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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 11.1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.3817#0450

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Besprechungen.

Hugo Ooldschmidt, Die Musikästhetik des 18. Jahrhunderts und
ihre Beziehungen zu seinem Kunstschaffen. Rascher & Co.,
Zürich und Leipzig 1915. 450 S.

Ooldschmidt gliedert sein Buch in einen allgemeinen und speziellen Teil. Im
ersten schildert er eingehend die Entwicklung der europäischen Musikästhetik des
18. Jahrhunderts, der zweite ist der Oper in der Beurteilung der Zeitgenossen ins-
besondere der Ästhetiker gewidmet. In Wirklichkeit ist der erste Teil nur um des
zweiten willen da. Goldschmidt ist von Hause aus und seiner eigentlichen Schulung
nach Historiker, dem der Ästhetiker in ihm zu dienen berufen ist. Als Historiker
schildert er die nationale musikalische Eigenart der verschiedenen Epochen (350
bis 351), den Kampf des musikalischen und dramatischen Prinzips in der geschicht-
lichen Entwicklung (266—270, 275—276), das Wesen der französischen und italieni-
schen Oper (303-309, 367—368, 385—388, 395—396). Immer wieder kommt er
auf Gluck und alle Besonderheiten seines Schaffens zu sprechen (333—334). Er
würdigt Glucks Genie, dem es gelang, das Charakteristische dem Sinnlich-Schönen
restlos einzufügen (307—308), seine Verwendung der durch die Vorgänger und
Zeitgenossen bereicherten und erweiterten Ausdrucksmittel (371—374, 380—382),
die Beeinflussung seiner Erfindung durch Rhythmen außermusikalischer Art (432),
sein intuitives Sichversenken in die durch die Artikulation lebendig gewordene
Sprache (158—160, 296), sein Sichbeschränken auf den »absoluten« Charakter, so
daß er meist nicht ein Ineinander, sondern ein Nacheinander der Gefühle und
Affekte gibt (242-243, 360, 394), seine Behandlung der Ouvertüre (362—363), der
Arie (375-378), des Ensemble (384-385), des Chores (388-393), des Chor-Rezitativs
(394-395), des Tanzes (396—397).

Neben Gluck charakterisiert Goldschmidt insbesondere noch Mozart (127, 160
bis 161, 243—244), die Programmusik bei Berlioz und den Neudeutschen (11, 30,
143, 236, 244—245, 250), das abweichende Verfahren Liszt's (30 Anm., 143 Anm.,
238, 306), die Tonmalerei bei Bach und Händel (127, 169—170, 201-202), bei
Mendelssohn, Schumann, Brahms (30—31, 238) und Wagner (366) nebst des letzteren
Leitmotiven (204—205, 241—242, 247—248).

Goldschmidt will die Beziehungen zeigen, die zwischen dem allgemeinen Geistes-
leben der von ihm behandelten Epoche und der Schaffensweise der Meister be-
standen (7). Der wichtigste Zweck seines Buches wäre erreicht, wenn es den
künftigen Biographien Glucks und Mozarts die Vorbedingungen an die Hand gäbe,
unter denen diese Meister geschaffen haben. Aber auch den Historikern des
Oratoriums und Liedes hofft es willkommen zu sein (261, 264—265, 297 Anm.,
447—450). Goldschmidt hat sich mit den Ästhetikern so eingehend beschäftigt, weil
er sicher war, auf diesem Wege »das Verständnis für die Musik und ihre Ausübung
im 18. Jahrhundert, ihren Wandel und endlichen Ausfluß in die neuere Zeit dem
Leser tiefer zu erschließen, als es ein Studium der Partituren und Texte allein ge-
stattetec (449). Er stellt eine unmittelbare Einwirkung jener Ästhetik auf das
 
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