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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 15.1921

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Lange, Konrad von: Bewegungsphotographie und Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.3623#0092
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III.
Bewegungsphotographie und Kunst1).

Von

Konrad Lange.

Ist die Bewegungsphotographie eine Kunst?

Die Antwort auf diese Frage ist schon mit dem einen Bestandteil
des Wortes, nämlich »Photographie« gegeben. Die Bewegungsphoto-
graphie kann nur insoweit eine Kunst sein, als es die Photographie
ist. Nun ist aber diese, wie jedermann weiß, keine eigentliche Kunst.
Sie kann zwar in gewisser Weise der Kunst angenähert werden und
berührt sich auch in einigen Punkten mit ihr. Aber ihr wesentliches
Kennzeichen ist der technische Prozeß als solcher. Sie ist keine
Kunst, sondern eine Technik. Der chemische Vorgang, durch den
das natürliche Licht die lichtempfindliche Schicht in der Weise ver-
ändert, daß die Lichter und Schatten des Vorbildes in der Kopie
genau wieder erscheinen, muß allerdings vom Menschen reguliert
werden. Und das erfordert eine gewisse Geschicklichkeit. Allein das
Regulieren eines Naturvorgangs ist an sich noch keine Kunst. Es be-
rührt sich nur mit der Kunst, insofern dabei gewisse Anforderungen
an den Geschmack gestellt werden. Der Photograph — und ebenso
der Kinooperateur — muß bei der Aufnahme seinen Standpunkt so
nehmen und die Beleuchtung so wählen, daß die Formen der Natur
— in unserem Falle auch ihre Bewegungen — so deutlich wie möglich
in der Kopie erscheinen. Das erfordert einen gewissen Geschmack,
eine gewisse Fähigkeit, die Wirkung zu berechnen, und das ist aller-
dings etwas der künstlerischen Fähigkeit Verwandtes. Auch der
Maler muß sich — vorausgesetzt, daß seine Absicht dahin geht, ein
bestimmtes Naturobjekt einfach zu reproduzieren — über die Ansicht,
die er dafür wählen will, klar werden. Auch er muß aus den ver-
schiedenen Möglichkeiten der Beleuchtung, die die Natur bietet, die-
jenige wählen, die für die flächenhafte Darstellung die günstigste ist,

r) Aus einer demnächst im Verlag von Ferdinand Enke erscheinenden Schrift:
»Das Kino in Gegenwart und Zukunft«. Der populäre Charakter der Schrift, die
einen wesentlich agitatorischen Zweck (Verstaatlichung des Kinos) verfolgt, mußte
auch auf die Art der Darstellung einen bestimmenden Einfluß haben.
 
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