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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 11.1916

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Dyroff, Adolf: Zur Geschichte des Kontrastgesetzes
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https://doi.org/10.11588/diglit.3817#0006

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I.
Zur Geschichte des Kontrastgesetzes.

Von

Adolf Dyroff.

Ein Jahr, nachdem Hume seine Umarbeitung des »Traktats über
die menschliche Natur« herausgab, erschien der Roman K. Fieldings
Tom Jones (1749), den Kenner zu den »besten der Weltliteratur« stellen.
uer mit scharfem Blick für geistige Schwächen ausgestattete Verfasser
will, wje er sag^ jn sejnem Buch kein anderes Mahl vorsetzen als
»die menschliche Natur« (I, 1). Dazu ist Fielding, da er nicht nur
ein Abkömmling eines an Aristoteles und Horaz gebildeten lebens-
frohen Humanismus (siehe z. B. XIV, 1. XVI, 1. XVII, 1) ist, sondern-
auch aus Locke und Shaftesbury (VIII, 1. XIII, 12) gelernt hat, trefflich
befähigt. Wenn es notwendig wäre, noch Beispiele für den vertiefen-
den Einfluß, den verinnerlichtes philosophisches Studium auf Dichter
ausübt, herbeizubringen, müßte man auf den »Tom Jones« hindeuten,
der zugleich charakteristische Muster englischer Nationalcharaktere
unverblümt schildert. Die wenigen Anleihen beim spanisch-französi-
schen Schelmenroman wird man dem sonst originellen Engländer
ebenso verzeihen wie unserem Eichendorff, wenn er das »Leben eines
Taugenichts« auf das uralte Motiv gründet.

So ist es denn nicht verwunderlich, wenn der satirische Humorist
nicht nur seine gelehrten Figuren Square und Thwackum über Fragen
der Erziehung, des Rechtes, der Religion sich in häufigen Diskussionen
ereifern läßt, wie Immermann, hier wohl Nachahmer, in den »Epigonen«
seinen humanistischen Gymnasialdirektor und den realistischen Natur-
erzieher über die Grundlagen der Geistesbildung, sondern auch mit
koketter Kaprice zu jedem Buch des Werkes eigene Einleitungen
schreibt, um seine Theorien loszuwerden.

Manch feine Bemerkung zur Ästhetik ist auf solchem Wege in das
Buch hineingekommen. So spricht Fielding, der übrigens der aristo-
telischen Nachahmungstheorie huldigt (VII, 1), sich höchst launig über
le Mittel der »Vorbereitung« des Lesers auf die Helden von Gedichten
aus. Die Art der Vorbereitung hänge von dem Charakter der einzu-
führenden Person ab. Ein tragischer Held, dessen bombastische Rede

Zeitschr. f. Ästhetik u. allg. Kunstwissenschaft. XI. J
 
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