den Jahren 1988 und 1992 in die Vereinigten
Arabischen Emirate und 1992 nach Bahrain boten die
Möglichkeit, Vergleichsfunde aufzunehmen.
Die hier dargestellte Klassifizierung strebt eine
Chronologie für die Wädi Süq-, Lizq/Rumaylah- und
Samad-Zeit an. Gelegentlich werden feinere Datierun-
gen vorgeschlagen299. Einige Vasen und Steingefaße
der Phasen 1 und 2 in Rumaylah erlauben eine Gliede-
rung in einen frühen und einen späten Zeitabschnitt. Im
Katalog wird hierauf verwiesen. Auf der Grundlage der
vorgelegten Fundanalyse folgt im Kapitel 7 besonders
für die Samad-Kultur der Versuch, die widersprüch-
lichen Ergebnisse der Seriation, der Radiokarbonbe-
stimmungen und der auswärtigen Vergleiche zu einer
Chronologie zu vereinen.

5.1 ÄXTE UND BEILE
Äxte und Beile sind gelegentlich in Gräbern und Sied-
lungen, zumeist aus der Vor-Samad-Zeit, belegt. Im
Regelfall haben sie wenige auswärtige Parallelen. Als
Ausnahme ist die A04-Axt aus al Wäsit Grab Wl zu
verstehen. Aufgrund ihrer Form ist sie den Hellebar-
den, etwa P. Calmeyers Gruppe 34 zuzuordnen300. Ähn-
lichkeiten bestehen in der Halbmondform der Klinge
und in der gerippten Tülle. Calmeyer betont den unge-
wöhnlichen Charakter dieser Axt. Vermutlich stammt
sie aus Oman. Weisgerber und al Shanfari haben die
Darstellung einer Axt auf einem Siegel aus Rumaylah
mit den Äxten der A04-Klasse verglichen301. Gerippte
Axttüllen wie bei der Klasse A05 sind im Surkh Dum-
i-Luri-Heiligtum (Luristan) belegt.

A01

A02

Beile: Kupfer, kurz, flach, breite Schneide. Datie-
rungsvorschlag: U.
Fundliste: AI Maysar Ml Haus 31, unterste Schicht,
frühe Umm an Nar-Periode302.- Ra's al Jins RJ2,
„SU 708 in the filling of room XVI", Umm an
Nar-Periode303.- Vergleiche Habuba kabira304.-
Farukhabad305.
Dechsel: Kupfer, flach, schmal. Datierungsvor-
schlag: U.

297 Insofern ist D. T. Potts (1988,429) Kritik an F. ttejlunds Typolo-
gie der bronzezeitlichen Keramik aus Failaka nicht gerechtfertigt.
Aus denselben Gründen führte eine Unterteilung der vorhandenen
Gefäßklassen des hier vorgelegten Materials beim heutigen For-
schungsstand nicht zu einer genaueren Chronologie. Wir brau-
chen eher gut ausgewählte Typen/Klassen für die Chronologie als
eine Überzahl von Typen ohne direkten Bezug zur Fundlage.
298 C. Steckner 1988, 124: „Silhouettenanalytische Klassifikation"
und 128: „Morellische Methode".
29 Die Initialen der einzelnen Perioden dienen als Kürzel für die vor-
geschlagenen Datierungen: (U)mm an Nar, (W)ädl Süq, (L)izq,
(R)umaylah-2, (S)amad. "SW" bezeichnet die späte Wädi Süq-
Zeit. „W/L" bezeichnet die ganze Wädi Süq- und die erste Phase
der Lizq/Rumaylah-Zeit. „W/R" bezeichnet die gesamte Wädi
Süq- und Lizq/Rumaylah-Zeit, ohne daß genauer datiert wer-
den kann. Unter „L" wird lediglich die erste Phase der Lizq/
Rumaylah-Zeit erfaßt.„L/R" weist auf die ganze Lizq/Rumaylah-
Zeit hin, ohne zwischen früh oder spät zu unterscheiden
300 P. Calmeyer 1969,74 Anm. 246 Abb. 74.
301 G. Weisgerber 1988,287 Taf. 160; K. Frifelt 1968, 162 Abb. 3
unten links; P. Lombard 1985,223 Nr. 414, Abb. 115.414
302 G. Weisgerber 1980,107 Abb. 78.5. Datierung: Mündliche Mit-
teilung
303 S. Cleuziou/J. Reade/M. Tosi 1990, 14, 22 Abb 17 (DA
10064).
304 E. Strommenger 1980,47 Abb. 29.
305 H. T. Wright 1981,151 Abb. 75c (Oberflächenfund).
 
Annotationen