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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 5.1910

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Ritoók, Emma von: Zur Analyse der ästhetischen Wirkung auf Grund der Methode der Zeitvariation, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.3528#0516

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XI.

Zur Analyse der ästhetischen Wirkung auf
Grund der Methode der Zeitvariation.

Von

Emma von Ritoök.

6. Assoziationen und Inhalt.

Am meisten beeinflussen die Assoziationen das Werten, wenn sie
gefühlsbetont sind. Nicht nur durch Stimmungsübertragung kann das
Gefühlserlebnis bereichert werden, sondern auch durch stimmungs-
verwandte Assoziationen aus anderen Kunstgebieten. Gefühls- und
wertbetont können auch inhaltliche Assoziationen sein, besonders
durch ethische Wertübertragung, aber der Inhalt, die Bedeutung, der
Sinn des Kunstwerkes spielte in unseren Versuchen für das Werten
eine auffallend geringe Rolle. Dadurch, daß bei den Bildern kein In-
halt (Titel) angegeben wurde, war nur scheinbar das formale Werten
begünstigt. Diejenigen Vpn., die nicht formal werten, beschäftigten
sich umsomehr mit der Bedeutung und suchten dem Bilde einen ent-
sprechenden Sinn zu geben. Trotzdem daß die Bedeutungslosigkeit
ihnen oft als störend vorkam, wurde der Sinn, wenn er gleich er-
schlossen oder als Wissen vorhanden war, einfach in die Ganzheit des
Erlebnisses eingeschlossen und selten als spezielles Motiv des Wertens
angegeben. Die Bedeutung diente, wie auch z. B. das einfache Ver-
ständnis der Geberden, als intellektuelle Grundlage zur weiteren Ent-
wicklung des Prozesses. Formal wertende Vpn. im Gegenteil be-
schäftigen sich mit der Bedeutung gar nicht, auf eine Frage geben
sie an, daß sie ihnen gleichgültig ist, und als Motiv des Wertens
kommt sie nur in Verbindung mit den formalen Elementen und der
Komposition in Betracht. So wirkt das Inhaltliche meistens nicht als
sinn- oder bedeutunggebendes Element im Bilde, sondern als eine
Übereinstimmung im Gegenstande, als ungehemmtes Abfließen des
Erlebnisses im Subjekt. Daher wirkte die Inhaltlosigkeit viel öfter
hemmend, als das inhaltliche Wissen fördernd. Der Inhalt als Wert-
motiv blieb zurück im Verhältnis zu den direkten und Gefühlsfaktoren
und betrug durchschnittlich 3,4°/o.
 
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