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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 2.1907

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Schissel von Fleschenberg, Otmar: Das weibliche Schönheitsideal nach seiner Darstellung im griechischen Romane
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https://doi.org/10.11588/diglit.3530#0409
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ANMERKUNGEN. 4Q5

in Boccaccio V, 1, p. 4 macht die Liebe zu einem Bewunderer der Schönheit: di
lavoratore, di bellezza subitamente giudice divenuto . . .

85) Die Stellen bei Woltmann können leicht vermehrt und ergänzt werden.
Folgendes vermag beigebracht zu werden aus »Die Leiden des Persiles und der
Sigismunda von Miguel de Cervantes Saavedra. Aus dem Spanischen übersetzt.
Mit einer Einleitung von Ludwig Tieck. Leipzig, F. A. Brockhaus, 1837.« 2 Teile:
Vollständige Schönheitsbeschreibungen nach antikem Muster vgl. I, 10
(I, p. 63); I, 22 (I, p. 121); II, 15 (I, p. 224); III, 8 (II, p. 64). An Apul. Metam.
5, 22 (Schilderung des Amor) erinnert bis ins Detail III, 17 (II, p. 138), an Heliodor.
III, 4, p. 273, 11 die Stelle I, 10 (I, p. 63): »sie war so schön..., daß sie den
Neid der Frauen und die Bewunderung der Männer erregte.« Den
Homer nachgeahmten Vergleich der Charikleia mit Aurora (Hei. III, 4, p. 272, 25) gibt
Cervantes I, 10 (I, p. 64): »Allen, die sie anschauten, däuchte es, als steige Aurora
leuchtend empor beim Anbruch des Tages, oder als erblickten sie die keusche Diana
in den Wäldern, wie die alten Dichter sie beschreiben.« Göttliche Ver-
ehrung genießt Auristelas Schönheit I, 11 (I, p. 68), bei den Fischern II, 11
(I, p. 192), sie ist zu schön, um würdig abgemalt zu werden, »denn Auristelas himm-
lische Gestalt konnte nur ein göttlicher Gedanke erschaffen, aber keine menschliche
Hand nachbilden.« III, 1 (II, p. 9). Als Heldin überragt Auristela alle ihre Ge-
fährtinnen an Schönheit III, 3 (II, p. 20). Demgemäß kann Periander zu ihr sagen:
»Schwester bedecke dein Gesicht mit einem Schleier, denn das zu helle Licht
blendet uns, und wir können den Weg nicht mehr sehen.« IV, 6 (II, p. 199). Un-
verkünstelte Schönheit: »Sie strahlten lieblicher im Glanz der Sonne, als wären
sie in blauen Taffet von Cuenca, in mailändischen Brokat oder florentinischen Atlas
gekleidet gewesen, und ihr ländlicher Putz verschönte sie mehr, als der Glanz
städtischer Pracht getan hätte, denn eine ehrbare Mäßigkeit und reizende Sauberkeit
war ihre Zierde.« III, 8 (II, p. 64). Haar: »Die Haare hingen ihr frei über die
Schultern, verdunkelten mit ihrem Glanz die Strahlen der Sonne und küßten den
Saum ihres Kleides.« I, 10 (I, p. 63) (Leonore). »Seine Haare glichen goldenen
Ringen« I, 22 (I, p. 121). (Periander, der dem weiblichen Typus so nahe steht, daß
er sich (I, 2) als Mädchen verkleiden konnte und von den Barbaren dafür gehalten
wurde, die sich (I, 4) um seinetwillen in einen Vernichtungskampf einließen.)
»Meine Schwester (Auristela) erhob sich, und ihr schönes langes Haar floß über
ihre Schultern nieder, über der Stirn mit einem roten Bande gebunden« II, 11
(I, p. 192). »Periander .. . hatte auf dem Kopf eine kleine, oben zugespitzte Mütze,
welche die goldnen Ringe seines Haares nicht bedecken konnte« (sc so reichlich
waren sie vorhanden) III, 1 (II, p. 5). Die Landmädchen, »die wie Sterne leuch-
teten« (vgl. Nicetas I, 120 'Q.c, o&pävoi; fäp -?)v evacxpo; •<] xöfW] und I, 130 ^fi aoTpov
fc?acTpüitTov, oöpavoü pöSov = Drosilla) hatten alle »langes, rötliches Haar (vgl. po%oe&r\
t£ x&i -r[kiü>oav xö(j.-rjv Hei. III, 4, p. 272, 53 und Anm. 54), glänzend wie das feinste
Gold; es hing losgebunden über ihre Schultern und wurde nur durch einen Kranz
duftender Blumen (wie bei Charikleia durch ein Lorberreis) zusammengehalten.«
III, 8 (II, p. 64). — Periander . . . »auf dessen noch glatten Wangen Purpur und
Schnee sich mischten« ... »jeder Zug seines Angesichts war so vollkommen
schön, daß sich in ihrer Vereinigung das reizendste Bild gestaltete« . . . »ich schenkte
ihm meine Liebe, so wie ich ihn erblickte.« I, 22 (I, p. 121).*)

*) Herrn Professor Dr. Hugo Spitzer sage ich auch an dieser Stelle Dank für
die Anregung zu der vorliegenden Arbeit.
 
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