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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 2.1907

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Meyer, Richard M.: Bemperlein und Gemperlein
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https://doi.org/10.11588/diglit.3530#0384
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380 RICHARD M. MEYER.

schickten, Unbehilflichen oder unbehilflich machenden (»Sumpf«) aus-
zustatten.

2. Diese onomatopoetische Wirkung wird bei isoliert stehenden
Wörtern, besonders Fremdwörtern, in der Regel nicht gefühlt (»Tempel«,
»Rampe«).

3. Sie wird gesteigert, wenn die nächste Silbe ein schwaches e
enthält, noch mehr, wenn darauf r oder / folgen, und noch mehr,
wenn nach diesen ein abschließendes n steht (»Plempe«, »Stümper«,
»Gerumpel«, »klimpern«, »überrumpeln«),

4. Das n kann auch direkt auf die -mp-SWbz folgen; doch mit
geringerer Wirkung (»Kumpan«, »Humpen«). Es kann sich aber mit
erhöhtem Effekt nach der Gruppe -mper- zu einer ganzen Silbe aus-
wachsen (»Gemperlein«, »Bemperlein«; vgl. auch — ohne -mp —
»Zipperlein«).

5. Eine betonte Silbe vor derjenigen mit -mp- schwächt die Wir-
kung ab, die in der rasch gleitenden und dazwischen gleichsam (wie
auf der russischen Rutschbahn) in die Höhe fahrenden Lautbewe-
gung liegt (»Schlimpimperlein«).

6. Die Wirkung des -mp- ist so nachhaltig, daß sie auch in dem
sprachgesetzlich dafür eintretenden -mm- noch gefühlt werden kann,
ja daß sie sogar in Fällen empfunden wird, wo diesem -mm nie ein
-mp vorauslag (»bummeln«).

7. Die lautsymbolische Bedeutung hat eine ziemliche Latitüde, ent-
fernt sich aber nie ganz von dem Zentrum einer Vorstellung, die das
Ungegliederte, nicht deutlich Geordnete zum Kern hat.

8. Sie muß auf nationalen Gründen beruhen, da außerhalb der
germanischen Sprachen Lautgruppen mit -mp- solche Wirkung nicht
zu haben scheinen.

9. Sie ist wahrscheinlich von ein paar Wörtern ausgestrahlt, die
von vornherein nicht onomatopoetischen Ursprungs waren, wie tump,
zumpe, doch haben sich solche mit lautmalender Bedeutung wie Lumpe
(»Lappen«, formloser Fetzen) vermutlich bald zu ihnen gesellt und
produktiv gewirkt.

10. Für die Modifikation der lautsymbolischen Wirkung scheint der
Vokal der Tonsilbe von geringer Bedeutung zu sein.

11. Dialektische und vulgäre Wörter geben der Tendenz auf solche
Lautsymbolik am stärksten nach.

12. Eine vollständige Sammlung der zu einer »lautsymbolischen
Gruppe« gehörigen Wörter mit genauerer Analyse ihrer Bedeutung
unter Anführung von Belegstellen kann allein über Skizzen wie die
vorliegende herausführen.
 
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