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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 15.1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.3623#0114
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Besprechungen.

E. Waldmann, Albrecht Dürers Handzeichnungen. Leipzig, Insel-Verlag,
1918. 57 Seiten Text und 80 Vollbilder.

Der — nunmehr erschienene — 3. Teil von Waldmanns Dürer-Buch bringt
dem Titel nach die Handzeichnungen. In der Vorbemerkung des 1. Bandes
(S. 8) hieß es, der 3. Band wird »an der Hand vieler Zeichnungen über Dürers
Stil« handeln. Dürers Stil und Dürers Zeichnungen: Dürer war kein geborener
Maler, wie Grünewald einer war, sondern ein geborener Zeichner, schreibt auch
Waldmann (Bd. III S. 38). Nur fügt er hinzu, es sei ungerecht, seine Leistung in
der Malerei gering zu schätzen, »besonders angesichts des Allerheiligenbildes«.

Für Waldmanns Stilanalyse bilden aber die Hand Zeichnungen keineswegs
die ausschließliche Grundlage. Reichlich wird der Kupferstich, »das ,vornehmste'
Material des Zeichners«, herangezogen. Und auch der Holzschnitt, der nach einem
Wort Wölfflins »unmittelbar auf dem Boden der Handzeichnung steht« (Die Kunst
Albrecht Dürers3 S. 295. S. 302 berücksichtigt die Verschiedenheit). Zu diesen
Arten der Schwarz-Weiß-Kunst treten auch noch die Gemälde. Diese Breite der
Basis erhöht die Geschlossenheit der stilistischen Betrachtung, läßt aber die Eigen-
bedeutung der Handzeichnung doch zurücktreten, trotz solch ergiebiger Seiten
wie 18, 40 ff., 50, 55 u. a. Daß Waldmann seine Stilbetrachtung nicht ohne Berück-
sichtigung des Momentes der Entwicklung wie überhaupt des historischen Gesichts-
punktes durchführt, braucht nicht besonders betont zu werden. Ausdrücklich sei aber
daraufhingewiesen, wie er Technisches, Psychologisches, Formales in den Gesichts-
punkt der Entwicklung hineinarbeitet (S. 25 f., 31 f., 37, 50 f., 56 f. u. a.). Was Waldmann
an Formanalyse im 3. Band bietet: Das Raumproblem, der Bildraum, Raum und Gestalt,
Raum und Landschaft; die Gruppenbildung; Perspektive und Körperbewegung; der
Figurenstil; die Form der Monumentalität; das Licht; die Linie u. a. m., das ist reichlich
viel, eigentlich zu viel für »ein einfaches und schlichtes Buch über Dürer«. Leser aus dem
breiteren Publikum, Laien also, werden sich manchmal etwas schwer tun (z. B. S. 40 ff.,
25). Aber wir geben dem Verfasser im Grunde doch recht: selbst Dürer kann nicht ohne
weiteres genossen werden, d. h. nicht vom Gemüt, von der Phantasie, vom Gegen-
stand allein aus, wie die noch immer nachwirkende romantische Auffassung Laien
vielfach glauben läßt. Gerade Dürer interessierte sich bei seinen neuen Errungen-
schaften im ersten Stadium nicht selten sogar zu ausschließlich für das formale
Problem (S. 43). In der Enge des Formalen bleibt Waldmann aber nicht stecken.
Als letztes, im Sinne der sachlichen Bestimmung wie des persönlichen Urteils, hat
er an den Schluß seines Dürer-Buches die Worte gesetzt: »Dürers künstlerischer
Stil ist, in den entscheidenden Punkten betrachtet, nie eine reine Formangelegenheit,
sondern tief verwurzelt in menschlichen Fragen. Das Wachsen und das Reifwerden
seines Stiles bleibt bis zuletzt innig verflochten mit dem Reifwerden seines Charak-
ters« (S. 57; z. v. S. 54, 52 f., 25). Ebenso glücklich ist Waldmanns Stellungnahme
zu der Frage nach dem Verhältnis Dürers zur deutschen Gotik und zur italienischen
Renaissance. So schreibt er von der Kunstweise Dürers zwischen 1500 und 1505,
 
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