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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 12.1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.3621#0152

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146 BESPRECHUNGEN.

Übereinstimmung mit sich selbst, solange der pendelnde Gang seiner Beine un-
gehindert, im Einklang mit dem vorauseilenden Blick seiner Augen, nur ablaufen
kann, wie er soll« (S. 9). Die Raumeinheit wird für den Betrachter erst mit, oder
genauer gesagt, nach dem Durchschreiten des Gebildes gewonnen. Der Raum
setzt sich aus kleineren Räumen zusammen. Ihr wohlgefälliges Zusammenstimmen
untereinander und zum Ganzen ist der wesentlichste Faktor für den künstlerischen
Genuß am christlichen Gotteshause. Dem Gesichtssinn ist hierbei nach Schmarsow
nicht etwa der Vorrang einzuräumen gegenüber der Ortsbewegung. Die von festen
Formen wie Säulen und Pfeilern erfüllten oder gebildeten Räume sind nicht wich-
tiger als die Zwischen- oder »Schalträume«. »Die Zwischenräume zwischen den
Säulenstämmen sind die entscheidenden Raumteile, die notwendigen Verbindungen
seiner drei Schiffe als Hauptteile der ganzen Raumkomposition« (S. 62). Als Bei-
spiel für die in diesem Sinne der Raumöffnung fortschreitende Entwicklung nennt
Schmarsow den Rundbogen über den Säulen, der sehr bald die Stelle des geraden
Gebälkes einnimmt.;

Für die Psychologie des künstlerischen Genusses einem Raumgebilde gegenüber
ist das Buch des Verfassers von hervorragender Bedeutung, weil mit scharfsinniger
Beobachtung auf die »rhythmischen und mimischen Werte« hingewiesen wird, die
meist über den optischen übersehen oder vernachlässigt werden.

Berlin.

Alfred Werner.

Münchner Jahrbuch der bildenden Kunst. Unter Leitung von G. Habich,
H. Wölfflin und P. Wolters herausgegeben von L. v. Buerkel. München,
Callwey. 1. u. 2. Vierteljahrsheft 1914—1915, S. 189.

Auch dem, der nicht in naturalistischer Denkweise, mit der sich der pathetische
subjektive Idealismus begegnet, im Krieg den Vater und das Maß aller Dinge
sieht, auch ihm fällt es nicht schwer, es anzuerkennen: »trotz der Schwierigkeiten,
die sich in jetzigen Kriegszeiten den redaktionellen wie technischen Arbeiten bei
Herausgabe einer kunstwissenschaftlichen Zeitschrift von der Bedeutung des Mün-
chner Jahrbuchs der bildenden Kunst' entgegenstellen, hat der Verlag . .. das Er-
scheinen der fälligen Hefte . . . ermöglicht, und zwar in Reichhaltigkeit und Vor-
nehmheit der Ausstattung . . .«

G. Habich erbringt im 1. Teil seiner Studie »Über zwei Bildnisse des Kurfürsten
Otto Heinrich von der Pfalz« in methodisch feiner Weise den wohl sicheren Nach-
weis, daß die Ottheinrich-Büsle im Louvre, eine Marmor-Kleinplastik aus der Mitte
des 16. Jahrhunderts, nicht den Meistern des Ottheinrich-Baues, nicht den Gebrüdern
Abel zuzuschreiben, sondern ein Werk des Joachim Deschler, des Nürnberger »Bild-
hauer-Conterfetters in Stein«, ist. Den terminus medius der Beweisführung bildet
die Vergleichnng der Büste mit den »Ottheinrich-Medaillen aus den Jahren 1551 bis
1559«, dieser mit den »Wiener Medaillen mit dem Stein Kaiser Ferdinands an der
Spitze« und deren Zuschreibung an Joachim Deschler. Bei letzlerem möchte aller-
dings, obwohl Habich die schwierigen Passagen besonders zu unterbauen bestrebt
ist, der Zweifel am ehesten noch einsetzen.

Der Blütezeit bayerischer Kunsi wendet sich A. Feulner zu mit seinem Beitrag:
Unbekannte Bauten Johann Michael Fischers, in dem er dem Münchener Bau-
meister, einem der führenden deutschen Architekten des 18. Jahrhunderts, mit den
Kirchen in Osterhofen, Schärding, Fürsienzell und Gossenzugen sowie dem Kloster
Neuhaus weitere Bauten (cf. Münchner Jahrbuch der bildenden Kunst 1913, S. 46 ff.)
zuschreiben kann. Da es sich immer wieder zeigt, »wie wenig noch das Bewußt-
 
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