Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 10.1915

DOI Artikel:
Breysig, Kurt: Die Grundmaße kirchlicher Innenräume und ihre Wirkung auf unser Raumgefühl: Eine stilgeschichtliche Untersuchung
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3818#0043
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
IV.

Die Grundmaße kirchlicher Innenräume und
ihre Wirkung auf unser Raumgefühl.

Eine stilgeschichtliche Untersuchung.

Von
Kurt Breysig.

1, Ziel und Ausgangspunkt: San Paolo und Sankt Peter.

Wir sind geneigt, die Empfindungen, die uns Kunstwerke einflößen,
in allzu nahe und allzu häufige Verbindung mit den Gedankenketten
zu setzen, mit denen der Lebenszweck dieser Werke unser Bewußt-
sein zu umschlingen und zumeist auch endgültig festzuhalten pflegt.
Daneben hegen wir eine sehr unbestimmte Vorstellung von der un-
mittelbaren Gefühlswirkung der kunstmäßig wichtigen Eigenschaften
der Werke, ohne uns über sie doch allzu oft und allzu genau Rechen-
schaft zu geben. Insonderheit die Baukunst bleibt in diesem Betracht
noch vernachlässigt, obwohl sie am ehesten dazu auffordert, diesen
Mangel in unserer Bewußtheit auszufüllen. Denn da sie als ange-
wandte Kunst nicht ein Bild des Lebens gibt, sondern dem Leben
selbst dient, so ermöglicht sie nicht die Verwechslung, der die früheren
Generationen der Kunstgeschichtsforscher bei Behandlung der Malerei
und Büdnerei so häufig unterlagen, daß sie die Erzählung der Inhalte
eines Gemäldes oder eines Bildwerkes mit ihrer kunstwissenschaftlichen
Würdigung verwechselten. Sie gerieten deshalb auch den Bauwerken
gegenüber in einige Verlegenheit, so daß wir dann mit Verwunderung
etwa an Stelle der zerlegenden Beschreibung einer Kirche eine halb
novellistische Schilderung der Gedanken finden, die dem Verfasser bei
einem abendlichen Gang durch das Gotteshaus kamen. Aber auch
diejenigen Forscher, die von solchen Ausflüchten selbst weit entfernt
waren und in voller Einsicht in die Notwendigkeit begrifflicher Be-
gründung vorgingen, sind nicht ganz so verfahren, wie es hier vor-
schwebt. Jacob Burckhardt selbst, der für dies Amt der kunstgeschicht-
lichen Forschung mehr getan hat als je einer seit Winckelmann, hat
 
Annotationen