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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 21.1927

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Strich, Fritz: Symbol in der Wortkunst
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Drost, Willi: Form als Symbol
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https://doi.org/10.11588/diglit.14169#0370
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WILLI DROST.

Wunderverwandlungen der magischen Sinnbeschwörung die mystische
Sehnsucht der Selbstverwandlung lebt; die polare Gegenbewegung
romantischen Sinnfühlens zur Anverwandlungskraft des klassischen
Geistes. Nur wo diese Selbstverwandlungssehnsucht nicht mehr durch-
zuspüren ist, wird man von »allegorischen« Gebilden sprechen, deren
Bilderfolgen man nach der Bedeutung abtasten muß. So scheint auch
Strichs Kategorie der »Bedeutung« für das geheimnisvolle Symbol-
verhältnis der Romantik zu abstrakt, so wertvoll sie sich in Cassirers
systematischem Aufbau der Sprache darstellt. Es ist vielmehr auch
hier das Verhältnis des Dichters zum Sinn, als ein Sinnsuchen, Sinn-
fühlen, Sinnfinden, aus dem sich der Einheitsbegriff dieser Sym-
bolik wird finden lassen müssen.

Für die am dichterischen Phänomen sich orientierende Literatur-
forschung bleibt neben dem bewußten Verhältnis des Dichters zum
Sinn als Grundlage des Symbols zuletzt noch ein anderes Symbol-
verhältnis aufschlußreich, wie es sich im Gemeinfühlen des Volkslieds
zeigt. Hier ist kein Sinngeben und Sinnfinden, sondern ein ursprüng-
liches Sinn-Haben. Aus dem Ineinandergefügtsein des Menschlichen
mit der umgebenden Natur, aus der Erfahrenheit des Miteinander,
erwirkt sich ein unmittelbar sinnvolles Sein von unnachahmlich eigner
Qualität; eine nicht gedachte, nicht gefühlte, sondern gelebte Sinn-
bezogenheit, die ein überindividuelles Geistiges im Sein selber aufzeigt,
der ewige Leitstern aller Symbolschöpfungen.

Willi Drost:
Form als Symbol.

Mit 2 Abbildungen.

(Verhandlungsleiter: Kurt Gerstenberg.)

Mein Thema »Form als Symbol« zielt auf die symbolische Bedeu-
tung, die der Form schlechthin zukommt. Es will nicht besagen, daß
bestimmte Formen andersartige Inhalte symbolisieren können, wie etwa
im frühen Christentum der Fisch Christus symbolisierte oder im
Barock der Anker die Hoffnung. Das wäre gegenständliche Symbolik.
Indem der Mensch des frühen Christentums den Fisch bewußt für
etwas anderes nahm und unter ihm verstanden wissen wollte,
drückte er doch in der Art, wie er ihn bildete, seinen eigenen Zu-
stand und den Zustand seines Zeitalters unmittelbar aus. Diesen allge-
meinen symbolischen Wert der Form meine ich, und damit steht die
Form, die gegenständlich symbolische Bedeutung hat, auf gleicher
Linie mit allen anderen vom Menschen hervorgebrachten Erzeugnissen.
Prinzipiell könnte sich also das Thema auf alle diese sichtbaren Formen
 
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