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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 10.1915

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https://doi.org/10.11588/diglit.3818#0084
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BEMERKUNGEN. 77

die Kultur Ihres Landes empfinden, eine Bewunderung, die gewiß alle gebildeten,
von Vorurteilen freien Spanier mit uns teilen. Es ist nicht zu verkennen, daß die
Wissenschaft der deutschen Universitäten gleich einem Leuchtturm ihr Licht aus-
sendet auf die Wissenschaft der ganzen gebildeten Menschheit; was insonderheit
unser gemeinsames Studium der Ästhetik und der Theorie der Kunst betrifft, so
sage ich Ihnen, Herr Dessoir, gern, daß ich es für unmöglich halte, sich in diese
Probleme ohne Kenntnis deutscher Sprache und Literatur zu vertiefen, und daß ich
persönlich mein bescheidenes Wissen hauptsächlich deutschen Büchern und Zeit-
schriften verdanke.

Veranlassung zu dieser Kundgebung in den gegenwärtigen Verhältnissen gibt
nieinen Kollegen und mir der Wunsch, daß sie als Protest gegen die ungerechten
Anschuldigungen dienen möge, die eine parteiische und von Leidenschaft ver-
blendete Presse anläßlich dieses gewaltigen Krieges gegen das deutsche Volk er-
hebt, und gegen die Bezeichnung »Barbaren«, womit die gebildetsten Männer der
Erde belegt werden. Wer die Liebe zu den Kunstdenkmälern kennt, in der jeder
Deutsche erzogen wird, wer die unvergleichlichen Museen Deutschlands besucht
hat, wer da weiß, daß es in Deutschland keine Analphabeten gibt, daß Männer
und Frauen selbst der bescheideneren Stände die Verse ihrer hervorragendsten
Dichter und die Werke ihrer unvergleichlichen Tonkünstler auswendig kennen, und
wer nun jetzt sieht, wie dies ganze deutsche Kulturvolk sich erhebt, um das Vater-
land mit seinem Blute zu verteidigen, ohne daß das Heer aus Söldnern oder Ko-
lonialtruppen besteht, der ist dessen ganz sicher, daß, wenn die deutschen Truppen
sich gezwungen gesehen haben, irgend ein Kunstdenkmal zu zerstören, sie es jeden-
falls nur getan haben, um das eigene Leben zu verteidigen.
Ich zeichne, Herr Dessoir,

hochachtungsvoll und ergebenst als Ihr

Prof. Dr. Jose Jordan de Urries y Azara.

Angeschlossen sind die Unterschriften der auch in Deutschland bekannten
Professoren:

Eduardo Perez Agudo, Martiniano Martinez, Cosme Parpal, Jose
Amorös, Claudio Miralles de Imperial, J. J. Barö y Comas, Pedro

Font y Puig.

Diese Zuschrift ist bereits in den Tageszeitungen veröffentlicht worden. Aus
dem Begleitbrief des Prof. J. J. de Urries y Azara sei hervorgehoben, daß der
Schreiber den Inhalt unseres Oktober-Heftes sehr freundlich beurteilt und hinzu-
fügt: :>es wird hier beifällig kommentiert, daß Sie in den jetzigen Zeiten genau so
arbeiten wie in Friedenszeit. Aus Frankreich erhalten wir absolut nichts; es scheint
so, als wenn alles lahmgelegt wäre«.

Vereinigung für ästhetische Forschung.

Der Jahresbericht konnte nicht veröffentlicht werden, da der für die Abfassung
zuständige Schriftführer Dr. Q. von Allesch seit Kriegsbeginn beim Heere steht.
 
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