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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 8.1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.3587#0321
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BESPRECHUNGEN. 3 \ 7

Materialien der Konkurrenz der Industrie parieren kann. Oder anders ausgedrückt,
daß durch die von Walter Crane und seinen Freunden heraufbeschworene (!) Pro-
duktionsform erst recht (?!) die Grundlage gegeben wird für eben das Übel, das
er vermeiden möchte«. 3. Für den Arbeiter auch nicht, denn die Ergiebigkeit des
Kunsthandwerkes »ist eine Frage der Mode, und was dann, wenn diese wechselt?«

Die Schuld an diesen Übelständen trägt die Art der Heranbildung, welche die
Kunstgewerbetreibenden in England durchmachen. Sie werden einseitig nur auf
ungeteilte, noch dazu Handarbeit geschult und wissen im Maschinenbetrieb nicht
Bescheid; daher werden sie auch von den Industriellen nicht angestellt.

Mit dieser Art des Unterrichtes wird aber die Verwaltung brechen müssen, und
auch für die englische Industrie wird die Zeit kommen, wo sie »Geschmacksware«
wird erzeugen müssen, soll sie nicht von dem aufblühenden deutschen Kunstgewerbe
»bedenklich an die Wand gedrückt werden«.

Soweit der Verfasser. Sein Gedankengang gipfelt darin, daß Kunst ha ndwerk
einer allgemeinen Geschmackskultur feindlich ist und — als der schwächere Teil —
von einer künstlerisch beseelten Industrie verdrängt werden wird. Er übersieht
dabei, daß gerade bei den Trägern ästhetischer Kultur die Industrie nur dort dem
Kunsthandwerk mit dauerndem Erfolg das Feld wird streitig machen können, wo
der handgemachte Gegenstand vor dem industriellen Erzeugnis keinen Vorzug hätte,
als eben den Ursprung aus der Handarbeit. Und auch da wird es immer noch
genug Menschen geben, welche manche sie im Hause umgebenden Geräte nicht
gerne in jedem Gasthause wiederfinden. Daß ästhetische Veredelung der Industrie
wünschenswert und in Deutschland vielfach erreicht ist, darüber war natürlich kein
Wort zu verlieren.

Graz. Rudolf Ameseder.
 
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