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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 21.1927

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Rodenwaldt, Gerhart: Wandel und Wert kunstgeschichtlicher Perioden: (Inhaltsangabe)
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Weber, Wilhelm: Kunst und Geschichte: (Inhaltsangabe)
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https://doi.org/10.11588/diglit.14169#0176
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WILHELM WEBER.

des Genusses sein, aber wahrscheinlich ist gerade diese Eigenschaft
unnachahmlich und nicht wiederholbar (Dvofäk). Wer im Klassischen
— dieses in jenem allgemeinen Sinne, der es die gesamte nacharcha-
ische Antike und die gesamte neuere Kunst seit der Renaissance um-
fassen läßt — den wertvollsten Typus kunstgeschichtlicher Perioden
erkennt, wird nicht in der zufälligen einzelnen Verwirklichung, sondern
in den allgemeinen Eigenschaften, die freilich dadurch an greifbarer
Bestimmtheit verlieren, den absoluten Wert setzen, der ihn das Klas-
sische zugleich als Ausdruck des europäischen Wesens empfinden läßt.

Danach ergibt sich gegenüber dem früheren Zustande heute an-
statt einer Scheidung in wertvolle und wertlose Perioden ein Stufen-
bau von Werten, dessen Fundament durch die Wissenschaft, dessen
Spitze durch die Weltanschauung bestimmt wird.

Wilhelm Weber:
Kunst und Geschichte.

(Inhaltsangabe.)

Einleitend wurde darauf hingewiesen, daß an eine systematische
Behandlung des Themas nicht gedacht werden könne, da dem Histo-
riker solche Betrachtungsweise nicht zukomme, und der Vertreter der
Alten Geschichte sein Material aus der Geschichte des Altertums zu
wählen habe. Es wurde ferner als Aufgabe bezeichnet, an einer mög-
lichst großen Zahl von Einzelfällen aus der Geschichte des Altertums
die Beziehungen zwischen Kunst und Geschichte, die für den Histo-
riker beachtenswert scheinen, aufzuweisen.

In grundsätzlichen Erörterungen, die absichtlich so weit als möglich
gefaßte Definitionen brachten, wurde dann das Verhältnis der Kunst
zur Geschichte kurz bestimmt. Kunst ist gestaltetes Werk, Geschichte
alles vergangene Geschehen, Leben, das durch Menschenwillen und
-tat Gestalt gewann, das zu Massen geschichtet, indes nicht überall
gleich hoch, gleichmäßig verlagert sich türmt. Der Historiker sieht also,
daß Kunst, soweit sie der Vergangenheit angehört, Teil der Geschichte
ist wie irgend ein Menschenwerk, Schwester der anderen. Der Einwand
gilt nicht oder nur bedingt, daß Kunst allein als gestaltetes Werk an
Gegenwart und Zukunft teil habe, weil ihr Wesen unabhängig von
äußeren Zweckreihen durch Erlebnis, durch Schau schon zugänglich
sei, die übrigen Geschwister aber dieses Vorzuges entbehrten. Mögen
diese anderen weniger leicht nur anschauend erlebt werden können,
weil sie weniger augenfällig sich darbieten, ihre Urgründe bleiben die
gleichen: Geist, Gefühl, Stimmung, Wille und Tat; als die Vorstufen
des Heute reichen sie gleich der Kunst in das Morgen hinüber, unbe-
 
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