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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 16.1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.3618#0139

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BESPRECHUNGEN. I33

°'e deutsche Philosophie der Gegenwart in Selbstdarstellungen.
Mit einer Einführung herausgegeben von Dr. Raymund Schmidt. 2 Bände.
VIII, 228 u. 203 S. Leipzig, Verlag von Felix Meiner, 1921.
Es versteht sich, daß jemand, der selbst an einer deutschen Universität Philo-
°Phie lehrt, diese Bekenntnisse seiner Berufs- und Fachgenossen mit lebhaftester
Anteilnahme liest: schon der Anblick der (durchweg vorzüglichen) Bildnisse hat
mich gefesselt, noch mehr das Lebensgeschichtliche, am meisten die Darstellung
er vollzogenen und der bevorstehenden Leistungen. Doch glaube ich, daß das
nteresse an dem Werk weit über den Kreis der Philosophieprofessoren hinaus-
eicht. Da Philosophie mit der Persönlichkeit stets eng verbunden, da selbst das
achlichste Lehrgebäude stets menschlich unterkellert ist, so wendet sich unwillkür-
n die Aufmerksamkeit jedes Lernenden und Lesenden dem Philosophen zu. Hier
'ndet er nun zusammen Adickes, Bäumker, Barth, Becher, Cohn, Cornelius, Driesch,
r°os, Höfler, Joel, Meinong, Natorp, Rehmke, Troeltsch, Vaihinger, Volkelt. Einige
' nc>ere dürften allgemein vermißt werden und manche werden dauernd fehlen, auch
enn noch weitere Bände erscheinen sollten, weil sie sich zu einer Selbstdarstel-
ng nicht entschließen können. Es ist lehrreich, zu beobachten, wie verschieden
le Aufgabe von den einzelnen auf- und angefaßt wurde. Der erste ordnet sich
ganz schulmäßig ein in diese oder jene »Richtung«, der zweite spricht nur von sich
s von einem Individuum, der dritte erzählt gern von seinen persönlichen Schick-
ten, der vierte berührt sie kaum, der fünfte schreibt zunftmäßig, der sechste volks-
umlich — und so gibt es der Unterschiede genug. Selten werden — zum Glück —
ademische Schwierigkeiten und Kämpfe berührt, selten findet man — leider —
ert Philosophen in die Zeitereignisse verflochten, auch nicht einmal mit Bewußt-
en teilnehmend an den Kulturbewegungen. Um so stärker wirkt, was Meinong
111 Kriege sagt, oder wenn Natorp zu seinen Kriegs- und Revolutionsbüchern be-
merkt: »Ich hatte gar keine Wahl, sie zu schreiben oder nicht, ich mußte; sie
'eilten sich aus mir heraus, kaum anders als die musikalischen Produktionen, die
lch von Zeit zu Zeit, ohne vorher anzuklopfen, einfach überfallen . . .« Übrigens
.'eint Natorp, der sich 1881 habilitiert hat: »Einen gewissen Begriff dessen, wohin
eigentlich steuerte, konnte erst die ,Allgemeine Psychologie' von 1912 geben«,
"" Rehmke berichtet, daß seine Hauptwerke im 63. und 70. Lebensjahr erschienen
>en: wir haben also auch noch in unserer schnell lebenden Gegenwart Kantische
Naturen unter den Philosophen.

Für diese Zeitschrift soll nun kurz zusammengestellt werden, was sich an Mit-

"U'igen über ästhetische Fragen findet. Meinong erwähnt seinen ästhetischen

ojektivismus: die Schönheit sei ganz ebenso ein »Attribut« der Rose wie ihre rote

arrje; »einen Kausalzusammenhang mit einem Gefühl meint, wer jenes behauptet,

nter normalen Umständen so wenig als, wer dieses in Anspruch nimmt, an eine

ausalrelation zu einer Empfindung denkt«. Mit dem Begriff des »Phantasiegefühls«

'rd unser Anteil an künstlerisch dargestellten Vorgängen bezeichnet; mit »unper-

onliciler Schönheit« wird die Ewigkeit gewisser Schönheitswerte bezeichnet. Von

V'taseks »Wertschönheit« (die Ameseder weiter entwickelt hat) behauptet Meinong,

s'e knüpfe unmittelbar an die psychologischen Aufstellungen der allgemeinen Wert-

neorie an und lasse das Gegenständliche in den Vordergrund ästhetischer Betrach-

•jng treten. — Groos kennzeichnet seine Einleitung in die Ästhetik dahin, daß sie

1,cht eigentlich eine philosophische Ästhetik sein will, sondern entstanden ist aus

er rein psychologischen Frage nach der Eigenart der selbsterlebten Natur- und

.. nstgenüsse. Dabei seien allerdings die typenbildenden Verschiedenheiten im

as*hetischen Verhalten nicht genügend berücksichtigt worden. Ferner spricht Groos
 
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