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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 13.1919

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Schweitzer, Bernhard: Die Begriffe des Plastischen und Malerischen als Grundformen der Anschauung
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https://doi.org/10.11588/diglit.3622#0274
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DIE BEGRIFFE DES PLASTISCHEN UND MALERISCHEN USW. 269

sind rings von Luft und Licht umflossene Denkmäler menschlicher
Schöpfungskraft, die römischen Bauwerke prächtige Rahmen; sie
schaffen den Raum für alle Seiten menschlichen Tuns, Arbeit und
Rast, Lust und Schmerz.

Vielleicht gibt es kein bezeichnenderes Beispiel für den Wandel
der Anschauung im Altertum als die beiden Sinnbilder für den Zu-
sammenhang des Kosmos, die am Anfang und am Ende stehen: die
Stufenpyramide, der Zikkurat der alten Babylonierx), dessen Ursprung
sicher in ältere Zeit hinaufreicht als alle uns bekannten babylonischen
Denkmäler, und die mächtige Kuppel des Pantheon2). So wird sich
vielleicht auch einmal die Geschichte der einzelnen Völker wie die
Universalgeschichte darstellen als die allmähliche Auseinandersetzung
des Ichgefühls mit dem übrigen, ständig wachsenden Bewußtseins-
inhalt, als der Weg vom Individuum zur Gemeinschaft, vom Macht-
staat zum Rechtsstaat.

') R. Eisler, Weltenmantel und Himmelszelt I, S. 60 f.

2) Fr. Boll, Sternglaube und Sterndeutung (aus Natur- und Geisteswelt 638)
1918, S. 33.
 
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