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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 9.1914

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Meyer, Richard M.: Der "Biographismus" in der Literaturgeschichte
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Besprechungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.3043#0260

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254 BESPRECHUNGEN.

prüfen statt zu urteilen? Sicherlich kommen wir mit jener biographischen Bureau-
kratie nicht in die Tiefe, für die es heißt: »Quod non est in actis, non est in mundo«;
aber muß es nun gleich mit gewaltsamem Absehen von unschätzbaren Hilfsmitteln
des Verständnisses und der Forschung heißen: »Quod est in actis, non est in mundo«?

Armee Esthetique.

Im April 1915 soll im Verlag von Felix Alcan, Paris, und unter der Leitung
von Prof. Viktor Basch, Paris, eine Übersicht über die vom Juli 1913 bis Juli 1914
veröffentlichten Schriften aus unserem Gebiet erscheinen. Die Ankündigung be-
zeichnet die Anne'e Esthetique als »k« recueil destine ä faire connaitre, par des ana-
lyses et des revues d'ensemble, les principaux re'sultats des recherches faites au cours
de l'anne'e, dans les diffe'rentes branches de Vesthetique et de la science de Part: esthe-
tique generale, esthetique psychologique, esthetique expe'rimentale, doctrine generale de
l'art, histoire des arts, technique des arts.«

Besprechungen.

Charles Lalo, Introduction ä Vesthetique. kl. 8°. 339 S. Paris, Armand
Colin.

Diese Einführung in die Ästhetik faßt die Ästhetik als Philosophie der Kunst-
kritik. Warum? Weil der Kritiker mit jeder allgemeinen Bemerkung, etwa über
das Problem der Tragödie, auch Ästhetik treibt? Dann sollte man die Kritik lieber
angewandte Ästhetik nennen. Oder weil der Ästhetiker beim Problem des Tragischen
einzelne Fälle, wie den Ödipus, im Bewußtsein haben wird? Aber die Kritik geht
doch letztlich immer auf das einzelne Werk, die Ästhetik dagegen bleibt nicht dabei,
ihr ist das einzelne Werk nur Hilfe und Mittel. Lalo gibt diesen Unterschied
auch zu. Eher könnte man die Ästhetik eine Philosophie der Kunstgeschichte
nennen, denn auf Historie stützt sie sich immer noch mehr und notwendiger als
auf die Kunstkritik, aber die Fragestellungen der Ästhetik sind oft so durchaus
andere als die der Geschichte, und ihre Ziele so gänzlich andere, als etwa allge-
meine Lehren aus der Kunstgeschichte zu ziehen, wie es das kleine Buch von
Woermann >Was uns die Kunstgeschichte lehrt« tut, daß auch diese Auffassung
nicht zutrifft. Oder hat der Verfasser schließlich bei jener Definition im Auge ge-
habt, daß nach seiner Meinung das zentrale Problem der Ästhetik das des Wertes
ist? Auch das rechtfertigt jene Benennung nicht.

Das Buch gliedert sich in vier Teile: 1. Die Methoden der Ästhetik, 2. Schön-
heit der Natur und Schönheit der Kunst (nebenbei gesagt ist bei Lalo der oberste
ästhetische Wertbegriff immernoch die Schönheit), 3. der ästhetische Wert, 4. Im-
pressionismus und Dogmatismus, sc. der Kritik und der Ästhetik. Über den ersten
Teil können wir hier hingehen, soweit er sich mit den falschen Methoden befaßt.
Falsch wäre die nur deduktive, die nur induktive, die nur metaphysische oder nur
positivistische und dergleichen einseitige Methoden. Richtig ist die Vereinigung aller
 
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