DAS PROBLEM DER ÄSTHETISCHEN AUTONOMIE.
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ästhetische Theorie am besten zu besinnen haben. Weder von einer
»Umbildung« noch von einem abzubildenden Objekt oder kategorialer
Beziehung kann hier die Rede sein. Die Musik als »reine« Kunst ist
von künstlerisch Schaffenden vielfach hervorgehoben worden, ebenso
wie sie andererseits einer rationalistisch formalen Theorie die größten
Rätsel aufgab. Sie kann nur entweder als rein konstituiert oder als
völlig unkonstituiert — als Chaos, als bloßer »Reiz« beurteilt werden x).
Die eigenartige Stellung der Musik drückt Goethe in den bewundern-
den Worten aus* 2): »Die Würde der Kunst erscheint bei der Musik
vielleicht am eminentesten, weil sie keinen Stoff hat, der abgerechnet
werden müßte. Sie ist ganz Form und Gehalt. . .« Dieses »keinen Stoff
haben«, d. h. keinen bereits anderweitig geformten Stoff und somit
keinen solchen Inhalt, der vom eigentlich Ästhetischen ablenkt, ist das
Moment in der Musik, welches sie als Paradigma zur Besinnung auf
die Konstitution des Ästhetischen geeignet macht. Eine autonome
Ästhetik wird daher gut tun, sich an ihr zu orientieren und an ihr
die Probleme zu prüfen.
Eine autonome Gestaltung der Ästhetik ist von einer kritisch teleo-
logischen Auffassung nicht zu trennen; sie wird das setzende, kon-
stituierende Prinzip im Gegensatz zur reflexiven Auffassung des Ästhe-
tischen zu betonen haben. Nur ein Hinweis auf die Probleme konnte
hier gegeben werden, nur die grundlegenden Erwägungen konnten
hier angedeutet werden. Die Lösung dieser Probleme und die Kon-
sequenzen einer autonomen Ästhetik in den einzelnen Künsten fallen
einer eingehenderen Untersuchung zu.
h Vgl. Kants Stellung, Kr. d. U. S. 200, 201.
2) Kunst und Altertum.
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ästhetische Theorie am besten zu besinnen haben. Weder von einer
»Umbildung« noch von einem abzubildenden Objekt oder kategorialer
Beziehung kann hier die Rede sein. Die Musik als »reine« Kunst ist
von künstlerisch Schaffenden vielfach hervorgehoben worden, ebenso
wie sie andererseits einer rationalistisch formalen Theorie die größten
Rätsel aufgab. Sie kann nur entweder als rein konstituiert oder als
völlig unkonstituiert — als Chaos, als bloßer »Reiz« beurteilt werden x).
Die eigenartige Stellung der Musik drückt Goethe in den bewundern-
den Worten aus* 2): »Die Würde der Kunst erscheint bei der Musik
vielleicht am eminentesten, weil sie keinen Stoff hat, der abgerechnet
werden müßte. Sie ist ganz Form und Gehalt. . .« Dieses »keinen Stoff
haben«, d. h. keinen bereits anderweitig geformten Stoff und somit
keinen solchen Inhalt, der vom eigentlich Ästhetischen ablenkt, ist das
Moment in der Musik, welches sie als Paradigma zur Besinnung auf
die Konstitution des Ästhetischen geeignet macht. Eine autonome
Ästhetik wird daher gut tun, sich an ihr zu orientieren und an ihr
die Probleme zu prüfen.
Eine autonome Gestaltung der Ästhetik ist von einer kritisch teleo-
logischen Auffassung nicht zu trennen; sie wird das setzende, kon-
stituierende Prinzip im Gegensatz zur reflexiven Auffassung des Ästhe-
tischen zu betonen haben. Nur ein Hinweis auf die Probleme konnte
hier gegeben werden, nur die grundlegenden Erwägungen konnten
hier angedeutet werden. Die Lösung dieser Probleme und die Kon-
sequenzen einer autonomen Ästhetik in den einzelnen Künsten fallen
einer eingehenderen Untersuchung zu.
h Vgl. Kants Stellung, Kr. d. U. S. 200, 201.
2) Kunst und Altertum.