Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 18.1925

DOI Artikel:
Volkelt, Johannes: Zur Psychologie des ästhetischen Genießens
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3820#0004

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
[.
Zur Psychologie des ästhetischen Genießens.

I. Die Gesamtqualität der ästhetischen Lust;
II. Das Schauen des Urschönen.

Von
Johannes Volkelt

I.

1. In die ästhetische Befriedigung fließt eine Fülle von Lustquellen
ein. Das Künstlerische an jedem Kunstwerk stellt einen reichen In-
begriff von Erfüllungen dar, von denen eine jede dem Betrachter des
Kunstwerkes einen eigentümlichen Lustertrag spendet. Dabei sehe ich
von den mannigfaltigen außerästhetischen Erregungen des Wohlgefallens
ab (also etwa von der moralischen, politischen, religiösen, didaktischen
Befriedigung, die sich an manche Kunstwerke knüpft). Auch der reine
künstlerische Genuß schließt eine erstaunliche Vielfältigkeit in sich.

Im ersten Bande des »Systems der Ästhetik« habe ich (in dem
Kapitel über die »ästhetische Lust«) die Verwickeltheit des ästhetischen
Lustertrages eingehend dargelegt. Im Anschluß an das Grundgefüge
des ästhetischen Verhaltens suchte ich zu zeigen, wie den wesenhaften
Erfordernissen, die sich am ästhetischen Verhalten erfüllt finden, eigen-
artige Lusterregungen entsprechen. So hoben sich aus dem Befriedi-
gungszustand, in den wir durch Kunstwerke versetzt werden — um
nur Hauptsachen zu nennen —, die Funktionslust des Anschauens,
die Lust der Gefühlslebendigkeit, die Freude an der ausdrucksvollen
Form (»Lust der Einfühlung«), an der organischen Gliederung der Form,
die aus der Willen- und Stofflosigkeit fließende Befreiung unserer Ge-
mütsverfassung (»Lust der Entlastung«), die Erhöhung unseres Wesens
durch das »Menschlich-Bedeutungsvolle« hervor.

Zu diesen allgemeingültigen, d. h. bei jedem Kunstwerke — mehr
oder weniger — in Betracht kommenden Lustquellen gesellen sich aber
noch Lustursprünge besonderer Art in unübersehbarer Zahl. Je nach-
dem ein Kunstwerk dem Typus des Anmutigen oder Erhabenen oder
etwa des Grotesken angehört, weist die Gesamtlust des bestimmten
Kunstwerkes besonders geartete Befriedigungsweisen auf. Und das

Zeitschr. f. Ästhetik u. allg. Kunstwissenschaft. XVIII. 1
 
Annotationen