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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 2.1907

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Scheunert, Arno: Über Hebbels ästhetische Weltanschauung und Methoden ihrer Feststellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.3530#0074
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IV.

Über Hebbels ästhetische Weltanschauung und
Methoden ihrer Feststellung.

Von

Arno Scheunert.

Bei der Form, in der Hebbels ästhetische Weltanschauung vorliegt,
und angesichts des Umstandes, daß wir seine Dichtung als seine
»realisierte Philosophie« bezeichnen können, erhebt sich die Frage,
welche Methoden wir anzuwenden haben, um ihn als Einheit zu be-
greifen. Den Glauben, ihn verstanden zu haben, hegen viele: es fragt
sich nur, wessen Glaube die größte Berechtigung hat anerkannt zu
werden, und der Grad dieser Berechtigung hängt ab von dem Wege,
auf dem der einzelne zu seinem Glauben gelangt ist. Ich würde die
Hebbel gegenüber in Anwendung zu bringenden Methoden nicht zum
Gegenstande einer besonderen Auseinandersetzung machen, hätte ich
nicht gesehen, wie falsche Beurteilungen bereits gewisse, wie ich
meine, nicht mit Unglück angewandte Methoden erfahren haben, und
zu welchen Fehlern andere führen und führen müssen, die von einigen
Autoren tatsächlich verwendet oder als sehr naheliegende, höchst ein-
fache und allbekannte gute Lehren hingestellt worden sind, die außer
acht zu lassen sich immer rächt. Damit ist zugleich ausgesprochen,
daß es nicht meine Absicht ist, mich hier über irgendwelche möglichen
Methoden der Hebbelforschung spekulierenderweise zu äußern, sondern
über solche, die bereits zur Anwendung gebracht oder wenigstens
vorgeschlagen und empfohlen worden sind, also jeden Tag zur An-
wendung kommen können. Falsche Methoden führen zu Irrtümern,
in dem uns hier angehenden Falle zu Irrtümern über Hebbels Welt-
anschauung und Ästhetik; und da, wo wir solchen Irrtümern und zu-
gleich der Empfehlung falscher, leicht ad absurdum zu führender Me-
thoden begegnen, stoßen wir regelmäßig auf ein im Folgenden näher
zu beleuchtendes Verfahren, welches mit jenen Methoden in alier-
engstem Zusammenhang steht und zu welchem der Dichter verführt.
Das Verfahren selbst besteht, um es in aller Kürze und ganz allgemein
auszudrücken, in einem Hineintragen eigener Anschauungen in Hebbels
zunächst vieldeutige Lehren oder Werke, ohne daß die Gleichheit jener
 
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